Nach einer Gesamtbearbeitungszeit von mehr als einem Jahrzehnt hat Andreas Hofeneder nun den dritten und letzten Band zur Religion der Kelten in den literarischen Zeugnissen vorgelegt.1 Dieser Band unterschreitet den Umfang des zweiten Bandes mit 640 Seiten nur knapp und enthält insgesamt 343 Textstellen aus Werken 107 antiker Autoren ab dem 2. Jahrhundert n.Chr. in Original, Übersetzung und Kommentar. Wieder bemüht sich Hofeneder um eine chronologische Sortierung der Autoren, was aufgrund der hohen Dichte im 2. und 3. Jahrhundert n.Chr. sicherlich einige Probleme verursacht hat. Allerdings begründet er seine Einteilung stets überzeugend in der Einleitung zum jeweiligen Autor, in der gleichzeitig auch der Forschungsstand diskutiert wird. Dass Hofeneder das sinnvolle Konzept seiner beiden ersten Bände fortführt, ist erfreulich. So sind auch im vorliegenden Band die jeweiligen Stellen ausführlich mit Verweisen auf Parallelüberlieferungen und Sekundärliteratur kommentiert. Das Nummerierungssystem der ersten beiden Bände wird fortgesetzt, so dass man mit allen drei Bänden einen Corpus erhält, mit dem sich effektiv arbeiten lässt. Insgesamt wird aber auch deutlich, dass der Autor nicht davon ausgeht, dass man nur einen einzelnen Band benutzen möchte. So findet man im aktuellen Band die eine oder andere Quelle, für die ältere (und damit in vorherigen Bänden aufgenommene) Parallelüberlieferungen existieren, wo Hofeneder sich statt eines Kommentars darauf beschränkt auf den jeweiligen Band zu verweisen. Bedenkt man den Gesamtumfang der Quellensammlung, so ist dies verständlich. Auch das Literaturverzeichnis enthält nur Ergänzungen zu den ersten beiden Bänden; ein Punkt, der bereits in vorherigen Rezensionen kritisch angesprochen wurde.2 Zumindest den ersten Band, der noch das umfangreichste Verzeichnis enthält, sollte man also bei der Arbeit stets zur Hand haben.
Hofeneder macht erneut keinen Hehl daraus, dass er sich bei allen Bänden stark an der Sammlung von Johannes Zwicker orientiert hat.3 Die Gründe hierfür liegen auf der Hand und wurde im ersten Band diskutiert. Doch führt diese Orientierung zum Teil dazu, dass thematisch eher unpassende Stellen Eingang in die Sammlung gefunden haben.4 Dessen ist sich der Autor stets bewusst, beim Leser bleibt aber die Frage offen, ob dieser Wunsch nach vollständiger Übernahme der Quellen aus der alten Sammlung bei dieser Neukonzeption wirklich sinnvoll ist.5 Auch die häufigen Querverweise (auffällig bei den Kommentaren zu Klaudios Ptolemaios) erleichtern das Arbeiten mit dem vorliegenden dritten Band nicht, vor allem, wenn auf den religionsgeschichtlichen Zusammenhang, also den Grund, warum das Zitat aufgenommen wurde, verwiesen wird. Hier muss man oft die älteren Bände zu Rate ziehen.
Dem Textteil folgen Korrekturen der ersten beiden Bände (S. 572f.), ein Abkürzungsverzeichnis (S. 574–576) sowie weitere bibliographische Ergänzungen zu den ersten Bänden (S. 577–585). Den Abschluss des Bandes bilden erneut ein Stellenindex (S. 586–606), eine Konkordanz zwischen dieser Sammlung und dem als Grundlage dienenden Werk Zwickers (S. 607–621) sowie ein Namens- und Sachindex (S. 622–640).
Hofeneder stellt in diesem Band erneut seine akribischen Arbeitsmethoden und hervorragenden Fachkenntnisse zur keltischen Religion unter Beweis. Trotz der oben genannten Kritik liegt mit der nun abgeschlossenen Reihe ein hervorragendes Arbeitswerkzeug vor, welches für jeden, der sich mit der keltischen Religion beschäftigt, unverzichtbar ist.
Anmerkungen:
1 Andreas Hofeneder, Die Religion der Kelten in den antiken literarischen Zeugnissen. Sammlung, Übersetzung und Kommentierung, Bd. 1: Von den Anfängen bis Caesar, Wien 2005; Bd. 2: Von Cicero bis Florus, Wien 2008. Zu diesen Bänden siehe meine Rezensionen in: H-Soz-u-Kult, 27.02.2006 <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2006-1-132>; H-Soz-u-Kult, 08.09.2008 <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2008-3-143> (06.02.2013).
2 Dazu auch Hofeneder, Religion, Bd. 1, S. 240.
3 Johannes Zwicker, Fontes Historiae Religionis Celticae, Bonn u.a. 1934–1936.
4 So zum Beispiel Quelle 66 T 2 (S. 34), über die Hofeneder scheibt: „Ich kann nicht recht nachvollziehen, warum Johannes Zwicker diesen Halbsatz in seine Sammlung aufgenommen hat“ (S. 35). Hofeneder selbst betont, dass diese Aufnahme in Zwickers Sammlung zu Unrecht geschah; es stellt sich dann aber die Frage, warum er dies wiederholt. Ob in diesem Fall Vollständigkeit sinnvoller als Themenbezug ist, sei dahingestellt. Ähnlich verhält es sich mit Quelle 72 T 1 und 79 T 2, um nur einige Beispiele zu nennen.
5 So erscheint auch die Übernahme von an sich wenig spektakulären Heilmitteln (so z.B. 114 T 1 [F]), nur weil sie eventuellen „Heilmittel der Druiden“ (S. 360) waren, etwas überengagiert.