Seit den 1960er Jahren hat sich in der Bundesrepublik Deutschland nach unübersichtlichen Anfängen eine überaus heterogene und zutiefst traumatisierte jüdische Gemeinschaft mit über Jahrzehnte konstanten ca. 30 000 Mitgliedern etabliert. Um Größenordnungen kleiner war die jüdische Gemeinschaft in der damaligen DDR. In keinem Verhältnis zu den Zahlen aber war die symbolische Bedeutung und öffentliche Funktion dieser Überlebendengemeinschaft in beiden deutschen Staaten. Vor allem in der Bundesrepublik wurde sie von Staat, Gesellschaft und Kirchen als homogenes Opferkollektiv wahrgenommen, in besonderer Weise hofiert und durch einen ambivalenten „Unberührbaren“-Status gelegentlich auch korrumpiert. Diese Ausgabe von Trumah bringt Dokumentationen und Analysen zum Schwerpunktthema Juden in der Bundesrepublik Deutschland.
Alfred Bodenheimer: Unvereinbare Landschaften. Martin Walser, Auschwitz und die Juden
Hans Jakob Ginsburg: Der Lebensretter
Kurt Grünberg: Erinnerung und Rekonstruktion. Tradierung des Traumas der nationalsozialistischen Judenvernichtung und Antisemitismus in der Bundesrepublik Deutschland
Shila Khasani: Eine Minderheit in der Minderheit: Das politische Engagement der linksorientierten Juden der Frankfurter „Jüdischen Gruppe“
Doron Kiesel: Zur Migration und Integration der aus der ehemaligen Sowjetunion eingewanderten Juden in Deutschland
Susanne Schönborn: „Ein reinigendes Gewitter“ – Die Fassbinder-Debatte 1984/85 als Markstein deutsch-jüdischer Nachkriegsgeschichte
Alon Tauber: Die Enstehung der jüdischen Nachkriegsgemeinde in Frankfurt am Main 1945-1949
Außerhalb des Schwerpunkts: Ronen Reichman: Zur Rezeption der Halacha in den Urteilen des Obersten Gerichtshofes in Israel. Ansätze zur Entfaltung eines Modells anhand einer Fallstudie
Annette Weber: Der Streit zwischen Kaiser Heinrich und Rabbi Kalonymos um den neu errichteten Dom zu Speyer
Reuven Kritz: Der kreative Prozess
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