Während den deutschen Geschichtsdidaktikern mit Zeitschriften wie Geschichte in Wissenschaft und Unterricht (GWU), Praxis Geschichte oder Geschichte lernen eine recht breite, die unterschiedlichen Interessenlagen abdeckende Publikationspalette zur Verfügung steht, ist das Feld in diesem Bereich in Italien sehr mager bestellt. Die Ursache dafür könnte in den zersplitterten strukturellen und gesellschaftlichen Wirklichkeiten liegen, die es bisher verhinderten, dass weder zentrale noch regionale historische Verbände der Unterrichts- und Lehrerbildung zusammengeführt werden konnten. Die zwischen 1987 und 2001 bei Bruno Mondadori (Milano) verlegte Zeitschrift Viaggi di Erodoto, die die historische Wissenschaft mit ihrer Didaktik verband, war zwar zunächst sehr erfolgreich, wurde dann jedoch vom Verlag gezwungen, den didaktischen Teil zugunsten wissenschaftlicher Beiträge zurückzufahren. Die Folge war ein rapider Rückgang der Abonnentenzahlen, der schließlich zum Einstellen der Zeitschrift führte. Nun unternimmt Antonio Brusa, Professor für Geschichte und ihre Didaktik an der Universität Bari und ursprünglich an den Viaggi di Erodoto beteiligt, einen neuen Versuch. Die Zeitschrift „Mundus“ stellt allerdings schwerpunktmäßig die Geschichtsdidaktik in den Vordergrund und ergänzt diese um fachwissenschaftliche Beiträge. Brusa konnte für dieses Unternehmen den renommierten, bereits 1939 gegründeten Verlag Palumbo Editore in Palermo (www.palermoeditore.it) gewinnen, der als überwiegend geisteswissenschaftlich ausgerichteter Verlag zu den wichtigen in Italien zählt und sich insbesondere auf die Bereiche Unterricht und Schule konzentriert. Im weiteren Herausgeberteam befinden sich Luigi Cajani von der Sapienza Universität Rom und Alessandro Cavalli von der Universität Pavia.
Das erste Heft (mit 235 Seiten) von mundus. Rivista di didattica della storia kam Anfang 2008 heraus. Die zweimal jährlich erscheinende Zeitschrift gliedert sich, wie aus ihrem auf dem Cover hervorgeht, in jeweils acht Kategorien: editoriale, questioni, ricerche, dossier, laboratorio, panorama, biblioteca, strutture. Damit sind zugleich Rahmen und Struktur der Zeitschrift charakterisiert. Im Zentrum steht jeweils ein Schwerpunktthema (dossier), das einen historischen Abschnitt behandelt, dabei den gesamten Erdraum mit einbezieht (im ersten Heft das Neolithikum, verantwortet durch Massimo Tarantini) und einen breiten Raum beansprucht (in diesem Heft fast 100 Seiten). Der zweite Schwerpunkt bildet das laboratori, in dem Erfahrungen aus der Unterrichtspraxis vorgestellt oder didaktische Vorschläge an Beispielthemen entwickelt werden (hier etwa 50 Seiten). Schon in diesen beiden zentralen Themenkomplexen wird deutlich, dass die Herausgeber bewusst nicht nur italienische Inhalte und Perspektiven vertreten, sondern auch europäische und internationale historische Befunde und Untersuchungen mit einbeziehen, wenn sie Autoren aus anderen europäischen und außereuropäischen Ländern zu Wort kommen lassen. Die Internationalität erstreckt sich auch auf die didaktischen Beiträge und Analysen (ricerche) und die übrigen Rubriken, in denen Fragen zu Curricula und Schulbüchern (questioni) behandelt werden und in denen zusammenfassende Berichte über historisch-didaktische Konferenzen und Verbände (panorama, strutture) sowie Rezensionen (biblioteca) das Terrain abrunden. Hier wird ein breit gefächerte Spektrum sichtbar, das in seiner Vielfalt einen großen Interessentenkreis zwischen Forschung und Praxis von Geschichte und Geschichtsunterricht ansprechen wird. Eine lange Liste wissenschaftlicher Berater (aus Deutschland etwa Falk Pingel vom Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung) verspricht eine hohe internationale Akzeptanz sowie Vielfalt und Ausgewogenheit der Inhalte.
Das Layout der Zeitschrift befindet sich auf hohem graphischen Niveau und erhöht damit zugleich die Lesbarkeit, indem es moderne Gestaltungstechniken auf Glanzpapier mit farbigem Bildmaterial und abgestuften Druckbildformen verbindet, wovon die deutschen Fachzeitschriften in diesem Bereich noch weit entfernt sind. Das für Deutschland ungewöhnliche Format von 28 x 20 cm ist in Italien sehr gängig und wird dort in der Regel auch für Schulbücher benutzt. Der Umfang, der wohl auch zukünftig die 200 Seiten-Marke überschreiten wird, hat Buchniveau und wird ebenfalls zur Verbreitung des Periodikums beitragen.
So ist der Zeitschrift zu wünschen, dass sie nicht nur in Italien einen großen Abnehmerkreis findet, sondern auch in vielen anderen, vor allem europäischen Ländern, auch wenn mögliche Sprachhindernisse Einschränkungen befürchten lassen. Auf der anderen Seite gibt es vor allem in Deutschland zunehmend mehr des Italienischen kundige Historiker und Lehrer, die in die internationale Fachdiskussion über den Geschichtsunterricht eingreifen könnten. Und mit mundus gibt es nun ein Forum, das einen solchen, zunehmend globalen Diskurs ermöglicht.
Autorin Zeitschriftenankündigung: Dr. des. Gisela Teistler, Comeniusstr. 6, 81667 München
6 Editoriale Antonio Brusa
10 Nebulosa precontemporanea: quale materia prima per operatori culturali? Giuseppe Sergi
14 La formazione dell’insegnante di storia nelle Ssis Andrea Zannini
15 CORRIMANO La polemica in Spagna sull’educazione civica Rafael Valls
22 Mezzo secolo di conflitti tra gli autori dei manuali scolastici e lo Stato giapponese: una nuova fase? Masao Nishikawa
23 CORRIMANO Un manuale di storia franco-tedesco Alessando Cavalli
27 La storia nelle Indicazioni per il curricolo della scuola primaria del 2007. Un panorama di commenti
37 CORRIMANO I nuovi manuali di storia in Grecia. Cronaca di una guerra ideologica sul passato nazionale Maria Repousi
48 1 A che serve la storia Mario Liverani
53 2 Le questioni socialmente vive e l’apprendimento della storia Charles Heimberg
62 3 La storia mondiale nella scuola statunitense: nuove prospettive per l’Advanced Placement Lawrence Beaber
67 4 L’Europa censura gli storici. La ricerca storica fra guerre della memoria e diritto penale Luigi Cajani
74 IL NEOLITICO. LA PRIMA GRANDE TRASFORMAZIONE a cura di Massimo Tarantini
76 Perchè il Neolitico a scuola Massimo Tarantini Il Neolitico a scuola
78 1 Il Neolitico nei manuali scolastici di storia Massimo Tarantini
84 2 Archeologia sperimentale e didattica della Preistoria Mario Iannone, Sandra Sivilli Visioni d’insieme
88 3 Noi figli del Neolitico Jean Guilaine
90 4 Il Neolitico: una prospettiva globale Francesca Giusti
100 5 Il Neolitico: una prospettiva africana Stefano Biagetti
106 6 Il Neolitico in Italia Vincenzo Tinè Aspetti biologici della trasformazione neolitica
120 7 Come ricostruire la transizione neolitica attraverso l’analisi di biomolecole antiche Oliver E. Craig, Olga Rickards mmundusqquestioni mmundusrricerche mmundusddossier mmunduseeditoriale
124 8 Le malattie umane all’alba del Neolitico. Come gli scheletri neolitici testimoniano l’esistenza di nuove malattie Jean Zammit
133 9 Il significato nutrizionale della transizione neolitica nell’evoluzione umana Giuseppe Rotilio, Eliana Marchese Vita quotidiana e cultura materiale
138 10 La macinatura dei cereali. Aspetti tecnici e sociali Barbara Zamagni
144 11 La prima ceramica Italo M. Muntoni
151 12 La tessitura nel Neolitico Marta Bazzanella
156 13 Sciamani e cavalli volanti. Riflessioni sull’arte rupestre Alberto Salza
164 Piccola bibliografia ragionata Massimo Tarantini
166 1 Storia e videogiochi. Un’analisi didattica José María Cuenca López
173 2 Conoscere e studiare i rispettivi racconti storici secondo il progetto del PRIME Sami Adwan, Dan Bar On
186 3 La Storia dell’altro. Una pratica di ricerca educativa Anna Bastida, Santiago Lugo, Miquel Rocasalbas
193 4 Tra i banchi. 1946: il voto alle donne Aurora Del Monaco
202 5 Sul buon uso del cellulare: giocare nel sito archeologico di Egnazia Antonio Brusa, Valentina Sepe, Maria Corallo, Carmelo Ardito, Rosa Lanzilotti
210 Eustory - Una storia senza confini Alessando Cavalli
213 Quaderni di scuola. Una fonte per la storia delle culture scolastiche e dei costumi educativi tra Ottocento e Novecento Rossella Andreassi
216 XVI Conferenza annuale della World History Association Jerry Bentley, Ralph Croizier
218 Fra storiografia nazionale tatara e storiografia federale russa: un convegno a Kazan Marat M. Gibatdinov, Mieste Hotopp-Riecke
222 1 T.E.A.C.H. - Teaching Emotive And Controversial History 3-19 [ Mary Woolley ]
223 2 I videogiochi di Storia [ Elena Musci ]
228 3 Armi, acciaio e malattie, dal libro allo strumento multimediale [ Elena Musci ]
230 4 P. Falteri, “Ho visto i buoi fare il pane”. L’immagine del mondo agricolo nei libri di testo della scuola primaria [ Laura Rizzo ]
230 5 A. R. Vizzari, Laboratorio archeologia. Ricerca, classificazione, manualità [ Laura Rizzo ]
230 6 Evoluzione, preistoria dell’uomo e società contemporanea [ Laura Rizzo ]
231 7 Documenti della scuola tra passato e presente. Problemi ed esperienze di ricerca per un’analisi delle fonti [ Clara Perego ]
232 La Società Internazionale per la Didattica della Storia Elisabeth Erdmann