Ziel des Kölner Akademieprojektes „Edition der fränkischen Herrschererlasse“ unter der Leitung von Prof. Dr. Karl Ubl ist die Edition der Herrschererlasse der fränkischen Könige und Kaiser. Die Herrschererlasse (Kapitularien) zählen zu den wichtigsten Quellen der Geschichte des Frankenreichs vom 6. bis zum 10. Jahrhundert. Das Editionsunternehmen zielt dabei in zwei Richtungen: Einerseits sollen die einzelnen Sammlungen von Kapitularien erstmals ediert und in digitaler Form veröffentlicht werden. Dank dieses neuen Ansatzes wird es möglich sein, systematisch zu erforschen, wie die Amtsträger vor Ort mit den Kapitularien umgingen, ja was von den Verlautbarungen des Hofes überhaupt in den Regionen ankam. Andererseits sollen die Kapitularien in der Form, in der sie vom Herrscher ausgingen, aus den einzelnen Sammlungen rekonstruiert werden. Diese Edition wird im Druck in der Leges-Reihe der Monumenta Germaniae Historica (MGH) erscheinen und gemeinsam mit Kollegen in Berlin (Prof. Dr. Stefan Esders), Freiburg (Dr. Michael Glatthaar), Hamburg (Prof. Dr. Philippe Depreux) und Tübingen (Prof. Dr. Steffen Patzold) erstellt. Die doppelte Stoßrichtung des Projektes wird ein neues Verständnis dieser für die Geschichte des Frankenreichs bedeutenden Quellengattung erlauben und es der Forschung ermöglichen, eine Vielzahl neuer Fragestellungen zu verfolgen.
Das Projekt wird voraussichtlich bis 2029 durch die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste (Düsseldorf) gefördert.
Wichtige Kooperationspartner sind die Monumenta Germaniae Historica (München) und das Cologne Center for eHumanities (Köln).
Die Kölner Arbeitsstelle hat mit dem Abschluss der ersten Projektphase (2014–2017) einen wichtigen Meilenstein erreicht. Der erste von drei Teilen der digitalen Edition der fränkischen Kapitularien ist damit abgeschlossen. Die in XML nach TEI-Standard angefertigten Transkriptionen der kompletten Überlieferung der Kapitularien von 814 bis 840 wurden online publiziert. Daneben wurden für Forschung und Lehre weitere Hilfsmittel bereitgestellt:
- Beschreibungen aller Handschriften mit Kapitularien aus der Zeit 814–840
- Übersichten über alle Kapitularien aus der Zeit 814–840 mit Informationen zu Überlieferungen, Datierungen, älteren Editionen und Übersetzungen
- Projektbibliographie mit über 1800 Titeln
- weitere Materialien und Rechercheinstrumente wie ein Quellenindex zur Deutschen Rechtsgeschichte von Heinrich Brunner oder Suchoptionen zur Filterung der Handschriften nach Entstehungsort und Datierung
In der kommenden Projektphase wird die Kölner Arbeitsstelle erstens die Drucklegung des ersten Editionsbandes mit den Kapitularien aus der Zeit 814–840 betreuen und zweitens die digitale Edition der Kapitulariensammlungen nach 840 erarbeiten.