Der demografische Umbruch trifft vor allem die Industriegesellschaften und hier besonders Deutschland. Er erfordert ein Umdenken in Politik, Öffentlichkeit und nicht zuletzt in der Wissenschaft, da er eine Vielzahl neuartiger Probleme aufwirft. Der Umbau zu einer altersgerechten Gesellschaft in Arbeits- und Alltagsleben stellt Fragen etwa zu einer Verlängerung der Lebensarbeitszeit, den zusätzlichen ökonomischen Belastungen einer Ausweitung und Intensivierung der Pflegeberufe und vieles mehr. Aber nicht nur Bevölkerung und Gesellschaft altern, auch das Wissen veraltet in vielerlei Hinsicht immer schneller. Lebenslanges Lernen ist gefordert: Nicht dem frühzeitig festgelegten Spezialisten gehört die Zukunft, sondern dem ‚Generalisten’, der sich flexibel und mobil den Ansprüchen einer sich beschleunigt wandelnden Gesellschaft sowie neuen Techniken, Medien und Berufsanforderungen gewachsen zeigt. Wie gehen die jungen und alten Wissenschaftler mit diesem Wandel um? Das ist eine der Fragen, denen diese Ausgabe der Gegenworte nachgeht.
INHALT
DOKUMENTATION
Das Alter (in) der Wissenschaft Einführung und Dokumentation
DOSSIER
Gewonnene Jahre für die Wissenschaft Jürgen Kocka stellt das Thema »Seniorwissenschaftler« in einen breiteren Zusammenhang.
Vom Alter der Wissenschaft und des Wissens Caroline A. Lodemann und Matthias Kleiner hinterfragen eine eigenartige Kategorie.
Moden in der Geusteswissenschaft Unter die Lupe genommen von Jürgen Kaube.
Altersbilder im Wandel Eva Birkenstock spannt den Bogen von der Antike bis zur Gegenwart.
Wider die Vergeudung von kulturellem und sozialem Kapital Nico Stehr und Hermann Strasser warnen vor der Verschleuderung kulturellen Kapitals.
Altern in und Altern der Wissenschaft Peter Weingart und Matthias Winterhager stellen sich der Paradoxie des Alterns und der Verjüngung.
»Daß Er den Schnabel bald wird können wider recken« Alexander Košenina hat ein Wellness-Programm in der Frühen Neuzeit entdeckt.
INNENANSICHTEN
Vergangene Zukünfte Armin Grunwald konstatiert das ständige Veralten der Zukunftsforschung.
Graue Exzellenz im Reich der Wissenschaft Ein Porträt von Petra M. Fischer.
Über das Alter Angela Spahr hat ein Gespräch zwischen Marcus Tullius Cicero und Philip Roth aufgezeichnet.
Nachwuchs mit grauen Haaren Phuong Duong macht sich Gedanken über den wissenschaftlichen Nachwuchs.
BLICK ZURÜCK
Todeszone Alexander Schwieren schreibt über Alterswerke und Alterswissen.
Zeitbilder der Naturhistorie. Das Altern des wissenschaftlichen Blicks Karl Edlinger befasst sich mit Zeitbildern der Naturhistorie.
Vom Ursprung der Fiktionen Timm Nikolaus Schulze widmet sich Evolution und Literaturtheorie.
Der Lebensraum des Künstlers in der Florentinischen Renaissance Andreas Beyer betrachtet Martin Wackernagels Schrift.
So kam die Wissenschaft zur Welt Eckart Roloff blickt weit zurück.
SEITENBLICKE
Forever young? Von der allmählichen Humanisierung des Vampirs Laurence Rickels äußert sich zur Rückkehr Draculas.
Altern in lebenswissenschaftlicher Perspektive Mit der Kulturgeschichte der männlichen Menopause beschäftigt sich Kerstin Palm.
Hieronymus vor der Deadline Conrad Wiedemann führt ein Zwiegespräch mit dem Privatgelehrten Hegemann.
IM GESPRÄCH
»Undenkbar, die Hände in den Schoß zu legen« Harald zur Hausen zieht im Gespräch mit Wolfert von Rahden Lehren aus der Forschung.