Horch und Guck, Sonderheft 2008

Titel der Ausgabe 
Horch und Guck, Sonderheft 2008
Weiterer Titel 
Die Sprengung der Berliner Versöhnungskirche

Erschienen
Erscheint 
erscheint alle drei Monate
ISBN
1437-6164
Anzahl Seiten
80 S.
Preis
5,90 €

 

Kontakt

Institution
Horch und Guck: Zeitschrift zur kritischen Aufarbeitung der SED-Diktatur
Land
Deutschland
c/o
Redaktion: Winsstr. 60 10405 Berlin Tel: 030/24725604
Von
Grimm, Peter

Am 15. Juli ist als Sonderheft von HORCH UND GUCK erschienen:

Inhaltsverzeichnis

Christian Halbrock:
„Weggesprengt – Die Versöhnungskirche im Todesstreifen der Berliner Mauer 1961 -1985.“

Die Arbeit des Berliner Historikers beschäftigt sich mit den Hintergründen der Sprengung eines Symbols. Schon eine unfertige Arbeitsfassung hatte – obwohl noch gar nicht publiziert – vor einigen Wochen für erregte Diskussionen gesorgt. Denn das bislang gern so einfach gezeichnete Bild von den SED-Herrschern, die das symbolträchtige Gebäude beseitigen wollen und dies rücksichtslos durchsetzen, verwischt nach Halbrocks Erkenntnissen Handlungsmöglichkeiten und Mitverantwortung der damals Beteiligten.

Natürlich bestreitet niemand, dass das SED-Regime Urheber dieses Zerstörungsakts war, doch es gab einige gewichtige Gründe für die Machthaber zur Zurückhaltung. Eine Kirche, die einer West-Berliner Gemeinde gehörte, zu enteignen und zu sprengen – das war gerade in den achtziger Jahren nicht mehr opportun. Die SED war also auf ein Einverständnis der Kirche angewiesen. Und die hatte somit einen Handlungsspielraum. Doch diesen in einer Diktatur richtig zu erkennen und konsequent zu nutzen, ist nicht einfach. Der Fall der Versöhnungskirche bietet hier spannende Beispiele für ganz verschiedene Haltungen und Handlungsweisen aus jeweils mehr oder weniger honorigen Motiven. Und er zeigt, dass diese Geschichte kein geeigneter Stoff für spätere Heldenlegenden ist.

Christian Halbrock erzählt aber nicht nur von der Sprengung, sondern auch über die interessante Situation der Versöhnungskirche vor dem Mauerbau direkt an der Sektorengrenze und in den ersten Wochen nach dem 13. August 1961 bis zu ihrer völligen Schließung.

In den folgenden zwei Jahrzehnten bleibt sie trotz ihrer Symbolwirkung unangefochten im Todesstreifen stehen, während das SED-Regime andernorts etliche Kirchen abreißen lässt. Auch an diese – zum Teil fast vergessenen – Zerstörungsakte erinnert Halbrocks Arbeit. Ebenso spannend ist der Seitenblick auf Kirchen, gegen deren Abriss sich die betroffenen Gemeinden erfolgreich gewehrt haben.

Und auch während der Zeit im Todesstreifen geschehen in der Versöhnungskirche spannende Dinge. So wird sie von der Stasi genutzt, um von ihr aus unerkannt einen Tunnel zu graben. Durch ihn sollten mögliche Fluchttunnel rechtzeitig erkannt werden.
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Das Sonderheft kann zum Preis von 5,90 Euro zzgl. Versandkosten bei der Redaktion (hug@buergerkomitee.org) oder bei der Buchhandlung '89 (www.buchhandlung89.de) bestellt werden.

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