Die jüdische Familie in der Frühen Neuzeit

CfP: Die jüdische Familie in der Frühen Neuzeit (Interdisziplinäres Forum „Jüdische Geschichte und Kultur in der Frühen Neuzeit“ , 4.–6.2.2022, Stuttgart-Hohenheim)

Veranstalter
Interdisziplinäres Forum „Jüdische Geschichte und Kultur in der Frühen Neuzeit“; Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Fachbereich Geschichte
Veranstaltungsort
Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Tagungszentrum Hohenheim
PLZ
70599
Ort
Stuttgart
Land
Deutschland
Vom - Bis
04.02.2022 - 06.02.2022
Deadline
25.10.2021
Von
Johannes Kuber, Fachbereich Geschichte, Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart

Die 22. Arbeitstagung des "Interdisziplinären Forums jüdische Geschichte und Kultur in der Frühen Neuzeit" möchte sich mit den kulturspezifischen Besonderheiten der jüdischen Familie hinsichtlich ihrer wirtschaftlichen, rechtlichen und politischen Stellung auseinandersetzen.

CfP: Die jüdische Familie in der Frühen Neuzeit (Interdisziplinäres Forum „Jüdische Geschichte und Kultur in der Frühen Neuzeit“ , 4.–6.2.2022, Stuttgart-Hohenheim)

Die 22. Arbeitstagung des "Interdisziplinären Forums jüdische Geschichte und Kultur in der Frühen Neuzeit" widmet sich der jüdischen Familie. Die Wahl fiel damit auf ein zentrales Thema, ermöglicht doch die soziale Institution Familie Anknüpfungspunkte an nahezu alle Bereichen der Gesellschaft.

Innerhalb der jüdischen Gesellschaft waren genealogische Zusammenhänge seit Jahrhunderten – vor allem auf Seiten der jüdischen Geschichtsforschung – Gegenstand des Interesses. Spätestens mit der Gründung der „Gesellschaft für jüdische Familienforschung“ durch Arthur Czellitzer 1924 in Berlin öffnete sich die Forschung einem weiteren Feld. Lag der Fokus zuvor vor allem auf prominenten jüdischen Hofjuden- und Gelehrtenfamilien, setzte sich zunehmend eine differenziertere Sichtweise durch, die Bereiche der Anthropologie und Soziologie einbezog. Nun standen nicht mehr nur die männlichen Familienmitglieder und ihre Nachkommen im Fokus, sondern auch die der weiblichen Linie und die nicht-blutsverwandten Angehörigen. Der Begriff der Familie wurde auch durch gewählte Verwandtschaftsbeziehungen, wie z. B. Patenschaften, oder andere Formen des gesellschaftlichen und ökonomischen Kontakts erweitert. Die moderne jüdische Familienforschung gewann somit zunehmend an Bedeutung und löste sich von der rein genealogischen Forschung des 19. Jahrhunderts.

Vor diesem Hintergrund möchte sich die Tagung mit den kulturspezifischen Besonderheiten der jüdischen Familie hinsichtlich ihrer wirtschaftlichen, rechtlichen und politischen Stellung auseinandersetzen.

Mögliche Themenschwerpunkte ergeben sich aus Fragen zur äußeren Gestalt von Familie in Bezug auf Haushaltsstruktur, Demographie und gegenseitige Verknüpfung:
- Wie lassen sich familiäre Netzwerke rekonstruieren und inwiefern ermöglichen sie Aussagen zu Ehestrategien und Heiratsmustern innerhalb der jüdischen Gesellschaft?
- Wie äußerten sich Solidarität und Unterstützung von Familienmitgliedern? Inwiefern stellen diese Beispiele für intergenerative Kommunikation und Tradierung dar?
- Welche Rolle nahmen Frauen ein? Inwiefern lassen sich hier Unterschiede oder Besonderheiten bezüglich ihrer sozialen Stellung beobachten?
- Wie werden Familien (bildlich) dargestellt? z. B. Stammbäume, Familienporträts

Untersuchungen zur Ökonomie bilden einen weiteren Komplex. Wirtschaftlicher Erfolg oder Misserfolg von Familienunternehmen trugen entscheidend zur sozialen Mobilität und Distinktion bei und stellten somit einen wichtigen gesellschaftlichen Faktor dar:
- Welche Beispiele für Konkurrenz, Kooperation und Konflikte zwischen Mitgliedern der gleichen Familie, bzw. zwischen unterschiedlichen Familien lassen sich finden?
- Welche Folgen hatten persönlicher Erfolg oder Misserfolg (Stichwort “Scheitern”) für den familiären Zusammenhalt?
- Jüdische vs. christliche Familienunternehmen: Begünstigten jüdische Familiennetzwerke den wirtschaftlichen Erfolg? Welche Rolle spielten die Besonderheiten des jüdischen Rechts?

Ein weiterer thematischer Block widmet sich dem Verhältnis von Religion und Familie. Während Thora und rabbinische Literatur Normen hinsichtlich Erziehung und Rollenvorstellungen vermittelten, strukturierten Riten, Bräuche und Traditionen das gemeinsame Zusammenleben. Ein Glaubenswechsel bedeutete in der Regel den Bruch mit dem familiären Umfeld. Welche Aussagen lassen sich diesbezüglich in der rabbinischen Literatur finden?
- Wie gestaltete sich das Familienleben? Gab es eine spezifische jüdische Erziehung und welche geschlechterspezifischen Rollenvorstellungen wurden in Kindheit und Jugend vermittelt?
- Wie strukturierte Religion das Familienleben? Sind regionale Unterschiede in Bezug auf Bräuche und Traditionen festzustellen?
- Welche Bedeutung hatten Memoria und Stiftungen für die Familien?
- Inwiefern lässt sich Familiensinn über den Tod hinaus, etwa durch die Anordnung der Gräber oder die Ähnlichkeit der Inschriften belegen?

Neben Fallstudien zu den verschiedenen Aspekten sind besonders auch Beiträge willkommen, die das Thema vergleichend bzw. systematisierend in den Blick nehmen.

Wir laden alle zum Thema Forschenden ein, sich mit Beiträgen von maximal 20-25 min. an der Tagung des „Forums“ zu beteiligen. Dies können Werkstattberichte aus laufenden Projekten und Promotionsprojekten sein.

Das seit 2000 bestehende "Interdisziplinäre Forum jüdische Geschichte und Kultur in der Frühen Neuzeit" dient dem Austausch von Historiker:innen, Judaist:innen und allen, die sich wissenschaftlich mit Aspekten jüdischer Geschichte und Kultur vom späten Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert beschäftigen.

Die Arbeitstagung findet von Freitagabend bis Sonntagmittag, 4.–6. Februar 2022 in Kooperation mit dem Fachbereich Geschichte der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart im Tagungszentrum Hohenheim statt. Es gelten Corona-Schutzmaßnahmen.

Wie bei Arbeitskreisen üblich, tragen die Teilnehmenden, auch Referent:innen, ihre Kosten selbst. In Einzelfällen ist ein Zuschuss durch die Akademie oder die GEGJ möglich. Bitte senden Sie Ihren Themenvorschlag mit einer Kurzbeschreibung des Projekts bzw. des geplanten Vortrags bis zum 25. Oktober 2021 an Rotraud Ries (ries@forum-juedische-geschichte.de) und Franziska Strobel (FStrobel@ku.de).

Das Vorbereitungsteam
Franziska Strobel, Christian Porzelt, Maximilian Grimm und Christoph Cluse

https://www.forum-juedische-geschichte.de/