Der Eichmann-Prozess in transmedialer Perspektive: Figuren der Erinnerung, des Rechts und der Gerechtigkeit in Literatur und Film

Der Eichmann-Prozess in transmedialer Perspektive: Figuren der Erinnerung, des Rechts und der Gerechtigkeit in Literatur und Film

Organizer
DAAD-Lektorate in São Paulo und Buenos Aires (UBA), Cátedra Libre Walter Benjamin (UBA), Museo del Holocausto de Buenos Aires, Laboratório de Estudos sobre Etnicidade, Racismo e Discriminação der Universidade der USP
Venue
Centro Cultural Paco Urondo und Online
Funded by
DAAD mit Mitteln des Auswärtigen Amtes (AA)
ZIP
C1002 ABE
Location
Buenos Aires
Country
Argentina
From - Until
04.04.2022 - 06.04.2022
By
Christian Ernst, Universidade de Sao Paulo

Der Eichmann-Prozess stellte ein einschneidendes Ereignis für die (Menschen-)Rechtsgeschichte wie auch für die Auseinandersetzung mit dem Menschheitsverbrechen der Shoa dar. Aufbauend auf die Analyse von Rezeptionsprozessen und -dynamiken in den Erinnerungskulturen in Israel, Deutschland, Argentinien und Brasilien, setzt sich der Workshop zum Ziel die vielfältige filmische und literarische Narrativierung des Falls Eichmanns in den Blick zu nehmen.

Der Eichmann-Prozess in transmedialer Perspektive: Figuren der Erinnerung, des Rechts und der Gerechtigkeit in Literatur und Film

Im Workshop wird die Entwicklung der Darstellung von unterschiedlichen Figuren (wie Täter, Opfer, Zeugen, ,Ermittler’, Beobachter etc.) erinnerungskulturell nachgezeichnet. Wie werden im Rückblick zentrale Akteure erinnert und bewertet, welche Funktion erhalten sie in den Erinnerungsnarrativen? Wie verbinden sich juridisch-forensische, ethische und ästhetische Diskurse? Welche Funktion entwickeln verschiedene Genres und Formate autobiographischer, testimonialer sowie (meta-)fiktionaler Darstellungsverfahren? Welche Figuren und Bilder haben sich transmedial wie auch transnational etabliert? Wie hängen fiktionale und faktuale Repräsentationsweisen zusammen? Welche Brüche, Verschiebungen, Konflikte und Differenzen lassen sich hinsichtlich der Erinnerungsdiskurse zwischen den verschiedenen, aber auch innerhalb jeweiligen Öffentlichkeiten in Südamerika, Israel und Europa beobachten? Inwiefern bilden sich transnationale Figuren der Erinnerung heraus?
Der auf erinnerungskulturelle Darstellungen konzentrierte Workshop wird ergänzt durch eine Abschlussdiskussion, in dem Akteure der Erinnerungspolitik ethische, ästhetische und erinnerungsdidaktische Fragestellungen diskutieren.
Der Workshop findet hybrid statt. Eine Teilnahme über Zoom ist möglich.

Programm

Montag, 4. April 2022
9:15–09:30 Uhr (Buenos Aires) 14:15–14:30 Uhr (Berlin)
Begrüßung und Eröffnung
Christian Ernst (Universidade de São Paulo/DAAD), Patrick Eser (Universidad de Buenos Aires/DAAD)
Miguel Vedda (Universidad de Buenos Aires, Leiter der Abteilung Literaturwissenschaft, Facultad de Filosofía y Letras)

9:30–11:00 Uhr (Buenos Aires) 14:30–16:00 Uhr (Berlin)
Keynote
(Sprache: Spanisch, Simultanübersetzung ins Deutsche)
Konstruktionen von Gerechtigkeit und die „Aufteilung des Sinnlichen“ Kulturelle Repräsentationen des Falls Eichmann
Ulrich Winter (Universität Marburg)
Kommentar: Leonardo Senkman (The Hebrew-University of Jerusalem)
Moderation: Patrick Eser

11:15-13:30 Uhr (Buenos Aires) 16:15–18:30 Uhr (Berlin)
Panel 1: Rezeptions- und Erinnerungsgeschichte im deutsch-deutschen Kontext
(Sprache: Deutsch)
Judith Keilbach (Utrecht University): Eichmann in der Prime-Time. Die Prozessberichterstattung im österreichischen, west- und ostdeutschen Fernsehen
Holger Meding (Universität zu Köln): Der Bundesnachrichtendienst und der Fall Eichmann. Mutmaßungen, Kenntnisse, Aktivitäten
Katharina Rauschenberger (Fritz Bauer Institut, Frankfurt a. M.): Antifaschismus, Judenmord und Zionismus – Auf der Suche nach dem richtigen Klassenstandpunkt in Friedrich Karl Kauls „Der Fall Eichmann“
Moderation: Christian Ernst

15:00–18:00 Uhr (Buenos Aires) 20:00–23:00 Uhr (Berlin)
Panel 2: Rezeption und Erinnerung in Argentinien, Brasilien und Israel
(Sprachen: Spanisch, Portugiesisch)
Luis Krausz (Universidade de São Paulo): Der Eichmann-Prozess und sein Niederschlag in der literarischen Kultur Israels und im Werk von Aharon Appelfeld
Monica Grin (Universidade Federal de Rio de Janeiro): Die Wirkung des Eichmann-Prozesses im “Paraíso Racial”: Wahrnehmungen von Tätern und rassistischer Gewalt in brasilianischen Medien (1960-1970)
Ignacio Klich (CARI, Buenos Aires): Argentinien und die Nazis: Kampf der Narrative
Marcia Ras (Universidad de Buenos Aires/Museo del Holocausto Buenos Aires): Die Rolle Eichmanns bei der Deportation von Juden mit argentinischer Staatsbürgerschaft. Geschichte und Erinnerung
Moderation: Leonardo Senkman

18:30–20:30 Uhr (Buenos Aires) (keine Übertragung per Zoom)
Filmvorführung "El vecino alemán"
Lior Zylberman (Universidad de Buenos Aires) im Filmgespräch mit den Regisseuren Rosario Cervio und Martin Liji
(Sprache: Spanisch)
Moderation: Patrick Eser

Dienstag, 05.04.2022

9:30–11:00 Uhr (Buenos Aires) 14:30–16:00 Uhr (Berlin)
Keynote
(Sprache: Deutsch, Simultanübersetzung ins Spanische)
Oliver Lubrich (Universität Bern): Die Entbanalisierung des Bösen Zur Narratologie von Täter-Fiktionen
Kommentar: UIrich Winter
Moderation: Christian Ernst

11:15-14:15 Uhr (Buenos Aires) 16:15–19:15 Uhr (Berlin)
Panel 3: Täterdarstellungen in der deutschsprachigen Literatur
(Sprache: Deutsch)
Michael Fisch (The Hebrew University of Jerusalem): „Es war immer etwas Schamvolles in mir“. Heinar Kipphardts Theaterstück Bruder Eichmann (1982)
Ricardo Andrade (Universidad de Buenos Aires): Philosophie des Monströsen. Reflexionen über Erinnerung, die Technik und Deshumanisierung in Günther Anders‘ Wir, Söhne Eichmanns
Lena Seauve (Humboldt Universität zu Berlin): Kartografien des Schweigens – Erinnerungen an Eichmann in Stephan Lohses Roman "Johanns Bruder"
Moderation: Christian Ernst

15:15–18:15 Uhr (Buenos Aires) 20:15–23:15 Uhr (Berlin)
Panel 4: Täter- und Eichmannrepräsentationen in südamerikanischen Erinnerungskulturen
(Sprache: Spanisch)
Ingrid Simson (Freie Universität Berlin): Zwischen Realität und Fiktion: die Darstellung von Nazi-Tätern in argentinischen und uruguayischen Gegenwartsromanen
Maria Druetta (Universidad de Buenos Aires): Die Figur des Holocaust- Täters im Kino. Hollywood-Repräsentationen von Nürnberg bis Jerusalem
Patrick Eser: Narrative Instanzen - Instanzen des Rechts: Vorstellungen des (Un-)Rechts im Fall Eichmanns in der Perspektive der argentinischen Literatur
Joanna Moszczynska (Uni Regensburg): Das Täterbild in der gegenwärtigen jüdisch-brasilianischen Literatur: zwischen Moralisierung und Anti-Kitsch
Moderation: Luis Krausz

18:30–21:00 Uhr (Buenos Aires) (keine Übertragung)
Lesung und Autorengespräch
Marcelo Rosenzvaig im Gespräch mit Patrick Eser und Perla Sneh (Universidad Nacional de Tres de Febrero) zu seinem Roman "Querido Eichmann"
(Sprache: Spanisch)

Mittwoch, 06.04.2022

9:15–11:00 Uhr (Buenos Aires) 14:30–16:00 Uhr
Round Table
Repräsentationen der Shoah und des Nationalsozialismus in Südamerika und Israel: jüngere Forschungen
(Sprache: Spanisch, Simultanübersetzung ins Deutsche)
Leonardo Senkman: Die Shoah als Boom? Fiktion, Autofiktion, Uchronie, Memoria und Postmemoria;
Sabine Schlicker (Universität Bremen): Von Auschwitz nach Argentinien. Darstellungen des Nationalsozialismus in Literatur und Kino (2000-2020)
Christian Buchrucker (Universidad Nacional de Cuyo): Nationalsozialismus und Peronismus: Mythen und Wirklichkeiten
Moderation: Emmanuel Kahan (IdIHCS-CONICET/UNLP)

11:15–13:30 Uhr (Buenos Aires) 16:15–18:30 Uhr (Berlin)
Panel 5: Figurationen von Unrecht und Gerechtigkeit
(Sprache: Deutsch)
Christian Ernst: Fritz Bauer als erinnerungskulturelle Filmfigur
Hans-Christian Riechers (Uni Basel): Ein Kain unter den Menschen. Leopold Szondis Gutachten im Fall Eichmann
Yuuki Kazaoka (Kitasato University): Versuch einer literarischen Bearbeitung des Bösen im Hinblick auf den Eichmann-Prozess und Ingeborg Bachmanns Gedichtfragment Fromm und böse
Moderation: Ulrich Winter

15:00–18:00 Uhr (Buenos Aires) 20:00–23:00 Uhr (Berlin)
Panel 6: Der Fall Eichmann im argentinischen Diskurs
(Sprache: Spanisch)
Emanuel Kahan: Chronik, Geschichte, Literatur. Der Fall Eichman in der argentinischen Erzählliteratur
Débora Kantor (IDAES-UNSAM/CONICET): Vor Arendt: kulturelle Repräsentationen der Figur Adolf Eichmann in Argentinien der 1960er- Jahre
Sabine Schlickers: Echos der Eichmann-Entführung in der Erzählliteratur des Rio Plata
Perla Sneh: Banalität und Szene: eine Lesart der Sprachen
Moderation: Marcia Ras

18:30–20:00 Uhr (Buenos Aires) 23:30–01:00 Uhr (Berlin)
Abschlussdiskussion
Eichmann und Tätererinnerung zwischen Archiv, Museum und Gesellschaft
(Simultanübersetzung: Spanisch/Deutsch)
Jonathan Karszenbaum (Museo del Holocausto), Maria Tucci Carneiro (LER-USP), Irmgard Zündorf (ZZF Potsdam), Emmanuel Kahan (Núcleo de Estudios Judíos/IDES)
Moderation: Patrick Eser, Christian Ernst

Contact (announcement)

info@eichmanntribunal60.org

http://eichmanntribunal60.org/
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