„All Ihre Briefe....“ Schreiben, Sammeln, Überliefern – Rahel Varnhagen und die Varnhagen-Sammlung

„All Ihre Briefe....“ Schreiben, Sammeln, Überliefern – Rahel Varnhagen und die Varnhagensammlung

Veranstalter
Institut für Germanische Philologie der Jagiellonen-Universität Krakau, Varnhagen Gesellschaft e. V., Institut für deutsche Sprache und Literatur I der Universität zu Köln; Biblioteka Jagiellońska Krakau (Institut für Germanische Philologie der Jagiellonen-Universität Krakau)
Ausrichter
Institut für Germanische Philologie der Jagiellonen-Universität Krakau
Veranstaltungsort
Jagiellonen-Bibliothek. Konferenzsaal, Eingang: ul. Oleandry 3
Gefördert durch
Deutsch-Polnische Wissenschaftsstiftung, Firma Höffmann Reisen, Deutscher Akademischer Austauschdienst DAAD, Philologische Fakultät der Jagiellonen-Universität
PLZ
30-059
Ort
Kraków
Land
Poland
Vom - Bis
21.10.2021 - 23.10.2021
Deadline
20.10.2021
Von
Nikolaus Gatter, Vorsitzender, Varnhagen Gesellschaft e.V.

Wissenschaftliche Tagung in der Jagiellonen-Bibliothek, Krakau, anlässlich des 250. Geburtstages von Rahel Varnhagen von Ense, geb. Levin, der deutschen Schriftstellerin jüdischer Herkunft, die als geistreiche Selbstdenkerin, Salonière, Briefautorin, Verfechterin der Aufklärung und der Frauenbefreiung berühmt wurde. Im Mittelpunkt stehen die Themen ihrer Schriften, die Beziehungen zu Zeitgenossen sowie die Editions- und Überlieferungsgeschichte im Kontext der Varnhagen-Sammlung.

„All Ihre Briefe....“ Schreiben, Sammeln, Überliefern – Rahel Varnhagen und die Varnhagensammlung

Dass seit „Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde“ (1833) das Interesse an Rahel Varnhagen von Enses Schriften lebendig geblieben ist, bezeugen zahlreiche Editionen und eine wachsende Anzahl wissenschaftlicher Studien, die sich der Autorin und ihren in diskursiven Formationen der Aufklärung und Romantik verankerten Schriften widmen. Ins Blickfeld kam „Rahel“ als Denkerin, Jüdin, Salonière, Wegbereiterin der weiblichen Emanzipation und Identifikationsfigur bedeutender Autorinnen bis in die Gegenwart durch das postum unter ihrem Vornamen erschienene "Buch des Andenkens für ihre Freunde"..
Aus Anlass ihres 250. Geburtstages im Jahr 2021 haben das Institut für Germanische Philologie der Jagiellonen-Universität Krakau, die Varnhagen Gesellschaft e. V., das Institut für Deutsche Sprache und Literatur der Universität zu Köln und die Jagiellonen-Bibliothek eine wissenschaftliche Tagung ausgerichtet. Untersucht wird das Oeuvre im Kontext seiner Überlieferung, der Varnhagen-Sammlung, und zwar an dem Ort, wohin die Handschriften nach zwei Weltkriegen und Holocaust gelangt sind, in der Jagiellonischen Bibliothek in Krakau.
In acht Kapiteln widmen sich Vorträge von zwanzig internationalen Expertinnen und Experten dem Denken und Schreiben Rahel Varnhagens, ihrer gelebten und artikulierten Identität als Frau, Jüdin und Deutsche, ihrer Naturauffassung und Krankheitsleiden, die ihr Werk ebenso bestimmten wir Freundschaftskult, Emanzipationsdiskurse oder die Beziehung zu Zeitgenossen wie Alexander von Humboldt oder Ignaz Paul Vital Troxler. Die Tagung schließt mit europäischen und transatlantischen Perspektiven, die durch die Nichten des Ehepaars Varnhagen, Ottilie und Ludmilla Assing, repräsentiert sind, sowie mit einem Ausblick auf die Editions- und Wirkungsgeschichte unter Einbeziehung ihres Hauptwerks „Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde“.

Begleitet wird die Tagung von einer Ausstellung, die signifikante biografische und diskursive Verflechtungen anhand von Originalhandschriften, Erstausgaben, Objekten, Porträts aus der Epoche und weiterer visueller Materialien veranschaulicht und deren Finissage gefeiert werden soll. Zudem wird im Lauf der Tagung ein Gedenkort für die Stifterinnen und Stifter der Varnhagen-Sammlung im Handschriftenlesesaal der Jagiellonen-Bibliothek der Öffentlichkeit übergeben.

Aus rechtlichen und organisatorischen Gründen wird für die Teilnahme eine Tagungsgebühr in Höhe von 25 Euro erhoben. Es wird damit ein Teil von Organisationskosten und der angestrebten Publikation gedeckt.

Die Tagung wird hybrid – nach Maßgabe der aktuellen pandemischen Lage – in den Räumen der Jagiellonischen Bibliothek durchgeführt; einzelne Vorträge werden online stattfinden. Für Interessenten, die über entsprechende technische Ausrüstung verfügen, ist die Teilnahme über teams möglich.

Programm

Alle Vorträge finden im Konferenzraum der Jagiellonen-Bibliothek statt, ul. Oleandry 3, Kraków, Polen
Donnerstag, 21. Oktober
9:00
Begrüßung und Eröffnung der Tagung
„Alle sollten selbstständig und selbstdenkend, daher sehend und erfindend sein“: Philosophische Affinitäten
9:30
Barbara Hahn: „Ein Meer von Daseyn”. Rahel Levin Varnhagens Philosophie
10:30
Kaffeepause
11:15
Paola Ferruta: Noch ein Wort zu Rahel Levin Varnhagen und ihrem bekannten Interesse an der saint-simonistischen „Doktrin“
11:45
Theodore Vial: Rahel Varnhagen as Radical Theorist of a Distributed Self
12:15
Hannah Lotte Lund: Von der „Frauenrechtlerin” zur „Influencerin”. Rahel Levin Varnhagen im Schnittpunkt der (Anti)emanzipationsdiskurse bis heute!
13:00–15:00
Mittagspause (Büffet in der Jagellonen-Bibliothek)
„fürchterlich ist die Natur darin, daß eine Frau gemißbraucht werden kann“: Verhandlungen der Weiblichkeit
15:00
Ulrike Leitner: Alexander von Humboldt in Briefwechseln mit Frauen
15:30
Katharina Schmees: „Ich bin eine Mutter ohne Kinder“. Zur Neuverhandlung von Weiblichkeit und Mutterschaft in Rahel Varnhagens Briefen
16:00
Kaffeepause
„Man irrt sich am längsten über sich“: Rahel im Spiegel der Anderen
16:30
Paweł Zarychta: „wüthend böse auf Rahle“. Rahel Levin Varnhagen in der Korrespondenz Karl August Varnhagens mit Rosa Maria und David A. Assing
17:00
Joanna Szczukiewicz: „Ich wollte, Sie sähen Rahel jetzt recht viel; sie ist schärfer und ergründender in ihren Gedanken, als je […]“. Rahel in der Korrespondenz Karl Varnhagens von Ense mit Ignaz Paul Vital Troxler“
18:00
Gemeinsames Abendessen, Restaurant „Mięta”, ul. Krupnicza 19a

Freitag, 22. Oktober
„Sey eine Jüdin!“ – „Nun ohne Spaß; das heißt deutsch“: Rahels Identitäten
9:00
Manuela Günter: Rahel Levins Ressentiments. Der destruktive Charakter einer deutschen Jüdin um 1800
9:30
Nikolaus Gatter: „...um die Herkunft, alle Mitwisser der Herkunft loszuwerden“? Jüdisches und Antijüdisches aus der Varnhagen-Sammlung von Rahel bis Ludmilla Assing
10:00
Anne-Maika Krüger: Rahel Varnhagen und die Germanomanie. Perspektiven einer Außenseiterin auf den deutschen Frühnationalismus
10:30
Kaffeepause
„viele Reiche des Schmerzes habe ich ergründet“: Krankheiten und Tod
11:00
Katarzyna Jaśtal: „Ich kann an keiner Seuche sterben; wie ein Halm auf weitem Felde von Sumpfluft versengt“. Rahels Briefe in den Zeiten der Cholera
11:30
Agnieszka Sowa: „bei Ihnen wird der Verlust schön […], bei mir ist es jedesmal eine Amputation”. Tod, Trauer und Konsolation im Briefwechsel zwischen Rahel Varnhagen und Karoline von Woltmann
12:00
Franzi Finkenstein: „Auch ist der Schmerz, wie ich ihn kenne, auch ein Leben“.
Leid und Selbsterfahrung in Rahel Varnhagens Briefe an David Veit
12:30
Einweihung der Varnhagen-Ecke
13:00–14:30
Mittagspause (Büffet in der Jagellonen-Bibliothek)
„Kompaß, Teleskop, Druckerei, Menschenrechte“: Transatlantische Ausblicke
14:30
Iwan-Michelangelo D’Aprile: Jüdische Emanzipation und Abolitionismus-Bewegung: Saul Ascher und Ottilie Assing
15:00
Barbara Becker-Cantarino: Ottilie Assing und ihre journalistischen Berichte (und Abenteuer) aus ihrem Amerika-Aufenthalt
15:30
Kaffeepause
16:00
Finissage der Ausstellung
„All Ihre Briefe … Rahel Varnhagen und die Varnhagen-Sammlung
17:00
Empfang

Samstag, 23. Oktober
„tief in der Natur der Dinge … liegt dies Schwanken, Wogen, Meinen, Toben, Halten, Schreiten“: Rahels Naturbeschreibungen
9:30
Ingo Breuer: „die feinste Empfindlichkeit für alle Verhältnisse der Luft und des Wetters”. Natur- und Wetter-Szenen in Rahels Reise-Briefen
10:00
Jörg Paulus: Das andere Register der Natur. Die agency von Pflanzen und Tieren in der Sammlung Varnhagen
10:30
Kaffeepause
„Du hast zwei Wesentlichkeiten von mir ausgelassen“: Editionen gestern und heute
11:00
Volker Schindler: Rahel Varnhagen: Das „Buch des Andenkens für ihre Freunde“ und seine zeitgenössische Rezeption
11:30
Johanna Egger: All ihre Freundinnen ... Ausblick auf die Bände Briefwechsel mit Freundinnen, Edition Rahel Levin Varnhagen
12:00–12:15
Pause
12:15–12:45
Abschlussdiskussion
13:00
Mittagsbüffet in der Jagiellonen-Bibliothek

Kontakt

raheltagung250@gmail.com
Aktuelle Informationen: https://ifg.filg.uj.edu.pl/rahel-250

http://www.varnhagen.info