Die neue Folge der „Mitteilungen zur Kirchlichen Zeitgeschichte“ ist Ende Mai 2008 erschienen.

Das Heft stellt in seinem Aufsatzteil die Zeit des „Dritten Reiches“ und ihre Aufarbeitung nach 1945 in den Mittelpunkt. Der Bochumer Kirchenhistoriker Günter Brakelmann reflektiert über die Bedeutung des christlichen Glaubens als und für den Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Der Systematische Theologe Reiner Anselm fragt am Beispiel der Debatten um die Umbenennung der Meiser-Straße in Nürnberg und München nach der „Ethik des politischen Gedenkens“ und verweist darauf, dass die Frage nach dauerhaften Erinnerungsformen nicht politisch entschieden, sondern nur von der Geschichte selbst beantwortet werden kann. Die junge Kulturwissenschaftlerin Anne-Catherine Jüdes untersucht die Bedeutung der Hexenforschung für die politisch-ideologischen Kontroversen im nationalsozialistischen Weltanschauungskampf gegen die Kirchen.

Im Jubiläumsjahr des Erinnerungsortes „68“ widmet sich ein „Forum“ in vielfältiger Weise dem Thema „Die Kirchen und ’68“. Den Anfang machen Überlegungen zur Erforschung der religions- und kirchengeschichtlichen Umbrüche der sechziger und siebziger Jahre von Claudia Lepp. Daran schließen sich Erinnerungen und Reflexionen von Trutz Rendtorff, Karsten D. Voigt, Klaus-Peter Hertzsch und Markus Meckel an. Als Angehörige verschiedener Generationen aus West- und Ostdeutschland schildern sie ihre erinnernde Wahrnehmung von den kurzfristigen Wirkungen und langfristigen Folgen der Ereignisse und Ideen des Jahres 1968 für den Protestantismus in der Bundesrepublik und in der DDR. Ergänzt werden die Erinnerungen durch zeitgenössische Texte und Bilder. Der Soziologe Detlef Pollack formuliert im Anschluss Gedanken zu einem noch weitgehend unerschlossenen Thema: Die ’68er und die DDR. Einblick in die Gedankenwelt und Sprache der kirchlichen „’68er“ gibt die Edition des „Ganz kleinen Katechismus für kritische Christen“ eines Münsteraner Theologiestudenten aus dem Jahr 1968. Eine Auswahlbibliographie zu „Kirchen und gesellschaftlicher Wandel in den 1960er und 70er Jahren“ gibt Hinweise auf weiterführende Lektüre.
Der Berichtsteil der aktuellen Ausgabe enthält Wissenswertes über das „Historische Dokumentationszentrum für den niederländischen Protestantismus von 1800 bis heute“ an der Freien Universität Amsterdam, eine geplante Biografie des Historikers Otto Dann über Gustav Heinemann, ein Forschungsprojekt der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt sowie den Freiherr Wilhelm von Pechmann Preis der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.
Im Schlussteil der „Mitteilungen zur Kirchlichen Zeitgeschichte“ finden sich wie immer Informationen zu den Aktivitäten der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte sowie vieler anderer Einrichtungen zur kirchlichen Zeitgeschichtsforschung.

Die „Mitteilungen zur Kirchlichen Zeitgeschichte“ leben von der Teilnahme aller auf dem Gebiet der Kirchlichen Zeitgeschichte Arbeitenden. Daher sind uns Ihre Beiträge in Form von wissenschaftlichen Aufsätzen sowie Berichten zu Projekten, Tagungen, zeitgeschichtlich arbeitende Institutionen, Ausstellungen etc. sehr willkommen. Einsendeschluss ist jeweils der 15. Januar des Erscheinungsjahres.

Es ist der Wunsch der beiden Herausgeber und der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte, dass die „Mitteilungen zur Kirchlichen Zeitgeschichte“ ein Forum bilden, das der Verständigung und Orientierung über zeitgeschichtliche Fragen dient und das öffentliche Interesse an der Kirchlichen Zeitgeschichte weiter zu steigern vermag.
Claudia Lepp / Harry Oelke