Auch heute noch genießt die Prinzessin eine herausgehobene Stellung, die ursprünglich aus einem feudalen System stammt. Als soziale Figur und kulturelles Vorstellungsbild hat sie sich in das bürgerliche Zeitalter ‚hinübergerettet‘. An ihr lässt sich sehr deutlich sehen, dass die Definition einer sozialen Figur in Abhängigkeit und Abgrenzungen von anderen erfolgt. In diesem Fall resultiert, Prinzessin zu sein, aus einem dynastischen Verhältnis: eine Prinzessin ist die Tochter von jemandem, ihre Stellung ist damit zunächst immer eine ererbte, keine erworbene. Letzteres sollte sie eigentlich mit bürgerlichen Vorstellungsbildern in Konflikt bringen, dennoch erscheint die Prinzessin auch im bürgerlichen Zeitalter oftmals positiv konnotiert.
Die Beiträge der siebten Nebulosa-Ausgabe nehmen vor diesem Hintergrund Prinzessinnen als historische Figuren und Figuren der Gegenwart in den Blick. Der Prinzessin wird sich aus genderspezifischer sozialisationstheoretischer Perspektive genähert, sie wird in Literatur, Theater und Kultur verortet. Bettelprinzessinnen und Prinzessinnen der Unterwelt werden eine Rolle spielen. Ferner wird die Prinzessin u.a. als Identifikationsangebot untersucht.
Inhalt
Editorial
Rainer Emig: Warum Prinzessinnen keine Königinnen sind. Prinzessinnen in der englischsprachigen Literatur und Kultur
Christel Baltes-Löhr: „Ich schmeiß jetzt alles hin und werd Prinzessin“. Zur Wirkmächtigkeit einer Symbolfigur im 21. Jahrhundert
Marija Skara: Ah du armes Prinzessin
Tamara Werner/Aleta-Amirée von Holzen: Becoming a Magical Pony-Princess. Die Neuinterpretation der Prinzessinnenfigur als Identifikationsangebot in My Little Pony – Friendship is Magic
Jan Henschen: Prinzessin Fantoche. Arnold Höllriegels Erzählung einer Selbstermächtigung zwischen Detektivgenre und Kinoreform
Thomas Küpper: „Die Bettelprinzeß“. Von Hedwig Courths-Mahler zu Hella von Sinnen
Julia Schade: Das Versprechen der Selbstproduktion
Timo Skrandies: Gelehrigkeit und: Verführung? Arbeit als Kippfigur
Abbildungsverzeichnis