Sichtbarkeit von Frauen in wissenschaftlichen Fachgeschichten

Sichtbarkeit von Frauen in wissenschaftlichen Fachgeschichten

Organizer
Christina Krakovsky (Institute for Comparative Media and Communication Studies/Austrian Academy of Sciences/Alpen Adria University Klagenfurt), Diotima Bertel (SYNYO GmbH, Wien), Julia Himmelsbach (AIT, Wien) (Arbeitskreis für historische Kommunikationsforschung)
Host
Arbeitskreis für historische Kommunikationsforschung
ZIP
1090
Location
Wien
Country
Austria
From - Until
15.12.2021 -
Deadline
28.02.2022
By
Christina Krakovsky, Institute for Comparative Media and Communication Studies, Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW)

Sichtbarkeit von Frauen in wissenschaftlichen Fachgeschichten

Die Ausgabe von "medien & zeit" fokussiert auf Entwicklungen von Ungleichheitsverhältnissen in der fachlichen Genese der Kommunikationswissenschaft, aber auch in benachbarten Disziplinen aus Sozial- und Geisteswissenschaft wie (Zeit-)Geschichte, Soziologie oder Philosophie. Ziel ist die Reflexion der Fach- und Disziplinengeschichte in Bezug auf Geschlechterkonstruktionen sowie auf Vergeschlechtlichung von akademischer Wissensproduktion auf der Ebene von Akteur:innen und in struktureller Form.

Visibility of Women in the History of Academia

This issue of "medien & zeit" focuses on developments of inequalities in the disciplinary genesis of communication studies, in particular in the field of communication history, but also in associated disciplines like social sciences and humanities, (contemporary) history, sociology or philosophy. We invite contributions to reflect on the history of disciplines and subjects in relation to gender constructions and the gendering of academic knowledge production. The level of actors is sought to be considered just as much as the structural level.

Sichtbarkeit von Frauen in wissenschaftlichen Fachgeschichten

„Geistigkeit ist ein Privileg der Männer. Wenn eine Frau Geistigkeit in gleichem Ausmaße besitzt, dann fehlt ihr etwas anderes. Sie ist dann keine Frau mehr.“ – das Zitat eines Professors, das unter vielen ähnlich gelagerten 1960 in einer Habilitationsschrift zum Stand deutscher Universitäten abgedruckt wurde, zeugt von der erdrückend androzentrischen Perspektive, die an Hochschulen für Frauen vorherrschte. Seither haben Wissenschafter:innen zweifellos an Handlungsspielräumen gewonnen, die Überwindung von struktureller Marginalisierung und Stereotypisierung ist allerdings nicht in Sicht.

Diese Ausgabe von medien & zeit fokussiert auf Entwicklungen von Ungleichheitsverhältnissen in der fachlichen Genese der Kommunikationswissenschaft, insbesondere der historischen Kommunikationsforschung, aber auch in benachbarten Disziplinen aus Sozial- und Geisteswissenschaft, wie (Zeit-)Geschichte, Soziologie oder Philosophie.

Ziel ist die Reflexion der Disziplinen- und Fachgeschichte in Bezug auf Geschlechterkonstruktionen sowie auf die Vergeschlechtlichung von akademischer Wissensproduktion auf der Ebene von Akteur:innen und in struktureller Form.

Ausgegangen wir davon, dass wissenschaftlich-historische Darstellungen des Fachs auf hegemonialen Strukturen beruhen, die männlich geprägt sind. Frauen: tauchen höchstens als Ausnahmen auf, ihr substantieller Beitrag für die Fachgeschichte ist in entsprechender Literatur kaum erkennbar. Die Gründe dafür sind vielfältig, eingebettet in gesamtgesellschaftliche Machtstrukturen und Spezifika das Wissenschaftssystem – aber viel zu wenig beleuchtet.

(Queer-)feministische und intersektionale Ansätze stellen solche Deutungsmuster und Narrative, die sich auf patriarchale Strukturen beziehen, in Frage. Dieses Hinterfragen von Strukturen bringt die Beschäftigung mit Themenfeldern und Perspektiven mit sich, die wiederum in einer breit angelegten Wissenskultur um Aufmerksamkeit und Anerkennung kämpfen.

Nicht zuletzt deshalb reicht es nicht aus, an den Rand gedrängte soziale Identitäten sichtbar zu machen. Ebenso muss eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit struktureller Diskriminierung mit den weitreichenden Auswirkungen für Akteur:innen, soziale Praktiken, Verfestigung von institutionalisiertem Wissen und innerwissenschaftlichen Prozessen stattfinden.

Wir laden daher zu originären Beiträgen zu dieser Thematik ein, einschließlich theoretischer wie methodologischer Überlegungen und Fallstudien aus feministischer, queerer und intersektionaler Perspektive. Von Interesse sind u.a. folgende Themenbereiche:
- Verhandlung von Narrativen über das Fach und über Forscher:innen: Welche Rolle spielt Geschlecht in Meta-Erzählungen über die Fachgeschichte und über akademische Leistungen? Welche Lücken, welche Leerstellen ergeben sich daraus? Welche Erzählungen existieren über weibliche und nicht-binäre Wissenschaftler:innen? Welche vergeschlechtlichten Zuschreibungen bestehen und bestanden über wissenschaftliche Qualität und anerkannter Methoden und Forschungsschwerpunkte?
- Segregierende Strukturen im Fach: Welche Entwicklungslinien können in der Disziplinen- und Fachgeschichte nachgezeichnet werden? Welche Brüche und welche Kontinuitäten gibt es in der strukturellen Diskriminierung und Marginalisierung? Welche Themen werden von welchen Gruppen gesetzt und welche bleiben offen?
- Akademische Widerstandsbewegungen: Welchen Protest und welche widerständigen Praktiken von Wissenschafter:innen gab und gibt es gegen Benachteiligung? Wie wurde mit den Bewegungen, Forderungen, Personen oder Konzepten umgegangen? Welche Konsequenzen oder Maßnahmen brachte Protest mit welchen Folgen?
- Sichtbarkeit, Anerkennung und Macht: Welche Rolle spielte Geschlecht in der Intersektion mit weiteren sozialen Kategorien für die Sichtbarkeit und den Einfluss in Forschungsfeldern, Forschungsthemen, Theorien und Methoden? Was bedeutete das für universitätspolitische Mitsprache und Teilhabe an Macht? Welchen Akteur:innen wird Definitionsmacht zugesprochen?

Einreichungen sind in englischer oder deutscher Sprache willkommen. Eingereichte Abstracts (nicht mehr als 10.000 Zeichen), die einen voraussichtlichen Beitrag skizzieren, werden von den Redakteur:innen der Ausgabe geprüft. Auf dieser Grundlage werden die Autor:innen eingeladen, vollständige Beiträge (25.000-40.000 Zeichen einschließlich Titel, Zusammenfassung, Tabellen, Abbildungen und Literaturverzeichnis) zu verfassen. Alle vollständigen Beiträge werden einer strengen double-blind peer-review unterzogen. In einer eventuellen Überarbeitungsphase nach der Begutachtung können Autor:innen die Länge des Artikels unter Berücksichtigung der Vorschläge der Gutachter:innen und Redakteur:innen auf maximal 8.000 Wörter erweitern. medien & zeit ist vollständig frei zugänglich (open access) und erhebt von seinen Autor:innen keine Gebühren für die Bearbeitung der Artikel.

Einreichung von Abstracts: 28. Februar 2022
Einreichung von Full Papers: 31. Juli 2022
Veröffentlichung der Ausgabe: Frühestens in Ausgabe 2 von 2023

Einreichungen bitte an Christina Krakovsky per email:
Christina.Krakovsky@gmail.com

Visibility of Women in the History of Academia

“Intellectuality is a privilege of men. If a woman is equally intellectual, then she lacks something else. She is then no longer a woman.” - this quote by a German professor was printed among many similar ones in 1960 in a habilitation thesis on the state of German universities. It testifies to the oppressively androcentric perspective that prevailed at universities for women. Since then, female scientists have undoubtedly achieved more scope of action, but no end is in sight to structural marginalization and stereotyping.

This issue of medien & zeit focuses on developments of inequalities in the disciplinary genesis of communication studies, in particular in the field of communication history, but also in associated disciplines like social sciences and humanities, (contemporary) history, sociology or philosophy. We invite contributions to reflect on the history of disciplines and subjects in relation to gender constructions and the gendering of academic knowledge production. The level of actors is sought to be considered just as much as the structural level.

One can assume that the historical representation of the scientific fields is based on hegemonic structures that are male-dominated. Women usually appear at most as exceptional figures, their substantial contribution in the history of disciplines is hardly recognizable in the corresponding literature. The reasons for this are manifold, embedded in overall social power structures and specifics of the scientific system - but far too little light has been shed on the subject. (Queer)feminist and instersectional approaches are challenging such patterns of interpretation and narratives based on patriarachal structures. This questioning of structures entails the engagement with thematic fields and perspectives, which in turn struggle for attention and recognition in a broad-based knowledge culture.

Certainly, marginalized social identities have to be made visible - but this alone is not enough. At the same time, there is a need for a fundamental debate on structural discrimination, its far-reaching implications for actors, social practices, the consolidation of institutionalized knowledge, and intra-scientific processes. We therefore invite original contributions on this topic, including theoretical as well as methodological considerations and case studies from feminist, queer, and intersectional perspectives. Topics of interest include:

- Dealing with narratives about the discipline and about researchers: what role does gender play in meta-narratives about the history of the discipline and about academic achievement? What gaps, what shortcomings emerge from this? What narratives exist about female and non-binary scholars? What gendered attributions exist and have existed about scholarly quality, recognized methodologies and focal points in research?
- Segregating structures in the field: what lines of development can be traced in the history of disciplines and subjects? What upheavals and what continuities are to be seen in structural discrimination and marginalization? Which issues are set by which groups and which remain open?
- Academic resistance movements: what protest and resistant practices by academics have there been and are there against disadvantage? How were the movements, persons, demands or concepts dealt with? What consequences, measures or actions followed such protests?
- Visibility, recognition and power: what role did gender play as another social category as well as gender in intersection in visibility and influence in research fields, research topics, theories and methods? What did this mean for university political voice, participation in power? Which actors are attributed power of definition?

Submissions in English or German language are welcome. Submissions of abstracts (no more than 10.000 characters) outlining a prospective submission will be subjected to review by the academic editors of the issue. Based on this, authors will be invited to develop full papers (25.000-40.000 characters including title, abstract, tables, figures, and references list). All full papers will undergo rigorous double-blind peer review. During a potential revisions stage, after peer-review, authors can extend the article length to a maximum of 8,000 words in the light of reviewers’ and editors’ suggestions. medien & zeit is fully open access and does not charge Article processing fees from its authors.

Submission of Abstracts: 28 February 2022
Submission of Full Papers: 31 July 2022
Publication of Issue: Issue 2 of 2023

Please submit abstracts to Christina Krakovsky per email:
Christina.Krakovsky@gmail.com

Contact (announcement)

christina.krakovsky@gmail.com

https://medienundzeit.at/