HT 2010: Prekäre Siege. Die römische Monarchie und der Bürgerkrieg

HT 2010: Prekäre Siege. Die römische Monarchie und der Bürgerkrieg

Organisatoren
Johannes Wienand, Universität Heidelberg; Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VHD); Verband der Geschichtslehrer Deutschlands (VGD)
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
28.09.2010 - 01.10.2010
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Von
Wolfgang Havener, Fachbereich Geschichte & Soziologie, Universität Konstanz

Der Bürgerkrieg war ein hochgradig dynamisierendes Element der römischen Monarchie, hat in der modernen Forschung zu Prinzipat und Spätantike bislang jedoch nur unzureichende Beachtung gefunden. Die Sektion „Prekäre Siege“ auf dem Historikertag 2010 in Berlin widmete sich diesem Phänomen und befasste sich mit der Frage, wie sich der Bürgerkrieg auf die Genese des römischen Kaisertums von seiner Etablierung durch Augustus bis in die Spätantike auswirkte. Im Mittelpunkt stand dabei die Ambivalenz im diskursiven Umgang mit dem Bürgerkrieg: So stellte der militärische Erfolg im Allgemeinen ein zentrales Element kaiserlicher Legitimationsbemühungen dar. Im Falle des Bürgerkriegs trat zudem das Motiv der liberatio hinzu, wie es bereits im Tatenbericht des Augustus formuliert wird: Der siegreiche Feldherr hat den gefährdeten Staat aus den Händen einer factio befreit. Gleichzeitig befand sich der Sieger jedoch aufgrund der negativen Semantisierung des Bürgerkriegs in einer äußerst prekären Situation. Der Sieg in einem solchen Konflikt konnte nicht nur zur Stabilisierung der eigenen Position genutzt werden, sondern barg zugleich ein enormes Potential für Kritik und für die Delegitimierung des Herrschers. Diese Problematik fand ihren Niederschlag einerseits in der kaiserlichen Selbstdarstellung, innerhalb derer die heiklen Aspekte des Bürgerkriegs weitestgehend ausgeblendet wurden, sowie andererseits in bestimmten Narrativen und in der Gesamtheit des literarischen, öffentlichen und politischen Diskurses über den Bürgerkrieg.

ULRICH GOTTER (Konstanz) widmete sich in seinem Vortrag der Genese und Festigung des frühen Prinzipats und ging dabei konkret der Frage nach, welche Funktionen die Schilderung exzessiver Gewalt im Rahmen kaiserzeitlicher Darstellungen der Bürgerkriege der späten Republik erfüllen sollte. Den Ausgangspunkt seiner Überlegungen bildete die Beobachtung, dass das Bürgerkriegsnarrativ in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten durch eine Häufung von Schilderungen extremer Grausamkeit und Brutalität gekennzeichnet ist.

Besonders deutlich lässt sich diese Entwicklung Gotter zufolge im Versepos des Lukan über den Konflikt zwischen Pompeius und Caesar erkennen, dessen Höhepunkt die Beschreibung der Schlacht von Pharsalos bildet. Der Krieg zwischen römischen Bürgern wird darin in äußerst brutalen Bildern dargestellt, das Geschehen selbst als ein maßloses Morden. Auf diese Weise habe Lukan konsequent traditionelle Darstellungstabus mittels eines „Hyperrealismus des Schrecklichen“ überschritten. In den Pharsalia, so betonte Gotter, werden zum ersten Mal der positiv konnotierte externe und der negative interne Krieg explizit einander gegenüber gestellt, indem durch die eingehende Wiedergabe bestialischer Gewaltexzesse der Schrecken des Bürgerkriegs deutlich hervorgehoben wird. Diese scharfe Trennung zwischen legitimem externem Krieg und durch die Schilderung der Brutalität delegitimisiertem Bürgerkrieg stellt für Gotter eine Entsprechung zur binären Linie von domi und militiae im römischen Kontext dar, das heißt zwischen friedvollem Inneren und feindlichem Äußeren. Der Sieg im Bürgerkrieg stelle den Sieger unter einen enormen Rechtfertigungsdruck, auf den dieser lediglich durch die Diskriminierung des Verlierers antworten könne und ihn zwinge, die Überlebenden der anderen Seite nochmals zur Rechenschaft zu ziehen (beispielsweise durch Proskriptionen). Dies trage jedoch nicht zur Entschärfung des Konflikts bei, sondern berge stattdessen Potential für eine neuerliche Eskalation.

Aus diesen Beobachtungen ergaben sich für Gotter zwei zentrale Fragen: Warum bleibt das Bürgerkriegsnarrativ, wie es oben beschrieben wurde, auch im relativ friedlichen ersten und zweiten Jahrhundert so relevant, dass es in den entsprechenden Texten seit Lukan immer wieder auftaucht? Und weshalb hat sich offenbar vor allem der in der Literatur intensiv bearbeitete Konflikt zwischen Octavian und Antonius tiefer in die Erinnerung eingegraben als vorige Bürgerkriege? Von entscheidender Bedeutung ist dabei für Gotter die Verbindung von internem Krieg und der Etablierung eines gänzlich neuen Herrschaftssystems durch Augustus. Im Prinzipat komme dem Bürgerkriegsnarrativ eine höchst ambivalente Funktion zu: So habe einerseits Augustus selbst den Sieg im Bürgerkrieg zur Legitimierung seiner Vormachtstellung (insbesondere dem alleinigen Oberbefehl über die Truppen) benutzt. Die pax Augusta habe im Wesentlichen darin bestanden, den Krieg wieder nach außen zu verlagern. Andererseits sei das Narrativ auch für die Kritik an Augustus als dem finalen Profiteur der inneren Auseinandersetzungen instrumentalisiert worden. Der Bürgerkrieg konnte aus dieser Perspektive als Auslöser des Untergangs der traditionellen Ordnung und als Mittel zur Auslöschung der alten Führungsschicht dargestellt werden. Im Rahmen dieses Narrativs konnte, wie Gotter herausarbeitete, die Oberschicht im Verhältnis zum Monarchen explizit viktimisiert werden, wodurch sich ein neues Interpretationsmuster für Konflikte zwischen Kaiser und Eliten ergab. Das Bürgerkriegsnarrativ entwickelte sich so zu einem während der gesamten Kaiserzeit stabilen Element aristokratischer Selbstbeschreibung.

Diese Überlegungen Gotters bieten zahlreiche interessante Ansatzpunkte. So könnte unter anderem die Frage gestellt werden, ob sich die aufgezeigten Selbstdarstellungsmodi der Oberschicht nur auf das Verhältnis zum Kaiser beschränkten oder ob auch inneraristokratische Konflikte auf diese Weise bearbeitet werden konnten, wenn beispielsweis eine Schilderung des Selbstmords Catos als implizite Kritik am Opportunismus der überlebenden Führungsschicht und ihrer Anpassung an das neue Herrschaftssystem gedeutet werden würde. Lohnend wäre es möglicherweise ebenfalls zu untersuchen, ob und wie sich unterschiedliche Kontexte auf die Verwendung des Bürgerkriegsnarrativs auswirkten.

Dem krankheitsbedingten Ausfall eines Referenten war es geschuldet, dass die Entwicklungen im dritten Jahrhundert nicht eingehender beleuchtet werden konnten. Dennoch bildete diese Zeit, in der ein Kreislauf aus immer neuen Usurpationen und mit ihnen oftmals verbundenen reichsweiten Bürgerkriegen gleichsam zum Dauerzustand wurde, die entscheidende Schnittstelle im Übergang vom Prinzipat der ersten Jahrhunderte zur Spätantike. Die ständig wechselnden Herrscher sahen sich dabei mit einem schwerwiegenden Problem konfrontiert: Der Sieg im Bürgerkrieg und die Durchsetzung gegen andere Prätendenten waren für erfolgreiche Usurpatoren oftmals der einzige Weg, sich eine Legitimationsbasis zu verschaffen. Ohne ein solches Grundmaß an Stabilität war ein neuer Herrscher nicht in der Lage, die anderen Probleme des Reiches wie beispielsweise die wachsende Bedrohung an den Ost- und Nordgrenzen anzugehen. Gleichzeitig musste ein enormer kommunikativer Aufwand betrieben werden, um einen Herrschaftsbeginn, der auf dem Kampf gegen römische Bürger beruhte, akzeptabel zu machen. Eine eingehende Untersuchung der Prozesse des dritten Jahrhunderts müsste folglich den jeweils spezifischen Umgang mit dem Bürgerkrieg im Rahmen der sich permanent wandelnden Kontexte herausarbeiten, um aus diesem ein Gesamtbild der Veränderungen in dieser Phase zu entwickeln.

Mit dem Wandel der Inszenierungen von Bürgerkriegssiegen im späten dritten und vierten Jahrhundert befasste sich der Vortrag von JOHANNES WIENAND (Heidelberg). Gegenüber dem ersten und zweiten Jahrhundert ergibt sich durch eine Reihe struktureller Veränderungen eine merkliche Diskrepanz. Im Spannungsfeld innenpolitischer Auseinandersetzungen wurden in zunehmendem Maße Verweise auf das kriegerische Engagement eines Kaisers im Bürgerkrieg zur Mehrung des militärischen Ruhms eingesetzt. Sowohl in kaiserlichen Bildprogrammen (Münzen, Reliefs) als auch in Panegyriken, Siegesmonumenten und Inschriften wurden triumphale Sinngehalte, die früher dem Krieg gegen externe Feinde vorbehalten waren, auf den innerrömischen Konflikt übertragen – die Grenzen zwischen den konventionellen Darstellungsmodi wurden dabei zunehmend verwischt. Besonders deutlich zeigt sich dies in den triumphalen Feierlichkeiten, die nach den großen Bürgerkriegssiegen von Konstantin, Constantius II. und Theodosius in Rom zelebriert wurden.

Vor dem Hintergrund dieser Beobachtung ging Wienand der Frage nach, wie dieser neue Umgang mit dem Phänomen des Bürgerkriegs möglich werden konnte. Die Grundlagen sieht er in einer Reihe soziopolitischer Entwicklungen des dritten Jahrhunderts: Zum einen wurde die Bedeutung des Bürgerstatus durch die Constitutio Antoniana von 212 einem umfassenden Wandel unterzogen und verlor sukzessive an Integrationskraft. Stattdessen rückten regionale Identitäten stärker in den Vordergrund. Dazu trug auch die zunehmende Bedeutung kollegialer und dynastischer Formen von Herrschaftsteilung bei, durch die Herrscher von Teilreichen räumlich begrenzte Loyalitätssysteme etablieren konnten. All dies habe, so Wienand, dazu beigetragen, dass das Töten von römischen Bürgern anschlussfähiger werden konnte als in der Zeit davor.

Dennoch führt für Wienand keine gerade Linie vom dritten Jahrhundert zu den triumphal inszenierten Bürgerkriegssiegen des vierten Jahrhunderts. Eine so deutliche Aufladung eines Bürgerkriegssiegs mit Topoi, die in früherer Zeit dem Sieg über Barbaren vorbehalten waren, kann nicht lediglich als Kulminationspunkt eines schleichenden Prozesses verstanden werden. Dies zeigt sich schon daran, dass noch zur Zeit der Tetrarchie grundsätzlich an einer semantischen Differenzierung zwischen externem Krieg und Bürgerkrieg festgehalten wurde. Konstantin selbst hat noch zwei Jahre vor seinem triumphal inszenierten Sieg über Maxentius gänzlich darauf verzichtet, einen Bürgerkriegssieg für die Demonstration seiner militärischen Fähigkeiten zu verwerten.

Entscheidende Bedeutung kommt also dem jeweiligen politischen Kontext zu: Nach dem Sieg über Maxentius war Konstantin mit einer Situation spannungsreicher Herrschaftsteilung konfrontiert, die einen enormen Profilierungsdruck auf die einzelnen Teilherrscher ausübte. Zugleich hat die politisch-militärische Erfolgsgeschichte der diocletianischen Herrscherkollegien unhintergehbare Maßstäbe gesetzt, an denen sich auch Konstantin messen musste. Eine Auseinandersetzung auf Augenhöhe gelang Konstantin, indem er den prekären Sieg im Bürgerkrieg zur Demonstration der eigenen Stärke und des eigenen Führungsanspruchs nutzte. Die Gegenprobe zu dieser Hypothese gelingt Wienand durch den Vergleich mit dem Sieg über Licinius. Konstantin war nun Alleinherrscher und konnte in dieser Situation zum klassischen Modell des Umgangs mit dem Bürgerkriegssieg zurückkehren. Erst in der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts hat sich der triumphal inszenierte Bürgerkriegssieg endgültig als Standardoption für die Inszenierung militärischen Charismas durchgesetzt.

Um diese Thesen Wienands zu überprüfen, müsste man sich, wie oben bereits erwähnt, eingehender mit dem dritten Jahrhundert beschäftigen. Gerade die Hervorhebung der den innenpolitischen Umständen geschuldeten bewussten Entscheidung Konstantins könnte sich hier als besonders anschlussfähig erweisen. Der Kaiser erscheint hier deutlich als aktiv Handelnder. Diese Dimension wird gerade auch in der Forschung zum dritten Jahrhundert oftmals übersehen, wenn den Herrschern lediglich die Rolle des reagierenden Parts zugestanden wird.

Mit dem Wandel der Diskurse über kaiserliche Amnestien als einem bislang kaum beachteten Aspekt der Christianisierung hat sich HARTMUT LEPPIN (Frankfurt am Main) in seinem Vortrag auseinandergesetzt. Den Fokus legte Leppin dabei zunächst auf das vierte Jahrhundert, das wesentlich durch zwei Faktoren geprägt war: zum einen eine fortschreitende Desintegration durch das Auseinanderbrechen der Armee, die in der Wahrnehmung der Zeitgenossen zuvor oftmals das Reich selbst verkörpert hatte, in verschiedene regional basierte Teilheere; zum anderen ein dadurch bedingter gewaltiger Verlust an Ressourcen für die Herrscher, die sich im Krisenfall oft nur noch auf einen Bruchteil der eigentlich zur Verfügung stehenden Soldaten stützen konnten. Diese Gemengelage habe wesentlich den Umgang des Bürgerkriegssiegers mit den Angehörigen der gegnerischen Partei bestimmt, insbesondere mit den unterlegenen Soldaten. Die Tötung von Feinden erwies sich nach einem Erfolg für den Sieger als nicht praktikabel, da auf diese Weise die Desintegration weiter vorangetrieben worden wäre. Der Regelfall waren aus diesem Grund eine allgemeine Amnestie und die Integration der Truppen in das eigene Heer, von der meist nur der unterlegene Usurpator selbst und sein engstes Umfeld ausgenommen waren. An ihnen wurden stattdessen die Exempla statuiert, die für eine Demonstration der Stärke und für eine Einforderung von Loyalität auch gegenüber den neuen Soldaten im Heer des Siegers unerlässlich waren. Leppin betonte, ein solcher Umgang mit Unterlegenen habe unterschiedlichste diskursive Möglichkeiten geboten, sowohl für Affirmation als auch für Kritik. In den Quellen ließen sich folglich im Rahmen der spärlichen Angaben zur Behandlung von Besiegten einerseits lobende Hervorhebungen der Milde des siegreichen Kaisers finden, andererseits auch harsche Kritik an der Brutalität angeblich vorgenommener Bestrafungen. Entscheidend sei hierfür die Ausrichtung der jeweiligen Quelle gewesen, wobei die fortschreitende Christianisierung und der Bedeutungszuwachs des Bischofsamtes eine wichtige Rolle gespielt hätten.

Die kaiserlichen Handlungsmuster des vierten Jahrhunderts sind für Leppin von einer einheitlichen Praxis bestimmt: Es habe zumeist keine grausamen Massenbestrafungen gegeben. Der Normalfall seien vielmehr eine weitgehende Herstellung des status quo ante und die Nutzung der neuen militärischen Ressourcen durch den Sieger gewesen. Insbesondere die Amnestien für die Soldaten spielten dabei die entscheidende Rolle, so Leppin. Der siegreiche Kaiser habe ein klares Interesse daran gehabt, die Truppen des unterlegenen Usurpators in das eigene Heer zu übernehmen. Massenhinrichtungen hätten stattdessen das Ressourcenproblem zusätzlich unnötigerweise verschärft. Dabei habe es sich im vierten Jahrhundert keineswegs um ein neues Phänomen gehandelt. Neu sei jedoch eine mögliche Interpretation dieser Praxis vor einem christlichen Hintergrund gewesen. Amnestien wurden insbesondere in Quellen, die von Bischöfen verfasst wurden, oftmals auf den Willen Gottes zurückgeführt, wodurch ein christlicher Horizont eröffnet wurde, der mit der gesamten Herrscherdarstellung der Spätantike korrespondierte. Leppin sieht darin eine Vermischung von Herrschertugenden und christlichen Idealen, die sich am Umgang mit dem unterlegenen Gegner besonders gut verdeutlichen lasse. Vor dem neuen religiösen Hintergrund konnte auf diese Weise ein gebräuchliches Verfahren zu einer Forderung nach genereller Schonung für den Gegner im Sinne christlicher Nächstenliebe ausgeweitet werden. Die besondere Dimension des vierten Jahrhunderts liege folglich in einer Koinzidenz praktischer Elemente wie des Ressourcenproblems und eines neuen, vor allem durch die Bischöfe zur Stärkung der eigenen Position etablierten Deutungsmusters. Dass sich dieses am Ende der Epoche weitgehend durchgesetzt habe, illustrierte Leppin am Beispiel der Meuterei des oströmischen Heeres bei Monokarton im Jahr 588 sowie ihrer friedlichen Beilegung.

Es stellt sich an dieser Stelle die Frage, inwiefern sich ein fester Zusammenhang zwischen dem von Leppin beschriebenen Umgang mit besiegten Gegnern und dem Bürgerkrieg ausmachen lässt. Es könnte sich daher als lohnend erweisen, ein vom Einzelfall abstrahierendes Frageraster für den Umgang mit Unterlegenen nach einem Krieg zu entwerfen. Auf diese Weise könnte beispielsweise geklärt werden, ob bestimmte Kriegsarten bestimmte Handlungsmuster nach sich zogen, und eine Art Typologie dieser Handlungsmuster entworfen werden.

Die drei im Rahmen der Sektion gehaltenen Vorträge konnten eindrücklich vor Augen führen, welches Potential sich aus einer Untersuchung des Bürgerkriegs in einer diskursanalytischen Perspektive ergeben kann. Um die gesamte Dimension dieses Phänomens zu erfassen, muss sowohl nach der Präsentation eines Sieges im Bürgerkrieg durch die Beteiligten als auch nach der Rezeption dieser Darstellung gefragt werden. Und auch die aus dieser Rezeption sich ergebende Fremdbeschreibung, sei sie nun zeitgenössisch oder nicht, muss in den Fokus gerückt werden. Auf diese Weise ist es möglich, Konventionen und Grenzen im Rahmen von Selbst- und Fremddarstellung herauszuarbeiten und die Entwicklung der Rede über den Bürgerkrieg nachzuverfolgen. Ungeachtet der in der Abschlussdiskussion von Aloys Winterling (Berlin) vorgebrachten Bedenken, ob der Terminus „Bürgerkrieg“ auf die kaiserzeitlichen Konflikte zwischen römischen Feldherren, die jeweils ein Berufsheer befehligten, überhaupt angewandt werden könne, ist festzuhalten: Da der Kampf Römer gegen Römer während der gesamten Kaiserzeit eines der beherrschenden Themen des öffentlichen Diskurses wie auch der kaiserlichen Politik war, können sich hieraus neue und anschlussfähige Erkenntnisse ergeben.

Sektionsübersicht:

Ulrich Gotter (Konstanz): Blutige Ursprünge. Das Bürgerkriegsnarrativ und die Formierung der römischen Alleinherrschaft

Matthias Haake (Münster): Ambivalente Siege. Der Umgang mit dem Sieg im Bürgerkrieg im langen dritten Jahrhundert (ausgefallen)

Johannes Wienand (Heidelberg): Herrschaftsteilung und Bürgerkrieg. Die Entgrenzung der victoria civilis zwischen Prinzipat und Spätantike

Hartmut Leppin (Frankfurt am Main): Der Bürgerkrieg und das christliche Imperium


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