Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung in Norddeutschland 15 (2013)

Titel der Ausgabe 
Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung in Norddeutschland 15 (2013)
Weiterer Titel 
Polizei, Verfolgung und Gesellschaft im Nationalsozialismus

Erschienen
Bremen 2013: Edition Temmen
Erscheint 
jährlich
ISBN
978-3-8378-4045-2
Anzahl Seiten
256 S.
Preis
€ 14,90

 

Kontakt

Institution
Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung in Norddeutschland
Land
Deutschland
c/o
KZ-Gedenkstätte Neuengamme Jean-Dolidier-Weg 39 21039 Hamburg
Von
Mühlenberg, Jutta

Die geplante Einrichtung einer Dokumentationsstätte in Erinnerung an die von der Polizei verübten nationalsozialistischen Gewaltverbrechen im Hamburger „Stadthaus“ bildete für die KZ-Gedenkstätte Neuengamme den Anlass, sich mit der Geschichte der Polizei im Nationalsozialismus auseinanderzusetzen. Erste Ergebnisse der hierfür vorgenommenen Recherchen wurden auf einer Wanderausstellung Anfang 2012 im Hamburger Rathaus präsentiert. Ausstellungsbegleitend fand ein Workshop statt, in dem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Forschungen zur Polizeigeschichte vorstellten, die weitgehend die Grundlage für das neue Heft der „Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung in Norddeutschland“ bilden.

Gekennzeichnet sind die Aufsätze durch einen deutlichen Akzent auf Aspekte, die von der Forschung zuvor noch nicht aufgegriffen worden waren. Sie verdeutlichen an konkreten Beispielen aus dem norddeutschen Raum, dass die Polizei – ob als Geheime Staatspolizei, als Kriminalpolizei, Schutzpolizei oder Ordnungspolizei – in vielfältiger und oft kaum bekannter Weise ein wichtiger Teil des nationalsozialistischen Repressionsapparats war.

Marcus Herrberger beschäftigt sich mit der Absetzung des sozialdemokratischen Polizeipräsidenten von Harburg-Wilhelmsburg nach dem „Preußenschlag“ vom 20. Juli 1932, Herbert Diercks mit der Hamburger Ordnungs- und Schutzpolizei und Bettina Blum mit der weiblichen Kriminalpolizei vor dem Hintergrund ihrer Entwicklung in den 1920er-Jahren. Martin Hölzl thematisiert am Beispiel von Justus Wohlauf personelle Kontinuitäten in der Hamburger Polizei von der NS-Zeit bis in die 1960er-Jahre.

Weitere Beiträge behandeln bisher wenig bekannte Aspekte aus der Arbeit der Kriminalpolizei (Stephan Linck, Dagmar Lieske), der Geheimen Staatspolizei (Herbert Diercks, Stefan Hördler, Hans-Peter Klausch, Elisabeth Kohlhaas) und der Schutzpolizei (Martin Clemens Winter) im Nationalsozialismus. Im Fokus steht die politisch und rassistisch motivierte Verfolgung vermeintlicher „Feinde“ in der deutschen Bevölkerung, die Erweiterung des Feindbegriffs, die Praxis der Erfassung der betroffenen Personengruppen und ihre weitere Verfolgung z. B. durch Einweisung in Konzentrationslager. Hierbei versuchen insbesondere die Beiträge von Bettina Blum und Elisabeth Kohlhaas das Bild der „Männerdomäne“ Polizei mit einem Blick auf das weibliche Personal zu ergänzen.

Beiträge zur Rolle der Feuerwehren während der Novemberpogrome 1938 (Thomas Köhler), zur Zusammenarbeit von Werkschutz, Stadt- und Landwacht und Kriminalpolizei (Christian Kretschmer) sowie zur Polizeiverwaltung der Stadt Glücksstadt (Reimer Möller) runden das Themenspektrum ab.

Darüber hinaus informiert auch dieses Heft über aktuelle Entwicklungen in den Gedenkstätten und stellt Gedenkinitiativen sowie neue wissenschaftliche Projekte im norddeutschen Raum vor.

Inhaltsverzeichnis

INHALT

Editorial

Hauptteil

Marcus Herrberger: „… sind Beamte, die im Verdacht fortschrittlicher Gesinnung stehen, durch waschechte Reaktionäre ersetzt worden.“ – Erich Wentker, sozialdemokratischer Polizeipräsident von Harburg-Wilhelmsburg 1927–1932

Herbert Diercks: Die Hamburger Ordnungs- und Schutzpolizei 1933–1945

Martin Clemens Winter: „Dienstleistung anläßlich eines Gefangenentransportes“: Polizei und Evakuierungstransporte aus Konzentrationslagern am Beispiel Brunsbüttelkoog

Thomas Köhler: „Mama, wieso löscht die Feuerwehr denn nicht?“ Die Feuerwehren als Pogromakteure am 9. und 10. November 1938 – eine Fallstudie aus Nordwestdeutschland

Stephan Linck: Der Wandel der Kriminalitätsbekämpfung 1933 bis 1945 am Beispiel der Kriminalpolizeistelle Flensburg

Dagmar Lieske: Die Hamburger Kriminalpolizei und die „Vorbeugende Verbrechensbekämpfung“ – Täter und Opfer

Bettina Blum: „Frauliche Sonderaufgaben zum Nutzen des Volksganzen“? Weibliche (Kriminal-)Polizei 1927 bis 1952

Stefan Hördler: Die Politischen Abteilungen im KZ-System. Polizei und SS „in gutem Einvernehmen“

Hans-Peter Klausch: Polizei, Wehrmacht und KZ-System: Die „A-Kartei-Aktion“ zu Beginn des Zweiten Weltkrieges

Herbert Diercks: Der Einsatz von V-Leuten im Sachgebiet „Kommunismus“ der Hamburger Gestapo 1943 bis 1945

Elisabeth Kohlhaas: Weibliche Angestellte der Gestapo: Tätigkeiten, biografische Profile und weltanschauliche Formierung

Christian Kretschmer: Kriegsgefangene im Visier von Werkschutz, Kriminalpolizei und Landwacht: Bewachung, Fluchtprävention und Kriegsfahndung

Reimer Möller: Die Polizeiverwaltung der Stadt Glückstadt in der NS-Zeit

Martin Hölzl: Julius Wohlauf – die Nachkriegskarriere eines Hamburger Polizisten und NS-Täters

Dokumentation

Herbert Diercks: Die Hamburger Schutzpolizei und das System der Konzentrationslager

Frank Omland: Das Polizeipräsidium Altona-Wandsbek – Erfahrungen mit einer stadt(teil)geschichtlichen Ausstellung im öffentlichen Raum Hamburgs

Meldungen

Gedenkstätten

Projekte und Forschungen

Besprechungen und Annotationen

(Sammel-)Rezensionen

Hinweise auf neuere Literatur zum Nationalsozialismus in Norddeutschland

Summarys

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