Cover
Titel
A Tudor Viceroy. Sir William Fitzwilliam of Milton, 1560–1575, the reluctant lord deputy


Autor(en)
Fennell, Deirdre
Reihe
The Formation of Europe / Historische Formationen Europas
Erschienen
Hannover 2020: Wehrhahn Verlag
Anzahl Seiten
268 S.
Preis
€ 29,50
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Ute Lotz-Heumann, University of Arizona

Das vorliegende Buch von Deirdre Fennel untersucht die politische Karriere von Sir William Fitzwilliam of Milton (1526–1599) als Amtsträger und später Statthalter der englischen Krone in Irland. Fennel bereitet die Analyse von Fitzwilliams Amtszeit als lord deputy durch eine ausführliche Vorgeschichte vor, die besonders dessen Tätigkeit als treasurer in Irland beleuchtet, eine Position, die er sowohl vor als auch noch am Anfang seiner Zeit als lord deputy innehatte.

Die Autorin geht chronologisch vor und untersucht im ersten Kapitel zunächst den familiären Hintergrund Fitzwilliams. Hierbei kommen die Karrieren seiner beiden Brüder John und Brian, die als captains in der englischen Armee auch in Irland dienten, sowie William Fitzwilliams Tätigkeiten in Krondiensten in England, unter anderem als marshal of the king’s bench, in den Blick. Anschließend macht Fennel darauf aufmerksam, dass zwischen 1554 und 1558 zwei Adlige namens „William Fitzwilliam“ im Dienste der englischen Krone in Irland tätig waren. Neben dem späteren lord deputy, Sir William Fitzwilliam of Milton, um den es in Fennels Buch geht, gab es einen William Fitzwilliam of Ireland, der unter dem königlichen Statthalter Sir Anthony St. Leger in Irland diente, jedoch die meiste Zeit seines erwachsenen Lebens in England verbrachte.

Im zweiten und dritten Kapitel untersucht Fennell die Tätigkeit von Sir William Fitzwilliam of Milton als Irish treasurer (formal als vice-treasurer und treasurer-at-war) von 1559 bis 1561 und als lord justice, eine Position, die er mehrfach bekleidete. Die Autorin betont dabei vor allem Fitzwilliams Rolle als Irish treasurer während der great recoinage, der Entwertung sowohl der englischen als auch der irischen Münzen und der geplanten Umprägung der irischen Münzen in Irland:

Während die irischen Münzen durch Proklamationen der Krone zwischen 1559 und 1661 massiv abgewertet wurden, versuchte Fitzwilliam in Irland eine Prägeanstalt einzurichten, um alte irische Münzen einzuschmelzen und neue zu prägen. Fitzwilliams Bemühungen, zu diesem Zweck einen passenden Standort für eine Prägeanstalt zu finden, scheiterten jedoch wie das Projekt insgesamt. In der Folge blieben abgewertete Münzen dauerhaft in Irland im Umlauf.

Zum massiven Nachteil Fitzwilliams wirkte sich die Festlegung des Umtauschkurses zwischen englischen und irischen Münzen aus, die Elizabeth I. 1559 verfügte und die von dauerhaftem Bestand war. Wie Fennell im dritten Kapitel ausführt, akkumulierte Fitzwilliam hohe Schulden während seiner Amtszeiten in Irland, zunächst als military captain, dann als treasurer-at-war.

Fitzwilliam sah sich vor diesem Hintergrund gezwungen, während der great recoinage unter inflationären Bedingungen „goods to be utilised for crown use“ zu ungewöhnlich hohen Marktpreisen zu erwerben. Damit stieg „the debt accrued to his crown office“ drastisch an (S.107). Mithilfe des Schwiegervaters seines ältesten Sohnes, Sir Walter Mildway, konnte Fitzwilliam seine Schulden gegenüber der Krone zumindest reduzieren.

Fitzwilliam wollte Irland 1571 unbedingt verlassen, wobei er sich auf seine Schulden und seine Ausgaben für „doble howsekeeping” (S. 137) berief. Dies wurde ihm jedoch nicht gewährt. Obwohl die Königin ihn zunächst nicht zum lord deputy berufen wollte, tat sie dies angesichts des Mangels an anderen Kandidaten schlussendlich doch, und Fitzwilliam sah sich nicht in der Lage abzulehnen.

Im vierten Kapitel beschreibt Fennell die Instruktionen der Königin, die daraus resultierende Handlungs(un)fähigkeit Fitzwilliams als Statthalter der Krone und dessen tatsächliches Vorgehen. In Sachen Religionspolitik wurde der lord deputy angewiesen, „to sustain the reformation in Ireland“ (S. 145). Fennell kommt zu dem Schluss, dass Fitzwilliam dies „to some extent“ (S. 156) gelang, indem er seine eigenen puritanischen Neigungen zurückstellte und bei Bischofsberufungen pragmatische Entscheidungen traf.

In militärischen Fragen wies die Königin den lord deputy an, die Größe des stehenden Heeres in Irland zu verkleinern. Das führte dazu, dass es in vielen Regionen Irlands zu Angriffen und Unruhen kam, für die Elizabeth Fitzwilliam verantwortlich machte – der lord deputy befand sich also in einer Zwickmühle. Auch die Gefahr einer spanischen Invasion bestand permanent. Fennell konstatiert, dass Fitzwilliam zwar „no great gain of any sort in military terms“ für sich verbuchen konnte, Irland aber am Ende seiner Amtszeit „quiet enough“ gewesen sei und vor allem nicht zu „Elizabeth’s Calais“ geworden war (S. 180).

Im fünften Kapitel befasst Fennell sich weiterhin mit der Amtszeit Fitzwilliams als Statthalter in Irland zwischen 1571 und 1575. Sie untersucht die Reformbemühungen des irischen Schatzamtes (exchequer), die vor allem von John Symcott, dem second remembrancer of the exchequer, geleitet wurden. Fennell beschreibt auch den Konflikt zwischen dem lord deputy und seinem Nachfolger als treasurer-at-war, Sir Edward Fitton. Außerdem untersucht Fennell die Beziehungen zwischen Fitzwilliam und dem Earl of Essex, der 1573 nach Irland kam, um in Ulster koloniale Eroberungsprojekte zu verfolgen.

Das sechste und letzte Kapitel ist mit „Epilogue” überschrieben und behandelt die zweite Amtszeit Fitzwilliams als Statthalter in Irland zwischen 1588 und 1594. Dieses Kapitel bietet keine systematische Untersuchung dieser zweiten Amtszeit, sondern beschränkt sich auf „snapshots” (S. 212), nämlich Fitzwilliams Alter während seiner zweiten Amtszeit im Vergleich zu anderen irischen lord deputies, Korruption und die Frage nach Fitzwilliams Loyalität gegenüber der Krone. Der Band verfügt über eine Bibliographie und einen Index.

Das Buch von Deirdre Fennell wirft einige interessante Fragen und Vergleichslinien auf. Fennell arbeitet beispielsweise die „European awareness“ (S. 12) von Fitzwilliam heraus, denn der lord deputy habe sich immer um aktuelle Informationen über eine mögliche spanische Invasion Irlands bemüht. Die Autorin greift diesen Aspekt im weiteren Verlauf ihrer Ausführungen leider nicht mehr ausführlich auf.
Spannend sind auch die strukturellen Herausforderungen, die Fennel in Bezug auf die frühneuzeitliche Rolle von Statthaltern thematisiert. In der Einleitung führt Fennell etwa Don Luis de Requesens als Vergleichsfall zu William Fitzwilliam ein. Sie argumentiert, beide Statthalter „were reluctant viceroys, short of money, had problems with troops and rebels, and were unhappy about aspects of the government of their predecessors in office“ (S. 11).

Die vergleichende Perspektive zwischen Irland und den Spanischen Niederlanden als dependent territories ist in vielerlei Hinsicht seit langer Zeit ein wichtiges Forschungsdesiderat. Fennell bringt diese Perspektive sowohl in der Einleitung mit dem Vergleich von Fitzwilliam und Requesens ein als auch im dritten Kapitel, in dem sie die Amtsführung von Francisco de Lixalde in den Spanischen Niederlanden mit Fitzwilliams Erfahrungen als treasurer vergleicht. Die Passagen über die beiden Amtsträger der spanischen Krone in den Niederlanden beruhen jedoch ausschließlich auf englischsprachiger Literatur. Auch führt die Autorin diese Vergleiche nicht systematisch durch, sondern eher assoziativ.

Als Gesamtfazit kann man festhalten, dass Fennell eine sehr detailliert ausgearbeitete Studie über die Tätigkeit Sir William Fitzwilliams of Milton in Irland in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts vorgelegt hat. Das Buch ist hauptsächlich für Irland-Experten geschrieben, denn es geht stillschweigend davon aus, dass der Leser/die Leserin eine gute Portion Vorwissen über Irland mitbringt. Es wäre wünschenswert gewesen, wenn Fennell den an sich vielversprechenden Ansatz einer vergleichenden Geschichte zweier Statthalter in dependent territories europäischer composite monarchies (John H. Elliott) voll ausgearbeitet hätte.1

Anmerkung:
1 John. H. Elliott, A Europe of Composite Monarchies, in: Past & Present 137 (1992), S. 48–71.

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