Die Frage nach Zweck und Nutzen der Forschung stellt sich unter verschiedenen historischen Bedingungen und auch für die einzelnen Wissenschaftsdisziplinen immer wieder neu und kann nicht ein für alle Mal beantwortet werden. Auch die Jagd nach dem vermeintlichen »Stein der Weisen« hat verschiedene Seiten, obwohl sich natürlich jeder wünscht, dass Einstein und nicht Frankenstein die Forschung bestimmen möge. Und Laboratorien, Teilchenbeschleuniger, Sternwarten, Archive und Bibliotheken sind keine Mausoleen, keine prunkvollen musealen Denkmäler, die den Ruhm der Vergangenheit zementieren, sondern sie bilden das unabgeschlossene Gebäude der Wissenschaft, das auf veränderliche Bedingungen mit Umbauten reagiert und sich stets aufs Neue zukunftsoffen konfiguriert. Diese und viele andere Perspektiven erörtert das aktuelle Heft der GEGENWORTE zum Thema »zweckfreie Forschung«.
Dem Verhältnis von Grundlagen- und Anwendungsforschung widmen sich Günter Stock und Martin Carrier. Weiße Elefanten in der Wissenschaft hat Heinz Duddeck entdeckt. Martin Quack fragt, warum und wozu man naturwissenschaftlich forscht. Sebastian Kühn wendet den Blick zurück auf die Akademien als Wissensmanufakturen. Anne- Katrin Fenk und Tile von Damm nehmen den indischen Urbanitätsdiskurs unter die Lupe.
Frauke Hamann und Frank Nullmeier äußern sich zu Wissenschaftsstiftungen. Andreas Loos findet die Mathematik in Chinatown. Benoît Godin und Joseph Lane analysieren ‚Forschung’ und ‚Entwicklung’ als Kategorien der Wissenschaftsforschung. Florian Dombois stellt eine ungezogene Tochter vor. Zweck und Wahrheit als Leitideen hat Matthias Kroß in Wittgensteins Kritik der Wissenschaften identifiziert. Marcel Lepper und Ulrich Raulff beobachten Jäger, Sammler und Händler im Archiv. Hans-Martin Gauger plädiert entschieden für zwecklose Wissenschaften.
INHALT
DOKUMENTATION
Zweckfreie Forschung? Einführung und Dokumentation
DOSSIER
„Zweckfreie Forschung“ Eine im 21. Jahrhundert taugliche Begrifflichkeit?, fragt Günter Stock.
Verstehen und Können Martin Carrier nimmt das Verhältnis von Grundlagen- und Anwendungsforschung unter die Lupe.
Weiße Elefanten der Wissenschaft? Entdeckt von Heinz Duddeck.
Wissenschaftspolitik als Innovationspolitik Peter Weingart untersucht Anspruch und Wirklichkeit.
INNENANSICHTEN
Grundlagenforschung in der Psychiatrie Hanfried Helmchen beschäftigt sich mit einem weiten Feld.
Naturwissenschaften! Martin Quack fragt, warum und wozu.
„Geber produktiver Irritationen und Beschleuniger des Wandels“ Frauke Hamann und Frank Nullmeier äußern sich zu Wissenschaftsstiftungen.
Mathematik in Chinatown Andreas Loos präsentiert eine kleine Auswahl von Sichtweisen auf die Mathematik.
RÜCKBLICKE
Forschung oder Entwicklung? Benoît Godin und Joseph Lane analysieren zwei Kategorien der Wissenschaftsforschung.
Zweck und Wahrheit Mathias Kroß schreibt über die Leitideen in Wittgensteins Kritik der Wissenschaften.
Wissensmanufakturen Sebastian Kühn blickt zurück auf die Akademien um 1700.
BLICK NACH DRAUSSEN
Produktivkraft Forschung Rudolf G. Wagner zeigt eine chinesische Perspektive.
Was ist Stadt? Anne-Katrin Fenk und Tile von Damm nehmen den indischen Urbanitätsdiskurs unter die Lupe.
SEITENBLICKE
Die ungezogene Tochter Vorgestellt von Florian Donbois
Welche Bestände für welche Nutzer? Stefan Wiederkehr sieht sich in Bibliotheken als Ort der Forschung um.
Zweckfreiheit als Form Hermann Rotermund über Henry Cole, den Begründer einer wissenschaftlichen Design-Auffassung.
Jäger, Sammler, Händler Marcel Lepper und Ulrich Raulff beobachten Forschung im Archiv.
Forschung vernetzt Siegfried Großmann macht sich zu den Konsequenzen von Internet-Wissenschaft Gedanken.
Dürfen zwecklose Wissenschaften sein? Hans-Martin Gauger plädiert entschieden dafür.