In den 1960er Jahren kam in der Tschechoslowakei ein Begriff in Gebrauch, den zuvor kaum jemand kannte: „Stress“ bürgerte sich als Bezeichnung für einen Zustand körperlicher und psychischer Belastung ein. Bis in die 1990er Jahre etablierte sich rund um den Stressbegriff ein Set von Diskursen und Praktiken, die definierten was Stress ist und wie mit ihm umzugehen sei. Dieses Stresswissen spielte in Tschechien in der postsozialistischen Transformation eine wichtige Rolle. „Stress“ wurde zu einem Deutungsmuster des Transformationsgeschehens und Menschen eigneten sich Techniken des Stressmanagements an, um ihren Platz in der kompetitiven Transformationsgesellschaft zu behaupten. Es entstand ein Markt, auf dem Beratungswissen und Praktiken des Stressmanagements angeboten wurden – z. B. Yoga, Wellness und Strategien des Zeitmanagements. Der Vortrag beleuchtet die Entstehungsgeschichte dieses Marktplatzes des Stresswissens in der Tschechoslowakei/Tschechien seit den 1960er Jahren und arbeitet seine gesellschaftliche Relevanz im Kontext der postsozialistischen Transformation heraus. Zu diesem Zweck werden die Biografien von drei Akteuren rekonstruiert, die zu wichtigen „Anbietern“ von Stresswissen wurden.
Teilnahme:
Für die Anmeldung wenden Sie sich bitte bis spätestens 16.11.2021 unter Angabe ihres vollständigen Namen an Sabine Klemm (Sekretariat: hait@msx.tu-dresden.de).
Der Registrierungslink zu diesem Hait-Kolloquium wird Ihnen, einige Tage vor der Veranstaltung, in einer gesonderten E-Mail zugesandt.