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Titel
Die Wirtschaft der SS.


Autor(en)
Kaienburg, Hermann
Erschienen
Berlin 2003: Metropol Verlag
Anzahl Seiten
1200 S.
Preis
€ 49,00
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Andreas Mix, Zentrum für Antisemitismusforschung, Berlin

Um das wirtschaftliche Engagement der SS in seinen vielfältigen und weit verzweigten Ausläufern darzustellen, hat der Hamburger Historiker Hermann Kaienburg in seiner Habilitationsschrift eine gewaltige Leistung gestemmt. Die Menge der von ihm in deutschen, polnischen, russischen und tschechischen Archiven ausgewerteten Quellen ist so beeindruckend wie der Anspruch, die SS-Wirtschaft in ihrer Komplexität darzustellen.

Auf dem Höhepunkt 1943/44 gehörten etwa 30 Unternehmen mit über 100 Betrieben, in denen mehr als 40.000 Konzentrationslagerhäftlinge arbeiteten, zum Wirtschaftsimperium der SS. Dass viele Unternehmen trotz der billigen Arbeitskräfte, die in großer Zahl zu Verfügung standen, und den weit reichenden Machtbefugnissen der SS keine Gewinne erwirtschafteten, ist seit Enno Georgs vor vierzig Jahren publizierter Studie bekannt. 1 Das Konglomerat von Baustofffirmen, Möbelbetrieben, Mineralwasserquellen, Bekleidungswerken, Verlagen und Landwirtschaftsgütern, die unter dem Dach der Deutschen Wirtschaftsbetriebe GmbH (DWB) zusammengefasst waren, scheint auf keiner kohärenten ökonomischen Strategie zu gründen.

Die bescheidenen Anfänge der SS-Wirtschaft machten 1933 die Handwerksbetriebe im KL Dachau, in denen die Häftlinge für den Eigenbedarf des Lagers und die örtlichen Totenkopfeinheiten der SS arbeiten mussten. Weitere wirtschaftliche Aktivitäten, wie die Porzellanmanufaktur in Allach, in der kunsthandwerklicher Nippes produziert wurde, und der Erwerb der Deutschen Briefkastenreklame GmbH, entsprangen Zufällen oder Himmlers Begeisterung für die Erfindungen von Außenseitern. So verwertete die SS beispielsweise das von Anton Loibl, dem ehemaligen Chauffeur Hitlers, entwickelte Patent für Fahrradtretstrahler. 2

Das ökonomische Engagement der SS ging anfangs unkoordiniert von verschiedenen Stellen aus. Wirtschaftliche Einrichtungen unterstanden dem Persönlichen Stab des Reichsführers-SS, dem Verwaltungsamt der SS und dem Rasse- und Siedlungshauptamt (RuSHA). Die Protagonisten bedienten sich dabei unterschiedlicher Rechtformen wie GmbHs, Vereinen und Stiftungen. Mit dem Aufbau von riesigen Ziegelwerken und der Erschließung von Steinbrüchen an den neu errichteten Konzentrationslagern begann Ende der Dreißiger-Jahre der Aufstieg der SS-Wirtschaft. Die in Kooperation mit dem Generalinspekteur für die Reichshauptstadt (GBI) zur Produktion von Baumaterialien für die „Führerbauten“ geplanten Werke entwickelten sich zu einem finanziellen Desaster für die SS. Fachliche Inkompetenz, eine groteske Überschätzung der eigenen Kapazitäten und die ubiquitäre Korruption kennzeichneten die zentralistische SS-Wirtschaft.

In der ersten Kriegshälfte expandierte die SS-Wirtschaft rasch durch Raub und Beschlagnahmungen in den besetzten Gebieten. Im polykratischen Herrschaftsgeflecht stieß die SS dabei aber auch auf Widerstände. Die im Generalgouvernement und Slowenien übernommenen Baustoffbetriebe konnte sie nur als Treuhänder führen, und in der Sowjetunion, dem projektierten neuen „Lebensraum“, beschränkten Wehrmacht und Ostministerium ihre wirtschaftliche Tätigkeit auf die Selbstversorgung von SS- und Polizeistützpunkten.

Das Rückrat der SS-Wirtschaft blieben die Konzentrationslagerhäftlinge, deren Arbeitskraft in der zweiten Kriegshälfte zu einer wichtigen Ressource der deutschen Rüstungsindustrie wurde. Das Wirtschafts-Verwaltungshauptamt (WVHA), in dem unter Führung von Oswald Pohl seit Anfang 1942 die ökonomischen Aktivitäten der SS und das Konzentrationslagersystem zentral gelenkt wurden, vermochte es jedoch nicht, eigene Rüstungsbetriebe aufzubauen und damit die Machtposition gegenüber den privaten Unternehmen zu stärken. Stattdessen mussten die Konzentrationslager ab Herbst 1942 Häftlinge an die Rüstungsbetriebe abtreten, ohne davon finanziell zu profitierten. Die geringen Entgelte, die von den Firmen für die Zwangsarbeit der Häftlinge zu zahlen waren, flossen in den Haushalt des Reichs.

Mit dem Aufstieg Hans Kammlers, der als Chef des SS-Bauwesens im letzten Kriegsjahr mit vielfachen Sonderaufgaben der Rüstungswirtschaft betreut wurde, gelang der SS kurz vor dem Zusammenbruch des Dritten Reichs noch ein weiterer Expansionsschub, den Kaienburg jedoch ausklammert. 3

Kaienburgs Darstellung ist chronologisch unterteilt in eine „Vorgeschichte“ (S. 39-83), in der die Frühzeit der SS und Himmlers Biografie behandelt werden, die „Periode 1933-1938“ (S. 86-353) und den Abschnitt von 1938/39 bis 1945 (S. 356-992), der den Schwerpunkt der Arbeit bildet. Die Geschichte der SS-Wirtschaft zeichnet Kaienburg anhand der einzelnen Unternehmen und Konzentrationslager nach, die, wie Dachau, Sachsenhausen, Auschwitz und Lublin, zugleich wichtige Standorte von Betrieben und Landwirtschaftsgütern waren.

Über die Fülle des von Kaienburg ausgebreiteten empirischen Materials, über Produktionsergebnisse, Umsatzentwicklung, Arbeitsstatistiken und Ertragsrechnungen, geraten grundlegende Fragen aus dem Blickfeld. Beruhte das ökonomische Engagement der SS auf stetigem und rationalem Wirtschaften? Oder handelte es sich nicht vielmehr um eine Raub- und Beutewirtschaft, die auf einen kurzfristigen extensiven Verbrauch von Ressourcen abzielte? Als Defizite bei der Bewältigung der Stoffmasse erweisen sich die mangelnde begriffliche Schärfe und das Fehlen expliziter Analysekategorien. So wird beispielsweise die „Neigung zu Autarkiedenken“ in der Schutzstaffel wie folgt zusammengefasst: „Für sie galt als eiserne Regel, sich möglichst auf ihren eigenen Besitz, ihr eigenes Können, ihre eigene Leistung zu verlassen, und möglichst wenig auf andere.“ (S. 1007) Ein Zusammenhang zu übergreifenden wirtschaftspolitischen Theorien oder zur Autarkiepolitik des Dritten Reichs wird nicht hergestellt. Umgangssprachliche Wendungen (Wirtschaftsimperium „aus einem Guss“ S. 21, ein „SS-Führer nach dem Herzen Pohls“ S. 423, Gewinne in „ihre Tasche stecken“ S. 1007, „vor den Karren anderer SS-Stellen spannen“ S. 1041) stören überdies den Lesefluss.

Die handelnden Personen werden in Kaienburgs Darstellung zumeist in die Fußnoten verbannt. Ob das leitende Personal der SS-Wirtschaft generationell und beruflich ähnlich homogen war wie das Führungskorps des Reichssicherheitshauptamts oder des RuSHA, wird nicht diskutiert. 4 Dominierten zunächst ideologisch zuverlässige, aber wenig kompetente Männer wie Bruno Galke und Curt v. Gottberg die wirtschaftlichen Aktivitäten der SS, so lässt sich seit 1940 mit der Berufung von Hans Hohberg zum Leiter des Stabes W im Hauptamt Verwaltung und Wirtschaft eine Tendenz zur Professionalisierung ausmachen. Unter dem promovierten Wirtschaftswissenschaftler Hohberg rückten Diplomkaufleute wie Dr. Georg Wenner, Wirtschaftsprüfer wie Dr. Max Horn und Juristen wie Dr. Leo Volk in Führungspositionen ein. Der SS waren sie häufig erst spät oder – wie Hohberg – sogar niemals beigetreten. Inwiefern sie sich mit ihren wirtschaftpolitischen Vorstellungen und in ihrer Praxis von den alten SS-Verwaltungsführern wie Oswald Pohl oder Georg Lörner unterschieden, wird nicht thematisiert. Unter Hohbergs Ägide wurde jedenfalls der Grundstein dafür gelegt, dass die DWB seit 1943 Gewinne in größerem Umfang erwirtschaftete. Von den Staatsanwaltschaften weit gehend unbehelligt, konnte das vormalige Führungspersonal der SS-Wirtschaft in der Bundesrepublik seine Karrieren als Rechtsanwalt, Wirtschaftsprüfer oder Geschäftsführer fortsetzen. Über diese Nachkriegsschicksale erfährt man in Kaienburgs Arbeit leider ebenso wenig wie über die Abwicklung des Betriebsvermögens der SS-Unternehmen nach 1945.

Durch die strikte Restriktion auf die Empirie und den Mangel an analytischen Kategorien bringt sich Kaienburg um eine weiterführende Synthese seiner Ergebnisse. Die monumentale Arbeit gewinnt so den Charakter eines Handbuchs der SS-Wirtschaft.

Anmerkungen:
1 Georg, Enno, Die wirtschaftlichen Unternehmen der SS, Stuttgart 1963 (=Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 7), S. 70. Zu einem ähnlichen Befund gelangte auch Walter Naasner, Neue Machtzentren in der deutschen Kriegswirtschaft 1942-1945. Die Wirtschaftsorganisation der SS, das Amt des Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz und das Reichsministerium für Bewaffnung und Munition/Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion im nationalsozialistischen Herrschaftssystem (=Schriften des Bundesarchivs 45), Boppard a am Rhein 1994, S. 393.
2 Als Chef der Deutschen Polizei setzte Himmler 1937 durch, dass Fahrradtretstrahler in der Straßenverkehrsordnung obligatorisch wurden.
3 Kammler leitete seit März 1944 den „Jägerstab“; außerdem war er für die Untertageverlagerung der Rüstungsindustrie verantwortlich und seit Januar 1945 für das gesamte Raketenprogramm der Luftwaffe. Für die SS-Bauwirtschaft arbeiteten 1944/45 nach Angaben Pohls über 100.000 Konzentrationslagerhäftlinge.
4 Über das Leitungspersonal dieser beiden SS-Hauptämter liegen Untersuchungen vor. Vgl. Wildt, Michael, Generation des Unbedingten. Das Führungskorps des Reichssicherheitshauptamtes, Hamburg 2002; Heinemann, Isabel, „Rasse, Siedlung, deutsches Blut“. Das Rasse- und Siedlungshauptamt der SS und die rassenpolitische Neuordnung Europas, Göttingen 2003, S. 561-588. Beide Studien erschienen nach dem Abschluss von Kaienburgs Habilitationsschrift 1999, die er vor der Drucklegung nur partiell überarbeitet hat (S.35). Auch die Studie von Jan Erik Schulte über das WVHA, in der auch die Sozialstruktur des Führungspersonals dieses SS-Hauptamts untersucht wird, wurde von Kaienburg nicht mehr berücksichtigt. Vgl. Schulte, Jan-Erik, Zwangsarbeit und Vernichtung: Das Wirtschaftsimperium der SS. Oswald Pohl und das SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt 1933-1945, Paderborn 2001, S. 451-461.

Kommentare

Hermann Kaienburg: Die Wirtschaft der SS

Von Bahlke, Holger

Andreas Mix hat in seiner Rezension in H-Soz-u-Kult Anfang März die große Leistung Kaienburgs gewürdigt, aber Kritik am „Mangel an analytischen Kategorien“ geübt. Eigenartigerweise ist er jedoch kaum auf die zentralen Fragestellungen, Hypothesen und Antworten des Buches eingegangen. Er lässt auch unerwähnt, dass Kaienburg mit der Einordnung der SS-Wirtschaft in das nationalsozialistische Wirtschafts- und Herrschaftssystem eine neue Interpretation vorgelegt hat.

Kaienburg entwickelt in seiner Einleitung die Problemstellung, indem er verschiedene bisherige Interpretationen und Erkenntnisse referiert und die offenen Fragen benennt; so etwa: Lag dem Aufbau des SS-Wirtschaftsimperiums überhaupt ein Konzept zugrunde? Diente die Errichtung der Baustoffbetriebe der DESt vorrangig der Verwirklichung der „Führerbauten“ oder verbargen sich andere Ziele dahinter? Wozu gründete die SS-Führung Selbstversorgungsbetriebe, obwohl sie – wie der Autor mehrfach nachweist - alles Benötigte mit Mitteln aus Partei- und Staatshaushalt in der Privatwirtschaft beziehen konnte? Welche Zusammenhänge bestanden zwischen den SS-Betrieben und anderen SS-Machtbereichen wie der Germanisierungspolitik und der Waffen-SS? Welche Haltung nahm die SS-Führung gegenüber moderner Technik und gegenüber anderen gesellschaftlichen Modernisierungszielen in der SS-Wirtschaft ein?

Um den wirtschaftlichen Zielen und Strategien auf den Grund zu gehen, widmet sich der Autor zunächst ausführlich der Frage nach dem Wesen der SS als Ganzes. Er arbeitet heraus, dass die SS ein durch und durch auf gewaltsame Machtsicherung orientierter Verband war, in dessen Selbstverständnis wirtschaftliche Ziele anfangs überhaupt keine Rolle spielten. Diese tauchen dann aber immanent bei politisch motivierten Handlungen und Strategien auf. In Dachau, so zeigt Kaienburg, begann schon im Frühjahr 1933 die systematische Ausbeutung von KZ-Gefangenen, um einen umfangreichen Militär- und Wirtschaftskomplex für die SS zu errichten. Hier ist bereits zu dieser Zeit ein strategisches Vorgehen erkennbar. Dagegen ist aus der Darstellung über die SS-Wirtschaftsunternehmen außerhalb der Konzentrationslager zu entnehmen, dass diese eher pragmatisch für soziale Zwecke und zur organisatorischen und ideologischen Festigung der SS entstanden. Die Siedlungspolitik der SS beschreibt Kaienburg seit den Anfängen unter Darré. Dort gewannen wirtschaftliche Aktivitäten an Bedeutung, nachdem Himmler von der Kooperation mit dem Reichsbauernführer zur Konfrontation übergegangen war und praktische eigene Siedlungstätigkeit vorzuweisen suchte.

Der Autor schildert quellennah und detailreich, wie sich die SS-Unternehmen entwickelten. Oft waren ihr Erwerb und ihre Entwicklung mit rücksichtslosem Vorgehen verbunden. Fachliche Inkompetenz, Misswirtschaft und Korruption führten immer wieder zu massiven Fehlschlägen. Erst durch viele Misserfolge und Lernprozesse hindurch entwickelten sich einige Unternehmen erfolgreich. Viele der vielschichtigen Untersuchungsergebnisse sind vorwiegend für die Geschichte der Konzentrationslager, der Germanisierungspolitik und anderer Spezialgebiete von Interesse. Übergreifende Erkenntnisse für das NS-Herrschaftssystem gewann Kaienburg vor allem dort, wo es um die grundlegenden Fragen nach den Gründungsintentionen und Leitungsstrategien ging. Verfolgte die SS-Führung eine eigene wirtschaftspolitische Zielsetzung? Der Autor weist nach, dass Himmler in vielen politischen Bereichen parallel zu seinem Aufstieg Erfolg mit einer Vorgehensweise hatte, die der Autor als „Aufbau von Konkurrenzpotenzialen“ beschreibt (u.a. S. 373 ff. und 997). Kaienburgs These, Himmler habe in der „total kapitalistischen“ Wirtschaftsordnung des Nationalsozialismus keineswegs das wirtschaftspolitische Endziel gesehen, sondern einen politischen Führungsanspruch der SS gegenüber der Wirtschaft vertreten und politischen Einfluss der Industrie auf die Politik zurückdrängen wollen, bedarf weiterer Diskussion. Der Autor betont allerdings, von weitreichenden Verstaatlichungsabsichten könne keine Rede sein. Zumindest zeitweise sei aber das Ziel verfolgt worden, ähnlich wie mit der Gründung der Reichswerke Hermann Göring im Bereich der Montanindustrie und des Volkswagenwerks in der Kraftfahrzeugindustrie durch den Aufbau eines SS-Großunternehmens in der Bauwirtschaft den Einfluss der Privatwirtschaft einzudämmen und der SS auch im Bereich der Wirtschaftspolitik politischen Einfluss zu sichern. Dies wird durch die hochmoderne Ausstattung der ersten DESt-Betriebe und durch die Art des Vorgehens belegt. Der Ansatz sei nicht nur deshalb fehlgeschlagen, weil die SS mit ihrem wichtigsten Vorzeigeobjekt, dem Klinkerwerk in Oranienburg, dilettantisch ins Fiasko tappte, sondern auch, weil das NS-Regime sich während des Krieges zunehmend auf die Mitwirkung der Industrie in den Lenkungsinstitutionen der Rüstungs- und Kriegswirtschaft stützte („Selbstverantwortung der Industrie“) und damit einen Kurs einschlug, dessen Richtung den Vorstellungen der SS-Führung geradewegs entgegengesetzt war.

Kaienburg ist nicht der Versuchung erlegen, die Realität der SS-Wirtschaft als Resultat eines durchgängigen Konzepts zu interpretieren. Er verschweigt nicht, dass die wirtschaftliche Praxis bis zuletzt eigenartig widersprüchlich blieb. Während Himmler einerseits die privatwirtschaftliche Ordnung im Wesentlichen beibehalten wollte, jedoch eine führende Rolle der SS anstrebte („selbstständige, von uns geleitete Existenzen“), unterstützte er andererseits den Aufbau eines umfangreichen Wirtschaftskomplexes unter Leitung Pohls. Diesen und anderen Widersprüchlichkeiten und Eigenartigkeiten auf den Grund gegangen zu sein, ist das herausragende Verdienst Kaienburgs. Ihm ist es gelungen, nicht nur die grundlegenden Ziele und Strategien der SS-Führung, sondern auch die vielfältige Praxis der SS-Unternehmen unter den sich zuspitzenden Bedingungen der immer aussichtsloseren Kriegführung einschließlich der Gründe für ihr Scheitern herauszuarbeiten. Letztlich sei Pohls Wirtschaftskoloss trotz der billigen Häftlingsarbeit zu ineffizient gewesen, um sich auf Dauer wirtschaftlich zu behaupten. Sie sei „als Modell für eine veränderte soziale und wirtschaftliche Ordnung gedacht“ gewesen, „die zum Glück nie realisiert wurde“ (S. 1096).

Ein Mangel des voluminösen Werkes (1200 S.) besteht in der überbordenden „Liebe zum Detail“. Dies führt leicht dazu, dass die analytischen Befunde in der Fülle der Einzelheiten schwierig zu finden sind, wenn man nicht Seite für Seite liest. Etwas häufigere Zwischenbetrachtungen hätten zur besseren Verfolgbarkeit der eingangs formulierten Fragestellungen beigetragen. So ist der Leser, dem die Zeit für die gesamte Durcharbeitung des Buches fehlt, häufig darauf angewiesen, die Belege für die in den Schlusskapiteln zusammengefassten Resultate nachträglich mit Hilfe des 46-seitigen (!) Personen-, Orts- und Sachregisters im Hauptteil des Buches aufzuspüren.


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