Wissen als Produkt erzählerischer Formen
Wissen ist nicht nur ein Produkt von Repräsentation und Symbolisierung, sondern auch von erzählerischen Formen. Das gilt zumindest in den Kultur- und Geisteswissenschaften angesichts der beinahe ubiquitären Rede von ›Narrativen‹ als selbstverständlich, was jedoch bislang kaum dazu führte, die spezifischen epistemologischen Funktionen des Erzählens für das Wissen zu erhellen. Der Band stellt die Bedeutung des Erzählens für die Konstitution und die Zirkulation von Wissen zur Diskussion und schließt damit an die Entdeckung der Bedeutung des Erzählens in einzelnen Wissenschaften an, aber auch an eine allgemeine Theorie des Erzählens, die über eine engere literaturwissenschaftliche Funktionsbestimmung hinausgeht. Das Erzählen wird dabei als weitreichende Funktion von Wissensbildung und Wissensverbreitung verstanden. Komplementär dazu wird auch das literarische Erzählen selber auf seine epistemologische Funktion hin unter der Annahme untersucht, dass literarische Texte an der Konstitution und Zirkulation von Wissen teilhaben.
INHALTSVERZEICHNIS
Andreas B. Kilcher, Florian Kappeler, Philipp SarasinEditorial 7–11
Satya P. MohantyDie Dynamik literarischer Referenz. Narrativer Diskurs und gesellschaftliche Ideologie in zwei indischen Romanen des 19. Jahrhunderts 15–29
Christina Brandt»We feel«, »we see«, »we must«. Über Figurationen biowissenschaftlicher Autorschaft 31–58
Yvonne WübbenEin moderner Roman?. Erzählstrategien in Psychiatrie-Lehrbüchern des 19. Jahrhunderts 59–85
Liliane WeissbergKonversion: Eine Wortgeschichte. Zur Begriffsbildung bei Sigmund Freud 87–105
Alexander HonoldDer ethnografische Roman 107–132
Stefan RiegerManifest. Zur Logik einer Erzählform 133–152
Donna HarawaySemantik. Schlichter_Zeuge@Zweites_Jahrtausend.FemaleMan©trifft OncoMouse™ 155–157
Florian KappelerNarrations of Knowledge@21st Century. Für eine politische Wissensgeschichte mit Donna Haraway 159–181
Jacques RancièreDie Wörter und die Geschichten. Ein Gespräch mit Jacques Rancière 185–192