Die SED schien 1989 gemeinsam mit dem von ihr geführten Herrschaftssystem der DDR zu zerbrechen. Doch trotz der massiven Verluste an Mitgliedern und Machtressourcen gelang es ihr, sich durch Umbenennung in PDS und den Aufstieg einer jüngeren Funktionärsgeneration zu retten. Die PDS konsolidierte sich als Interessenvertretung der ehemaligen DDR-Eliten und als erfolgreiche ostdeutsche Regionalpartei, die bis in den Westen ausstrahlte. Damit wurde sie mittelfristig zu einem dauerhaften Faktor in der politischen Landschaft der Vereinigungs-gesellschaft als teils linkssozialdemokratische, teils antikapitalistische Kraft.
Diese Transformation zur postkommunistischen Partei wurde Ende der 1990er Jahre von verschiedenen sozialwissenschaftlichen Studien beschrieben. Der nunmehr mögliche Zugang zu internen Akten und der zeitliche Abstand erlauben eine zeithistorische Neuanalyse anhand interner Dokumente und neuer Perspektivierungen. Das ausgeschriebene Dissertationsprojekt soll untersuchen, wie sich die PDS seit dem Herbst 1989 personell, organisatorisch und programmatisch transformierte und in den 1990er Jahren entwickelte. Dies soll sowohl auf der Leitungsebene als auch anhand ausgewählter Fallstudien zu Landesverbänden geschehen. Dabei wird über eine Akteursanalyse hinaus eine gesellschaftsgeschichtliche Einbettung angestrebt, die unter anderem folgende Aspekte behandeln sollte:
- organisatorische, finanzielle und personelle Entwicklung des Parteiapparates
- programmatische Rolle in der Vereinigungsgesellschaft
- biografische Kontexte maßgeblicher Akteure auf zentraler und regionaler Ebene
- Entwicklung und Selbstverständnis im Kontext parlamentarisch-demokratischer Systeme
- gesellschaftliche Verankerungen und Interaktionen
Die wissenschaftliche Anbindung und Betreuung der Dissertation erfolgt am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) durch Prof. Dr. Frank Bösch und Dr. Jens Gieseke, die Promotion an der Universität Potsdam. Die Rosa-Luxemburg-Stiftung vergibt das Stipendium und unterstützt die/den Bearbeiter/in durch Zugang zu den Archivunterlagen der 1990er Jahre und bei der Erschließung neuer Bestände, die die Grundlage für diese Forschungsarbeit bilden sollen. Das Projekt steht dabei in einem Forschungszusammenhang mit weiteren Promotionen, die unter Koordination der „Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien“ die Entwicklung anderer Parteien in Ostdeutschland seit 1990 untersuchen.
Die Ausschreibung richtet sich primär an Absolvent/innen geschichtswissenschaftlicher Studiengänge, die bereits Erfahrungen in der jüngeren Zeitgeschichte gesammelt haben. Absolvent/innen sozialwissenschaftlicher Studiengänge sollten Erfahrungen in relevanten historischen Feldern aufweisen.
Das Promotionsstipendium beträgt z.Z. 1.350,- Euro im Monat.
Die Bewerbung erfolgt online über ein Bewerbungsportal, welches ca. Mitte Februar geöffnet wird.
Weitere Informationen sind hier zu finden:
https://www.rosalux.de/stiftung/studienwerk/bewerbung/
Bitte informieren Sie sich auf der Website der Rosa-Luxemburg-Stiftung über notwendig einzureichende Unterlagen. Bitte berücksichtigen Sie, dass nur vollständige Bewerbungen (Ausnahme: Promotionszulassung – hier laden Sie bitte ein Blatt hoch auf dem steht, dass Sie sich für das ausgeschriebene Stipendium zum Thema SED/PDS bewerben) berücksichtigt werden können.