Titel
Der Reichsdeputationshauptschluss von 1803. Eine Dokumentation zum Untergang des Alten Reiches


Herausgeber
Hufeld, Ulrich
Reihe
UTB 2387
Erschienen
Stuttgart 2003: UTB
Anzahl Seiten
150 S.
Preis
€ 17,90
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Ewald Frie, Fachbereich Geschichte, Universität Essen

„Deutschland ist kein Staat mehr“. Ziemlich genau in der Mitte seiner nützlichen rechtshistorischen Quellensammlung zum Reichsdeputationshauptschluss von 1803 hat Ulrich Hufeld diesen Eingangssatz aus Hegels Abhandlung über die Reichsverfassung platziert. Er passt zu dem elegischen Ton, der die 32-seitige Einleitung durchklingt. Machtpolitik und Druck von außen ließen „das Deutsche Reich zusammensinken. Die alte deutsche Reichsverfassung und der neue, französisch inspirierte Prospekt der Zukunft; das alte ‚heilige’ Europa und die Sache der Freiheit und des Fortschritts – verfassungsgeschichtlich stehen sich zwei Legitimitätsentwürfe für einen kurzen Zeitraum unvermittelt und unversöhnlich gegenüber“ (S. 3).

Hufeld macht den Untergang des Ersteren transparent, indem er auszugsweise zunächst die von ungebrochener Traditionsfortschreibung zeugende Wahlkapitulation des „römischen Kaisers“ Franz II. vom 5. Juni 1792 abdruckt und die Sonderfriedensschlüsse zwischen Frankreich und deutschen Staaten 1795/96 dagegen stellt, die das Prinzip der Säkularisation anerkannten. Er verfolgt den einmal eingeschlagenen Weg über den Frieden von Lunéville weiter. Ein knapper Auszug aus Hegels Schrift zur Reichsverfassung bildet dann eine Art Kommentar zum Reichsdeputationshauptschluss, der komplett abgedruckt wird. Nach einigen weiteren Quellenstücken stehen am Ende ein Auszug aus der Rheinbundakte, die Erklärung der Rheinbundstaaten über ihren Austritt aus dem Reich und die Erklärung Kaiser Franz II. über die Niederlegung der deutschen Kaiserkrone.

Der Reichsdeputationshauptschluss hat Herrschaftssäkularisation, Vermögenssäkularisation und zum Teil auch schon die Mediatisierung mindermächtiger Reichsstände geregelt. Er hat eine grundlegende territoriale Neuordnung in Mitteleuropa herbeigeführt. Eine Zukunft für das Reich eröffnete das „letzte Reichsgrundgesetz“ (S. 24) nicht mehr. Aus rechtshistorischer Sicht, so Hufeld, lag die Revolution allerdings eher in den Sonderfriedensschlüssen der 1790er Jahre und im Frieden von Lunéville. „Der Deputationshauptschluß erteilte ihr das reichsrechtliche Placet, er beurkundete das neue Recht der Revolution.“ (S. 24). Die wirtschaftlichen Folgen sind seit den 1970er Jahren in verschiedenen Regionalstudien untersucht worden. Die politischen und kulturellen Folgen sind anlässlich des zweihundertjährigen Jubiläums Gegenstand zahlreicher Ausstellungen und Veröffentlichungen. Die knapp eingeleitete und bis auf Hegels Schrift ausschließlich aus Rechtstexten bestehende Sammlung von Hufeld bildet hierzu eine für den universitären und Schulunterricht gut verwendbare Ergänzung.

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