Mit einem Workshop an der Universität Erfurt am 26. und 27. Januar nimmt das Wissenschaftliche Netzwerk „Wissensgeschichten des unverfügbaren Selbst. Individuelle und kollektive Subjektfiguren in Psychologie, Soziologie, Ethnologie und Kulturwissenschaften 1850-1980“ seine Arbeit auf. Das Projekt wird für drei Jahre von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.
In dieser Zeit wird sich das Netzwerk mit einer Denkfigur beschäftigen, die für die Geschichte der Psychologie offensichtlich bedeutsam ist: der in die Subjektform konstitutiv eingeschriebenen Unverfügbarkeit des Selbst. In der Geschichte der Psychologie hat diese Denkfigur die Gestalt des Unbewussten angenommen, aber keineswegs nur diese. Über die Frage nach der psychologischen Geschichte des unverfügbaren Selbst geht die Thematik des Netzwerks jedoch hinaus: Es wird vor allem untersuchen, inwiefern diese Denkfigur zugleich für Kollektivsubjekte Relevanz hat. Sie kann dann beispielsweise der Selbstkontrolle nicht mehr fähige Menschenmassen beschreiben oder auch Konzeptionen eines gesellschaftlichen oder gemeinschaftlichen ‚Unbewussten‘. Diese Fragestellung soll für die Geschichte dreier ‚Kollektivwissenschaften‘ – Soziologie, Ethnologie und Kulturwissenschaften – zwischen der Mitte des 19. und dem späteren 20. Jahrhundert durchgespielt werden, deren jeweiliges Verhältnis zu psychologischen Subjektfiguren untersucht wird. Eine zentrale Rolle für das Vorhaben spielt auch die Literatur dieses historischen Zeitraums – werden doch gerade dort individuelle und kollektive Subjektformen narrativ ausgelotet und unterschiedliche Wissensgebiete in Beziehung zueinander gesetzt.
Nähere Informationen zu Forschungsprogramm und Mitgliedern des Netzwerks sowie zum geplanten Workshop finden sich auf der Website https://www.wissensgeschichten-des-selbst.de/.