Der 20. Juli - angekommen in der deutschen Gesellschaft? Neuerscheinungen und Neuauflagen der biografischen Widerstandsliteratur
Bundesweit präsentieren Buchhändler seit Monaten auf extra eingerichteten Ausstellungsflächen jene Publikationen, die die Verlage anlässlich des 60. Jahrestages des 20. Juli 1944 – oft in Hochglanz-Layout – neu auf den Markt gebracht oder neu aufgelegt haben. Die Deutsche Verlags-Anstalt publizierte in einer Sonderausgabe die zuerst 1992 erschienene Studie „Claus Schenk Graf von Stauffenberg und seine Brüder“ von Peter Hoffmann, der Rowohlt Taschenbuch Verlag legte Christian Graf von Krockows Stauffenberg-Biografie „Eine Frage der Ehre“ neu auf, schon im vergangenen Jahr erschien Christian Müllers Stauffenberg-Biografie von 1970 noch einmal bei Droste, und dtv brachte die Taschenbuchausgabe von Theodore S. Hamerows 1999 erschienener Untersuchung „Die Attentäter. Der 20. Juli – von der Kollaboration zum Widerstand“ heraus.1 Auf den Büchertischen ist auch die bereits 2000 neu aufgelegte „politische Biographie“ von Wolfgang Venohr über „Stauffenberg. Symbol des Widerstandes“ zu finden. Schließlich veröffentlichte der Frankfurter S. Fischer Verlag mit Gerd R. Ueberschärs „Stauffenberg. Der 20. Juli 1944“ eine Begleitpublikation zum ARD-Fernsehfilm „Stauffenberg“, und Bertelsmann publizierte Guido Knopps Buch „Sie wollten Hitler töten“ zur mehrteiligen gleichnamigen ZDF-Sendereihe.
Der biografische Zugang zur Rekonstruktion der Ereignisse vom 20. Juli 1944 und zu widerständigem Handeln in seiner ganzen Breite bildet schon seit den frühen Nachkriegsjahren einen Schwerpunkt der Widerstandsrezeption. So veröffentlichte etwa Annedore Leber 1954 die Porträtsammlung „Das Gewissen steht auf: 64 Lebensbilder aus dem deutschen Widerstand 1933–1945“ und drei Jahre später den gleichfalls biografisch angelegten Band „Das Gewissen entscheidet: Bereiche des deutschen Widerstandes 1933–1945“. Komplementär dazu erschien 1958 in der DDR „Erkämpft das Menschenrecht. Lebensbilder und letzte Briefe antifaschistischer Widerstandskämpfer“. Insofern ist es nicht ganz zutreffend, wenn in einem neueren Literaturbericht zur Widerstandsforschung im Hinblick auf die letzten Jahre von einer „biographischen Wende“ die Rede ist.2 Zwar gibt es zurzeit eine Art Boom der biografischen Widerstandsgeschichtsschreibung, doch waren lebensgeschichtliche Darstellungen aus dem und über den Widerstand von Anfang an integraler Bestandteil der Forschung.3
Die entscheidende Ursache für die biografische Perspektive der Widerstandsforschung ist sicher im historischen Ereignis selbst zu finden. Widerstand im NS-Unrechtsstaat konfrontierte die Akteure mit existenziellen Fragen. Wer sich entschloss, gegen das nationalsozialistische System aufzubegehren, riskierte in vielen Situationen das eigene Leben sowie das der Angehörigen und Mitwissenden. Im Widerstand waren die Menschen einsam. Umso faszinierender erscheint deshalb die Beschäftigung mit der Frage, welche Menschen sich entschieden, gegen das Unrechtssystem oder einzelne Maßnahmen zu protestieren, aufzubegehren oder – wie etwa Stauffenberg – Hitler zu töten.
Die Motive widerständigen Handelns standen seit den frühen 1950er-Jahren im Mittelpunkt der erinnerungspolitischen, wissenschaftlichen und juristischen Thematisierung. Als etwa Otto Ernst Remer, Funktionär der rechtsextremen Sozialistischen Reichspartei, im Mai 1951 den Männern des 20. Juli vorwarf, „in sehr starkem Maße Landesverräter gewesen [zu sein], die vom Ausland bezahlt wurden“4, erreichte die Staatsanwaltschaft seine Verurteilung „wegen übler Nachrede in Tateinheit mit Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener“ nur, in dem sie den Nachweis erbrachte, dass die Widerstandskämpfer Deutschland nicht hätten schaden wollen, sondern ein Recht zum Widerstand gegen den Unrechtsstaat gehabt hätten. Mit der Verurteilung Remers bewirkte Fritz Bauer – damals als Generalstaatsanwalt in Braunschweig Vertreter der Anklage – eine wirkungsmächtige Rehabilitierung des Widerstandes vom 20. Juli. Zwar hatten westdeutsche Deutungseliten seit Gründung der Bundesrepublik, im Kontext der angestrebten Westbindung und Souveränität, den militärischen Widerstand um Stauffenberg als nationale Freiheitsbewegung politisch funktionalisiert und zum legitimationsstiftenden Bezugsmoment westdeutscher Staatlichkeit gemacht. Doch zeitgenössische Meinungsumfragen spiegelten, dass eine Mehrheit der westdeutschen Gesellschaft widerständiges Verhalten noch immer als Verrat betrachtete. Und seit 1949 zeichnete sich eine weitreichende Entlegitimierung des Widerstandes durch die westdeutsche Rechtsprechung ab. Bauers Argumentation, der Widerstand sei in objektiver Perspektive, nämlich gegenüber dem NS-Unrechtsstaat, und aufgrund der subjektiven Motivation der Widerstandskämpfer, Recht wieder herzustellen, rechtmäßig gewesen, bedeutete Anfang der 1950er-Jahre eine Zäsur in der Bewertung des Widerstandes. Allerdings hatte Bauer das Verfahren gegen Remer auf den Widerstand vom 20. Juli 1944 beschränkt, weil er in der historischen Situation der Systemkonfrontation keine Möglichkeit sah, in einem Gerichtsverfahren eine Rehabilitierung des gesamten Widerstandes zu erreichen. Diese strategische Begrenzung hat auch zur bis heute andauernden Dominanz des 20. Juli 1944 als Symbol und Zentralereignis des Widerstands beigetragen.
50 Jahre später scheint der Widerstand vom 20. Juli als Identifikationsmoment der deutschen Gesellschaft mit ihrer Geschichte wesentlich leichter annehmbar. „Der 20. Juli ist angekommen“, bilanzierte Johannes Tuchel kürzlich im „Spiegel“, und die jüngsten Umfragen bestätigen dies: Über 70 Prozent der Befragten steht dem Attentat vom 20. Juli positiv gegenüber.5 Auch die Bundeswehr bekennt sich seit 1999 nachdrücklich und feierlich zur Tradition des Widerstandes: mit einer jährlich am 20. Juli auf dem Gelände des Verteidigungsministeriums veranstalteten Vereidigung von Rekruten, in Anwesenheit höchster staatlicher Repräsentanten. Kritiker warnen vor einer damit verbundenen Verengung des Widerstandsbildes auf den 20. Juli und einer fragwürdigen historischen Legitimation neuer deutscher Militärpolitik.6 Auch sonst bleibt die Bewertung der Motive und Handlungskontexte der Widerstandskämpfer Gegenstand geschichtspolitischer und wissenschaftlicher Debatten.
Unmittelbar nachdem am 25. Februar 2004 über 7,5 Millionen Zuschauer den Fernsehfilm „Stauffenberg“ verfolgt hatten und die ARD mit der Aufbereitung des historischen Stoffes durch den Autor und Regisseur Jo Baier einen Marktanteil von 22,9 Prozent erreicht hatte, publizierte der Historiker Peter Hoffmann in der „Süddeutschen Zeitung“ und in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ Filmkritiken, die auf fehlerhafte Kontextualisierungen von Entscheidungen und Verhalten Stauffenbergs aufmerksam machten.7 Ein zentraler Aspekt von Hoffmanns kritischer Stellungnahme zur medialen Präsentation des 20. Juli 1944 betrifft die Rekonstruktion von Stauffenbergs Motiven. Hoffmann betont in der FAZ, dass „die Verdikte Stauffenbergs gegen das Pogrom des 9. November 1938 und später gegen den Massenmord an den Juden [...] Hauptmotiv“ seines Handelns gewesen seien. Hoffmann, Professor in Montreal, zählt zu den renommiertesten Historikern auf dem Feld der Widerstandsforschung. Schon 1969 legte er eine der wegweisenden Untersuchungen vor.8 Auch seine 1992 publizierte und 2004 neu aufgelegte Untersuchung „Claus Schenk Graf von Stauffenberg und seine Brüder“ ist eine auf breiter und exzellenter Quellenkenntnis basierende Rekonstruktion des Lebens, der Entscheidung von Stauffenberg zum Widerstand, der Planung und Durchführung des Attentats.
Im Vorwort zur Neuauflage und damit an prominenter Stelle zitiert Hoffmann aus einer erst 1997 bekannt gewordenen Quelle, wonach Stauffenberg im Gespräch mit Joachim Kuhn, Major im Generalstab, im August 1942 erklärte: „[…] die Behandlung der Bevölkerung durch die deutsche Zivilverwaltung, der Mangel an politischer Zielgebung für die besetzten Länder, die Judenbehandlung beweisen, dass die Behauptungen Hitlers, den Krieg für eine Umordnung Europas zu führen, falsch sind. Damit ist dieser Krieg ungeheuerlich [...].“ In den Mittelpunkt der Rekonstruktion des Widerstandes vom 20. Juli rückt Hoffmann als „originären Gehalt und Kern der Erhebung der wenigen entschlossenen Offiziere“ deren „Empörung über die verbrecherische Perversion des Krieges zum Völkermord und den Missbrauch der Soldaten (für Tresckow beziehungsweise Stauffenberg schon für Sommer 1941 beziehungsweise April 1942 bezeugt)“ sowie militärische Fehlentscheidungen Hitlers.9
Obwohl Hoffmann die Forschungslage in Tageszeitungen pointiert präsentierte, richtete er sich damit in erster Linie an ein Fachpublikum. Stärker auf Breitenwirksamkeit hin ausgerichtet sind dagegen die beiden Bände von Gerd R. Ueberschär und Guido Knopp, die neben der Rekonstruktion der Ereignisgeschichte ebenfalls bemüht sind, die Motive der Widerstandskämpfer zu beschreiben. Mit Ueberschär ermöglicht ein Kenner auch der Rezeptionsgeschichte einem größeren Publikum einen Zugang zur Geschichte des 20. Juli, während sich bei Knopp Ungenauigkeiten in die Darstellung einschleichen und eine dämonisierende Beschreibung Hitlers ermöglicht wird. Positiv hervorzuheben ist allerdings, dass Knopp Georg Elser und die Weiße Rose in seine Überblicksdarstellung einbezieht.
Auch andere Verlage und Buchhändler nutzen den diesjährigen Gedenktag, um den Blick auf Personen und Gruppen im Widerstand jenseits des 20. Juli zu lenken. Zunächst finden sich Biografien aus dem Umfeld der Verschwörung: So gibt es eine erweiterte Neuausgabe des 1994 zuerst erschienenen Sammelbandes „Carl-Hans Graf von Hardenberg. Ein deutsches Schicksal im Widerstand“. In zweiter Auflage erschien 2003 der schmale Dokumentenband „Henning von Tresckow. Ich bin der ich war“. Seit neuestem ist zudem Peter Steinbachs „Der 20. Juli 1944. Gesichter des Widerstands“ auf dem Markt, eine Sammlung von hauptsächlich biografischen Studien aus den vergangenen Jahren. Seit Monaten auf den Bestsellerlisten steht Wibke Bruhns’ „Meines Vaters Land“, eine packende, ganz persönliche Annäherung an den großbürgerlichen Kaufmann und Abwehroffizier Hans Georg Klamroth, der als Mitwisser der Verschwörung 1944 hingerichtet wurde. Von völlig anderer Art und im Vergleich gerade deswegen reizvoll ist eine weitere Biografie aus Sicht der zweiten Generation: Maria Theodora von dem Bottlenberg-Landsberg hat mit großer innerer Beteiligung, aber auch mit professioneller Distanz die Geschichte ihres Vaters Karl Ludwig Freiherr von und zu Guttenberg geschrieben, eines Abwehroffiziers wie Klamroth, der nach dem 20. Juli 1944 festgenommen und 1945 von der Gestapo ermordet worden war. Der katholische Monarchist gehörte zum Zentrum des Widerstandskreises im Amt Ausland/Abwehr und hatte enge Kontakte zum Kreisauer Kreis und anderen oppositionellen Zirkeln.
Detailliertes zu Personen und Ideen im Kreisauer Kreis ist zu erfahren in zwei jüngst von Günter Brakelmann herausgegebenen Dokumentenbänden im Rahmen der Schriftenreihe der Forschungsgemeinschaft 20. Juli 1944: „Die Kreisauer: folgenreiche Begegnungen“ sowie „Der Kreisauer Kreis. Chronologie, Kurzbiographien und Texte aus dem Widerstand“. Zwei der wichtigeren Kreisauer wurden in diesem Jahr zudem ausgiebig gewürdigt: Henric L. Wuermeling porträtiert in seinem „’Doppelspiel’. Adam von Trott zu Solz im Widerstand gegen Hitler“ den außenpolitischen Experten unter den Verschwörern des 20. Juli, und Klaus Harpprecht widmet sich in „Harald Poelchau. Ein Leben im Widerstand“ dem protestantischen Gefängnispfarrer der Haftanstalt Berlin-Tegel, dessen ungeheure Verdienste als Seelsorger und Kurier des Widerstandes, als selbstloser Helfer untergetauchter Juden und als engeres Mitglied des Kreisauer Kreises bisher hauptsächlich Eingeweihten bekannt waren.
Alle diese Porträtierten bewegten sich in dem Geflecht bürgerlicher Widerstandsgruppierungen, aus dem sich die Verschwörer des 20. Juli rekrutierten. Die neuere biografische Literatur zu anderen Teilen des Widerstandes ist dagegen spärlicher. 60 Jahre nach den Hinrichtungen von Mitgliedern der „Weißen Rose“ erschien 2003 eine Studie zu Willi Graf von Tatjana Blaha, außerdem Detlef Balds „Die Weiße Rose. Von der Front in den Widerstand“. Auch der Frauen und Männer der Roten Kapelle wurde 2002/03, zu ihren 60. Todestagen, gedacht: Stefan Roloff setzte sich in Film und Buch mit der Geschichte dieser Gruppe und speziell der Rolle seines Vaters darin auseinander, Hermann Vinke veröffentlichte eine Biografie über Cato Bontjes Van Beek, und von der amerikanischen Journalistin Shareen Blair Brysac erschien ein umfangreiches Werk zu Mildred Harnack. Noch druckfrisch sind zwei neue Publikationen zum bislang viel zu wenig beachteten so genannten „Rettungswiderstand“: das von Wolfram Wette herausgegebene Werk „Zivilcourage. Empörte, Helfer und Retter aus Wehrmacht, Polizei und SS“ und der im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes edierte Band „Wilm Hosenfeld. ‚Ich versuche jeden zu retten’“.10 Zuletzt 2002 erschien Nathan Stoltzfus’ Studie „Widerstand des Herzens. Der Aufstand der Berliner Frauen in der Rosenstraße 1943“, die gerade im Zusammenhang mit der Debatte um Margarethe von Trottas Film „Rosenstraße“ lesenswert ist. Schließlich liegt bereits seit 1999 Hellmut G. Haasis’ eindrucksvolles Buch „’Den Hitler jag’ ich in die Luft’. Der Attentäter Georg Elser“ vor, das 2001 auch als Taschenbuch herausgekommen ist. Wilhelm von Sternburgs auf dem Klappentext zitiertes Verdikt kann man gar nicht oft genug wiederholen – auch jetzt noch, da Georg Elser mit Gedenkstätte, Briefmarke, Wanderausstellung und höchst informativer Website (<http://www.georg-elser.de>) anerkannt ist: „Das Buch beschämt auch die bürgerliche Geschichtsschreibung, die sich lange weigerte, einen Mann zu akzeptieren, der [...] frühzeitig zu tun versuchte, wozu die deutschen Eliten aus Militär, Adel und Großbürgertum nicht fähig waren.“
Auffallend ist, dass zum großen Teil nicht akademische Widerstandsexperten, sondern historisch versierte Publizisten und freie Historiker diese Bücher verfasst haben. Ihre Biografien sind meist gut zu lesen, professionell und ansprechend gestaltet und bebildert. Gleichzeitig argumentieren die Biografen fast immer sehr differenziert, ordnen die besprochene Lebensgeschichte umsichtig in den historischen Zusammenhang ein, berücksichtigen in der Regel frühere Forschungsergebnisse und schreiben relativ eng an Quellen orientiert. Jenseits von vergangenheitspolitischer Instrumentalisierung rückt in der neueren Literatur so der einzelne widerständige Mensch mit seinen jeweiligen Handlungsspielräumen in den Mittelpunkt.
Die kleine Auswahl der hier besprochenen Werke reicht noch nicht, um einen Trend zur anspruchsvollen erzählenden Biografie zu konstatieren – aber falls es einer werden sollte, so wäre der Widerstandsforschung und ihrer Breitenwirkung damit sicher gedient. Denn Günter Brakelmann konstatiert völlig zu Recht, dass Widerstandsgeschichte eine Angelegenheit weniger Experten zu werden drohe. Mit seiner Edition wichtiger Kreisauer Texte möchte er explizit dieser Entwicklung entgegenwirken. Leider sind jedoch gerade die beiden von ihm herausgegebenen Bände nicht sehr benutzerfreundlich aufgebaut und gestaltet – also kaum geeignet, weitere Kreise zu erreichen, auch wenn ihre Materialfülle und Detailgenauigkeit für Experten eine große Hilfe darstellt.
Die genannten Autoren verbindet, dass sie bisher weniger bekannte Widerstandskämpfer einem größeren Publikum bekannt machen, sie aus der Vergessenheit holen und auf diese Weise möglicherweise auch das Lesepublikum zu Zivilcourage und verantwortlichem Handeln ermutigen wollen. Bilder vom Widerstand insgesamt und insbesondere von den geschilderten Widerstandskämpfern sollen zurechtgerückt werden. Henric L. Wuermeling charakterisiert Adam von Trott – in Deutschland kaum bekannt, im angelsächsischen Ausland wegen seiner Tätigkeit im Innern des NS-Systems nach wie vor umstritten – als eine „Schlüsselfigur des deutschen Widerstandes“, der innerhalb der bürgerlichen Opposition für eine Öffnung nach links kämpfte.11 Und von dem Bottlenberg-Landsberg widerlegt gängige Vorurteile über den restaurativen Charakter des militärischen Widerstandes, wenn sie darstellt, wie der talentierte Netzwerker Guttenberg die Nationalsozialisten von Anfang an aus der Tradition des konservativen Monarchismus bekämpfte, um im Laufe des Krieges immer offener für Ideen und Überzeugungen von Hitlergegnern völlig anderer Herkunft zu werden.
Wibke Bruhns’ Biografie ihres Vaters stellt hier einen Sonderfall dar. Ihr geht es nicht um die Ehrenrettung eines Verschwörers; sie sieht den militärischen Widerstand durchaus kritisch: Zwar hätten bei einigen Beteiligten Holocaust und Vernichtungskrieg den Anstoß zur Tat gegeben, doch habe bei den Offizieren auch militärische Empörung mitgespielt (S. 17f.): „[E]s ging ihnen um ein erträgliches Kriegsende, nicht um Sühne für untilgbare Schuld. Die Größe Deutschlands, die deutsche Ehre standen auf dem Spiel, diese gottverdammte Fahne, die sie besudelt sahen.“ Zu Bruhns’ Biografie gehört denn auch, sich über den Vater zu ärgern, an ihm zu leiden, sich mit der Wiedergabe von besonders schmerzhaften Wahrheiten zu quälen. Die Frage nach den konkreten Widerstandsaktivitäten und -motiven des Vaters tritt dabei in den Hintergrund (und bleibt offen); viel wichtiger ist sein langjähriges, zum Teil begeistertes Mitmachen im Dritten Reich. Es geht Bruhns dabei nicht ums Verurteilen oder Rehabilitieren, sondern um ein emotionales und intellektuelles Begreifen (S. 21): „Verstehen will ich, wie entstanden ist, was meine, die Generation der Nachgeborenen so beschädigt hat.“ Die Perspektive der Töchter bei Bruhns und von dem Bottlenberg-Landsberg ist in diesem Zusammenhang meist eine besonders ergiebige. Familiäre Verbundenheit bedeutet hier nicht unkritische Verehrung, sondern die denkbar größte Nähe zur beschriebenen Person. Gerade weil das subjektive Interesse der Biografen-Töchter immer wieder deutlich gemacht wird, kann sich auch der Leser den oft schwierigen Lebensläufen vergleichsweise weit annähern.12
Lebensbilder aus dem Widerstand sind immer auch eine Suche nach Bedingungen für widerständiges Verhalten. Angesichts der Vielfalt der Werke sind die Antworten auf diese zentrale Frage natürlich mannigfaltig, reflektieren indes zumeist die Ergebnisse der jüngeren Forschung. Bei fast allen Widerstandskämpfern aus dem bürgerlichen Lager wird die Bedeutung der christlichen Gesinnung genannt, die sich oft, wie etwa bei Helmuth James von Moltke, durch die Widerstandserfahrung intensivierte. Weitere wichtige Bedingungen waren zum einen Weltoffenheit, zum anderen jedoch auch eine feste Verankerung in familiären, regionalen oder nationalen Traditionen – gerade beim Adel wird hier häufig das „gute“, dem Gewissen verpflichtete Preußentum erwähnt.13 Durchgehend finden sich zudem Hinweise auf ein elementares Bedürfnis nach der Wiederherstellung des geschundenen Rechts – ein zentraler Bezugspunkt des Widerstandes, der laut Peter Steinbach „viele Regimegegner antrieb und motivierte, den ‚entscheidenden Wurf’ zu tun. Im Nachdenken über Recht und Unrecht werden Vorstellungen und Ziele sichtbar, die schicht- und gruppenspezifische Denkbarrieren überwinden konnten“ (Steinbach, S. 285).
Eine oft thematisierte Voraussetzung zum Widerstehen ist auch die Bereitschaft, Einsamkeit zu erdulden. Genauso wichtig scheint jedoch ein Talent zur privaten und beruflichen Vernetzung mit anderen Oppositionellen gewesen zu sein, über alle ideologischen Gräben hinweg. Gerade in den Biografien aus dem Kreisauer Kreis vermittelt sich dem Leser ein Gefühl von sehr starker Gemeinsamkeit unterschiedlichster Regimegner, von Vergnügen an gemeinsamer Arbeit, an Diskussionen, am Dialog. Hier ist wenig zu spüren vom Zwang zur Konspiration, von qualvoller Einsamkeit, von der Unmöglichkeit sich auszutauschen – ganz im Gegenteil. „[A]lle überlebenden Frauen sagen über ihre Männer aus, wie erfüllt sie in jenen immer schrecklicher werdenden Zeiten waren, wenigstens an etwas Vernünftigem zu arbeiten.“ (Wuermeling, S. 137)
Gleichzeitig gab es die Motivation des einsamsten aller Widerstandskämpfer, der ohne jede soziale, kulturelle oder religiöse Vernetzung seinen ganz eigenwilligen Kampf gegen das NS-Regime kämpfte – Georg Elser. Hellmut G. Haasis schildert eindringlich, dass hier jemand aus den klarsten und einfachsten Motiven sich widersetzte, so wie es Millionen andere auch hätten tun können. Schon von 1933 an verließ Elser Gaststätten oder Privaträume, sobald Hitlerreden übertragen wurden. „Er war dagegen, aus guten Gründen, die er niemandem auf die Nase zu binden brauchte. Er wollte dieses ganze Gehetze und Gekeife nicht hören. Er ging einfach, wortlos.“ (Haasis, S. 164) Auch weigerte er sich, die Fahne zu grüßen, verweigerte überhaupt den Hitlergruß und war sich schon früh der Gefährlichkeit seiner radikalen Ablehnung des Regimes bewusst (S. 165): „Ich lass mich lieber erschießen, als dass ich für die Nazis auch nur einen Schritt mache.“
Während Haasis sehr engagiert für Elser und gegen dessen Verleumder Partei ergreift, beschränken sich andere Biografen vielfach auf ein respektvolles Dokumentieren der Lebensgeschichten. An einigen wenigen Stellen ist der damit einhergehende Verzicht auf eine kritische Analyse problematisch. Etwas mehr Nachhaken wäre manchmal von Vorteil, z.B. wenn es bei Henric L. Wuermeling um Trotts Entscheidung gegen eine mögliche Emigration geht – dort werden unkommentiert Aussagen Trotts zitiert wie „Ja, wenn jeder, der die Nazis nicht mag, Deutschland verlässt, bedeutet es bloß, Hitler das Feld zu räumen“ (Wuermeling, S. 39). Sigrid Grabner übernimmt sogar die Perspektive Tresckows, wenn sie über seine Entscheidung gegen eine mögliche Emigration schreibt (S. 109): „Nicht die Ungewissheit eines neuen Anfangs in der Fremde fürchtete er, sondern die Scham, sich der zur Staatsdoktrin erhobenen Gemeinheit nicht entgegengestellt zu haben. Ein Henning von Tresckow konnte ebenso wenig wie ein Dietrich Bonhoeffer eigene Sicherheit suchen und dem Verderben seinen Lauf lassen.“ Die in diesen Darstellungen implizierte fundamentale Kritik an Emigranten – zumindest an jenen, die nicht gezwungen waren, das Land zu verlassen – nimmt Vorurteile aus der frühen Nachkriegszeit auf und fälllt hinter die Widerstandsforschung der letzten Jahre zurück, in der der Kampf gegen den Nationalsozialismus aus dem Exil genauso als Widerstand gesehen wird wie der Kampf von innen.14
Wirklich ernsthafte Kritik ist indessen nur an einem der besprochenen Bücher anzumelden – an Detlef Balds „Die Weiße Rose. Von der Front in den Widerstand“, das keine umfassende Biografie einzelner Mitglieder der Weißen Rose darstellt, sondern eine Studie über die Radikalisierung des Widerstandes der Münchener Studenten infolge ihrer Fronterlebnisse. Bald hat eine interessante, große These, und er will sie beweisen. Leider lässt er es dabei oft an wissenschaftlicher Sorgfalt fehlen, vernachlässigt neuere Literatur, zitiert jenseits des Kontexts, konstruiert unhaltbare Zusammenhänge, datiert ungenau etc. Johannes Tuchel und Armin Ziegler haben das unabhängig voneinander erschöpfend kommentiert.15 Problematisch ist allerdings vor allem Balds Behauptung, die Beweggründe der Weißen Rose seien „im Rahmen des gesamten deutschen Widerstands gegen den Nationalsozialismus singulär: Sie ging in die Öffentlichkeit und suchte Resonanz für einen breiten Widerstand zu finden“ (S. 141f.). Tuchel widerlegt diese offenkundig falsche These unter Hinweis auf die „Rote Kapelle“ und andere Widerstandsgruppen der Kriegszeit und fährt fort: „An dieser Stelle ist [...] die Basis für einen neuen Mythos über die ‚Weiße Rose’ zu finden. Dies folgt leider einem in der Widerstandsforschung noch immer anzutreffenden Phänomen: die Aufwertung der jeweils analysierten Gruppe durch immanente Abwertung anderer Formen und Gruppen des Widerstands.“16
Gibt es, von dieser relativ begrenzten Debatte um die Weiße Rose und einer sich möglicherweise anbahnenden Auseinandersetzung um den Judenmord als Handlungsmotivation für den militärischen Widerstand abgesehen, überhaupt noch irgendwelche tiefgehenden Kontroversen in der Widerstandsgeschichte? Sind geschichtspolitische Thesen erkennbar, die Diskussionen größerer Reichweite auslösen könnten? Ist von den großen Streitigkeiten um das integrale Widerstandsverständnis der Gedenkstätte Deutscher Widerstand 1994 irgendetwas übriggeblieben, oder sind zehn Jahre später „die Wogen der Erregung geglättet“, wie Peter Steinbach formuliert? Es scheint so. Nur an wenigen Stellen lodern alte Streitpunkte noch einmal auf: Wolfgang Venohr etwa bewertet die Widerstandskämpfer Witzleben, Halder, Canaris und Oster als einen „Kreis der Vorgestrigen“ (S. 134). Seine Abgrenzungen erinnern an Argumentationen aus den 1950er-Jahren und sind wissenschaftlich überhaupt nicht nachvollziehbar. Und in einem ansonsten überzeugend argumentierenden Aufsatz von Joachim Fest am Ende des Tresckow-Bandes von Grabner und Röder attackiert der Autor plötzlich die Gedenkstätte im Bendlerblock, die angeblich Ulbricht und Pieck in eine Reihe mit Goerdeler, Stauffenberg oder Bonhoeffer stelle, spricht von „gänzlich sinnentleerte[m], formalistische[m] Widerstandsbegriff“, „verlorene[m] Standortbewusstsein“ und „postmoderne[r] Gesinnung, [...] in der das eine so viel wie das andere wiegt, Standhalten oder Versagen, Menschenwürde und Menschenverachtung: alles ist am Ende gleich und gleich unwichtig“ (S. 154). Nun war dies ursprünglich der Text einer Rede zum 20. Juli 1994, ist jedoch in überarbeiteter Form 2003 erschienen. Nach wie vor also gibt es die Tendenz, Teile des Widerstandes auszugrenzen, indem man sie – wie Fest es tut – jenseits des Grundkonsenses des wahren Widerstands positioniert und sie als „nur die unterlegenen totalitären Rivalen Hitlers“ abqualifiziert (ebd.).
Ansonsten sind die hier besprochenen biografischen Annäherungen jedoch gekennzeichnet von Toleranz und Verständnis für Anhänger anderer Ideologien, für Brüche und Umwege in Biografien, für Gratwanderungen zwischen Anpassung und Opposition. Kaum unkritische Überhöhung findet sich da, aber großer Respekt vor der moralischen Größe, dem Mut, der Integrität all jener, die sich verweigerten, für andere einstanden und versuchten, mit ihren ganz eigenen Mitteln dem Unrecht etwas entgegenzusetzen. Mehrheitlich sind diese neueren Publikationen also eine gelungene Umsetzung des Anspruchs, der am Ende einer (immer noch höchst lesenswerten) Moltke-Biografie von 1984 formuliert wurde: „Es ist nicht leicht, den Gang der Geschichte zu wenden. Nur durch den Einsatz zahlreicher Menschen über mehrere Generationen kann es überhaupt gelingen, und die von heute und die von morgen müssen ihren Einsatz am Beispiel der Früheren messen. Wenn das geschehen soll, darf man aber die Toten, die solche Beispiele gegeben haben, nicht heiligsprechen. Man kann sie bewundern, darf aber ihre Dimensionen nicht übertreiben oder ihnen außergewöhnliche Fähigkeiten zuschreiben, sonst schafft man sich selbst eine Entschuldigung für Untätigkeit. Helmuth von Moltke hatte sowohl Schwächen wie Stärken. Wie wir alle war er nicht immer konsequent und hatte nicht immer Recht. [...] Was er tat, können andere auch.“17
Eine große Chance der biografischen Widerstandsforschung ist allerdings von vielen Autoren noch nicht genutzt worden: der Zugang, das Handeln der Akteure im historischen Zusammenhang und im Kontext auch einer Geistesgeschichte des frühen 20. Jahrhunderts zu analysieren. Diese Methode kann eine Verknüpfung der auf den Einzelnen gerichteten Perspektive mit einer generalisierbaren Ebene erreichen, auf der Aussagen über politische Handlungsbereitschaft in der Diktatur getroffen werden können. Biografische Forschungen können so auf Strukturen und sozialgeschichtliche Hintergründe verweisen oder eine Konkretion erlauben, die die Analyse keineswegs auf die Rekonstruktion des Denkens und Handelns eines Individuums reduziert. Vielmehr könnte eine solche Analyse durch die historische Kontextualisierung die strukturelle Bedeutung der Geschichte und Erkenntnisse über politische Entscheidungsprozesse herausarbeiten.18 Dieser Zugang wurde in den vergangenen Jahren vor allem von den VertreterInnen der Widerstandshistoriografie genutzt, die sich mit Themen jenseits des Widerstandes vom 20. Juli beschäftigen. Beatrix Herlemann etwa hat die Tätigkeit von Libertas Schulze-Boysen und weiteren 35 Frauen, die zum Kern der Roten Kapelle gerechnet werden, in einem „Kollektiv-Soziogramm“ untersucht.19
Die Debatte um Nathan Stoltzfus’ „Widerstand des Herzens“ und Margarethe von Trottas Rosenstraßen-Film hat ebenfalls eine systematische Perspektive eröffnet: Zwar gab es von namhaften Widerstandshistorikern Kritik an Stoltzfus’ Methode und Trottas simplifizierender Darstellung, aber es herrscht Einigkeit darüber, dass das Verhalten der Frauen und Angehörigen der in der Rosenstraße inhaftierten jüdischen Männer als ein konkretes Beispiel für „Zivilcourage ‚gewöhnlicher’ Menschen“ zu bewerten ist. Auch die Wochenzeitung „Das Parlament“ stellt zum 60. Jahrestag des 20. Juli 1944 das Thema „Widerstand und Zivilcourage“ in den Mittelpunkt (Ausgabe vom 28.6.2004). Aufgabe einer systematischen biografischen Forschung zum Widerstand bleibt es, couragierte Aktionen wie den Protest in der Rosenstraße in der Zusammenschau mit anderen Beispielen – auch den hier vorgestellten Biografien – zu analysieren, Handlungsmotivationen und -spielräume von Frauen und Männern aufzuzeigen sowie in der Auseinandersetzung mit Widerstand gegen die NS-Diktatur Handlungspotenziale zu erschließen.
Anmerkungen:
1 Siehe dazu Hoffmann, Peter, Nationalisten, Antisemiten, Demokratiefeinde? Theodore Hamerows nicht überzeugende Arbeit über den Widerstand gegen Hitler, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.7.1999, S. 10.
2 Leugers, Antonia, Deutscher Widerstand gegen den Nationalsozialismus, in: Neue Politische Literatur 47 (2002), S. 249-276.
3 Als Beispiele seien nur genannt: Hassell, Ulrich von, Die Hassell-Tagebücher 1938–1944. Aufzeichnungen vom Andern Deutschland, Berlin 1988 (zuerst 1946); Ritter, Gerhard, Carl Goerdeler und die deutsche Widerstandsbewegung, Stuttgart 1984 (zuerst 1954); Grossmann, Kurt R., Die unbesungenen Helden. Menschen in Deutschlands dunklen Tagen, Frankfurt am Main 1984 (zuerst 1957); Abshagen, Karl Heinz, Canaris. Patriot und Weltbürger, Stuttgart 1959; Bethge, Eberhard, Dietrich Bonhoeffer. Theologe, Christ, Zeitgenosse, Darmstadt 2004 (zuerst 1967); Beck, Dorothea, Julius Leber. Sozialdemokrat zwischen Reform und Widerstand, Berlin 1983; Sahm, Ulrich, Rudolf von Scheliha 1897–1942. Ein deutscher Diplomat gegen Hitler, München 1990; Knoop-Graf, Anneliese, „Jeder Einzelne trägt die ganze Verantwortung“ – Willi Graf und die Weiße Rose, Berlin 1991; Schwerin, Detlef, „Dann sind’s die besten Köpfe, die man henkt“. Die junge Generation im deutschen Widerstand, München 1991; Joffroy, Pierre, Der Spion Gottes. Kurt Gerstein. Ein SS-Offizier im Widerstand?, Berlin 1995; Coppi, Hans, Harro Schulze-Boysen – Wege in den Widerstand. Eine biographische Studie, Koblenz 1999; Smid, Marikje, Hans von Dohnanyi – Christine Bonhoeffer: eine Ehe im Widerstand gegen Hitler, Gütersloh 2002.
4 Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5.5.1951.
5 Zitiert in Klaus Wiegrefes Titelgeschichte zum 20. Juli: Helden und Mörder, in: Der Spiegel, 12.7.2004, S. 35, Umfrageergebnisse S. 44.
6 Siehe <http://www.kampagne.de/GeloebNIX.php>.
7 Hoffmann, Peter, Verschmähtes Vermächtnis. Was der Film „Stauffenberg“ nicht zeigt, in: Süddeutsche Zeitung, 26.2.2004; Ders., Seine historische Rolle. Das war nicht der wahre „Stauffenberg“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5.3.2004; dazu die Reaktionen von Carl Bergengruen, Leiter der Hauptabteilung Film und Serie des SWR: Was der Fernsehfilm „Stauffenberg“ erreichen wollte, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.3.2004, und der Produzentin Gabriela Sperl: Der wahre Stauffenberg? Eine Erwiderung auf Peter Hoffmann, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.3.2004.
8 Hoffmann, Peter, Widerstand. Staatsstreich. Attentat. Der Kampf der Opposition gegen Hitler, München 1985 (zuerst 1969).
9 Ders., Tresckow und Stauffenberg. Ein Zeugnis aus dem Archiv des russischen Geheimdienstes, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.7.1998. Zu Tresckow siehe nun auch, auf der Grundlage bislang unbekannter Quellen, die Neuinterpretation von Hürter, Johannes, Auf dem Weg zur Militäropposition. Tresckow, Gersdorff, der Vernichtungskrieg und der Judenmord. Neue Dokumente über das Verhältnis der Heeresgruppe Mitte zur Einsatzgruppe B im Jahr 1941, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 52 (2004), S. 527-562.
10 Hier ist auch Cornelia Schmalz-Jacobsens eindringlicher Bericht über die Aktivitäten ihrer Eltern zu nennen: Zwei Bäume in Jerusalem, Hamburg 2002; ebenso Schneider, Peter, „Und wenn wir nur eine Stunde gewinnen“. Wie ein jüdischer Musiker die Nazi-Jahre überlebte, Reinbek bei Hamburg 2000.
11 Vgl. auch Schott, Andreas, Adam von Trott zu Solz, Jurist im Widerstand, Paderborn 2001; sowie jüngst zur „Trott-Kontroverse“ Daniel, Silvia, „Troubled Loyalty“? Britisch-deutsche Debatten um Adam von Trott zu Solz, 1933–1969, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 52 (2004), S. 409-440.
12 Siehe dazu Heinemann, Winfried, Kein idealer Verschwörer. Die Tochter beschreibt das Leben des Barons von Guttenberg, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.10.2003.
13 Als Kritik an der Überhöhung gerade der Rolle des preußischen Adels im Widerstand siehe jüngst Conze, Eckart, Aufstand des preußischen Adels. Marion Gräfin Dönhoff und das Bild des Widerstands gegen den Nationalsozialismus in der Bundesrepublik Deutschland, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 51 (2003), S. 483-508. Außerdem zum Verhalten des deutschen Adels allgemein: Malinowski, Stephan, Vom König zum Führer. Sozialer Niedergang und politische Radikalisierung im deutschen Adel zwischen Kaiserreich und NS-Staat, Berlin 2003, zusammengefasst in einem Interview mit Malinowski: „Beide Geschichten erzählen“, in: Der Spiegel, 12.7.2004, S. 46ff.
14 Vgl. Mehringer, Hartmut, Widerstand und Emigration. Das NS-Regime und seine Gegner, München 1997.
15 Ziegler, Armin, Widerstand in Sachen „Weiße Rose“. Kritische Anmerkungen zu dem Buch von Detlef Bald: Die Weiße Rose. Von der Front in den Widerstand, Schönaich 2003 (im Selbstverlag des Autors); Tuchel, Johannes, Neues von der „Weißen Rose“? Kritische Überlegungen zu Detlef Bald: Die Weiße Rose. Von der Front in den Widerstand, Berlin 2003 (POLHIST Nr. 15, erhältlich bei der Forschungsstelle Widerstandsgeschichte); dort auch Hinweise auf andere Rezensionen, positive wie negative. Siehe außerdem Ruth Sachs’ vernichtende Rezension (http://www.deheap.com/d__bald,_continued.htm) und die Gegendarstellung des Verlages in Bezug auf einen Teil ihrer Kritik (http://buecher.judentum.de/aufbau/gegendarstellung.htm).
16 Tuchel (wie Anm. 15), S. 25.
17 Moltke, Freya von; Balfour, Michael; Frisby, Julian, Helmuth James Graf von Moltke 1907–1945, Berlin 1984, S. 316.
18 Vgl. dazu Raulff, Ulrich, Das Leben – buchstäblich. Über neuere Biographik und Geschichtswissenschaft, in: Klein, Christian (Hg.), Grundlagen der Biographik. Theorie und Praxis des biographischen Schreibens, Stuttgart 2002, S. 55ff.
19 Herlemann, Beatrix, Die Einheit in der Vielfalt. Die Frauen der Roten Kapelle, in: Wickert, Christl (Hg.), Frauen gegen die Diktatur. Widerstand und Verfolgung im nationalsozialistischen Deutschland, Berlin 1995, S. 98-105.