Die Singenden Revolutionen und die Transformation in den baltischen Staaten

Die Singenden Revolutionen und die Transformation in den baltischen Staaten

Organizer
Baltische Historische Kommission (BHK) in Göttingen (BHK/Universität Göttingen)
Host
BHK/Universität Göttingen
Venue
Tagungszentrum an der Sternwarte, Großer Seminarraum
Funded by
DFG
ZIP
37083
Location
Göttingen
Country
Germany
From - Until
11.06.2022 - 12.06.2022
By
Eva-Clarita Pettai, Imre Kertész Kolleg, Friedrich-Schiller-Universität Jena

Thema der diesjährigen Fachtagung der Baltischen Historischen Kommission (74. Baltisches Historikertreffen) sind die "Singenden Revolutionen" im Baltikum und ihre geschichtswissenschaftliche Erforschung.

Die Singenden Revolutionen und die Transformation in den baltischen Staaten

Phasen massiver politischer und gesellschaftlicher Umbrüche sind schon immer ein zentraler Gegenstand historischer Forschungen gewesen. Sie geben in besonderer Weise Einblick in die Kontinuitäten und Diskontinuitäten inmitten des Wandels und erlauben es, historische Ereignisse im breiteren historischen Kontext zu verorten und Erkenntnisse über Gründe und Art historischen Wandels zu erlangen. Insofern ist es absehbar, dass sich die internationale zeithistorische Forschung in den nächsten Jahren vermehrt auch der Zeitenwende 1989-1991 zuwenden wird. Unsere Tagung möchte diesen allmählich beginnenden Trend aufgreifen und in Bezug auf die Singenden Revolutionen in den ehemals baltischen Sowjetrepubliken Estland, Lettland und Litauen weiter vertiefen.

Zu den baltischen Staaten gibt es bislang nur sehr wenige geschichtswissenschaftliche Studien über die Zeit der „Singenden Revolutionen“ und der frühen Staatsentwicklung. Allzu oft sind die nationalen Geschichtswissenschaften in diesen Ländern noch gefangen in Fachdebatten und bisweilen kontroversen Auseinandersetzungen über die weiter zurückliegenden Perioden der wechselnden totalitären Besatzungen bzw. der späteren Sowjetherrschaft. Nur wenige, vor allem jüngere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Zeitgeschichte, Ideengeschichte und der historisch arbeitenden Politikwissenschaft haben sich bisher der Zeitspanne von 1987-1991 und darüber hinaus gewidmet. Viele von ihnen wurden zu dieser Tagung eingeladen, um ihre Forschungen vorzustellen und sich mit Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland auszutauschen.

Ein wesentlicher Schwerpunkt wird dabei, neben dem unmittelbar historischen Austausch zu Forschungsansätzen und –fragen, auf methodischen Fragen liegen. So soll es zum Beispiel um die Frage gehen, wie die zeithistorische Forschung den reichen Schatz an sozialwissenschaftlich erhobenen Daten und Forschungsergebnissen (sowohl qualitativer als auch quantitativer Natur) verwenden und für eigene Forschungsansätze nutzen kann. Wir wollen unter anderem diskutieren, ob diese bereits erhobenen Daten als Quelle für historische Forschungen geeignet sind. Auch soll es darum gehen zu erörtern, wie eine solche, um multidisziplinäre Perspektiven erweiterte, zeithistorische Forschung aussehen könnte. Eingeladen wurden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Geschichts-, Literatur- und Politikwissenschaft sowie der Philosophie, aus dem deutschsprachigen Raum und dem Baltikum.

Die Tagung ist offen für Interessierte auch außerhalb der Baltischen Historischen Kommission. Bei Interesse, melden Sie sich bitte vorher bei Dr. Detlef Henning (D.Henning@IKGN.de) an.

Programm

Samstag, 11. Juni 2022, 9.30–13 Uhr
ERÖFFNUNG durch den ersten Vorsitzenden, Prof. Dr. Matthias Thumser

NEUE FORSCHUNGEN ZUR BALTISCHEN GESCHICHTE
Marina Bessudnova (Novgorod) – Baltisches Handelstreiben der Hansestädte 1368–1370 nach hansischen Quittungen aus Tomsk
James Montgomery Baxenfield (Tallinn) – From Respublika to Aistija: The Perennial Idea of a Union Between Latvia and Lithuania
Ken Ird (Tartu) – Hauben der estnischen Bauernmädchen im 18. Jahrhundert als soziokulturelles und rechtliches Thema
Heinrich Bosse (Freiburg/Breisgau) – Der Dichter Jakob Michael Reinhold Lenz in der Schule (1759–1758)

Samstag, 11. Juni 2022, 15.30–19 Uhr
SCHON GESCHICHTE? DIE SINGENDEN REVOLUTIONEN UND DIE TRANSFORMATION IN DEN BALTISCHEN STAATEN

Eva-Clarita Pettai (Jena) / Katja Wezel (Rīga) – Begrüßung und Einführung
Lars-Fredrik Stöcker (Wien) – Zukunftslaboratorium Perestroika: Globalisierung, Markttransformation und Staatsbildungsprozesse in den baltischen Staaten

Silke Berndsen (Halle) – Von transnationalen Netzwerken zu institutionalisierter Zusammenarbeit: baltische Kooperation 1985–1991
Juhan Saharov (Tartu) – From ‘Future Scenarios’ to ‘Sovereignty Declarations’: writing a conceptual history of the independence movement in Estonia
Ainė Ramonaitė (Vilnius) – Informal networks and oppositional circles: tracing the emergence and rise of Sajūdis in late Soviet Lithuania

Sonntag, 12. Juni 2022, 9.30–13 Uhr
Martiņš Kaprāns (Rīga) – Predating Atmoda: power differentials and personal agency of editors-in-chief in late Soviet Latvia
Ivan Lavrentjev (Helsinki) – The 1993 Narva autonomy referendum: a success-story that failed
Kaarel Piirimäe (Tartu) – Estland „hat keine Zeit“: Zeitverständnis und existentielle Politik während der Revolution und in der Wendezeit

Podiumsdiskussion: Herausforderungen der interdisziplinären Zeitgeschichtsforschung zu den baltischen Revolutionen
Teilnehmer: Ivars Ījabs (Rīga / Brüssel), Kaarel Piirimäe (Tartu), Eva-Clarita Pettai (Jena), Katja Wezel (Rīga)
Moderation: Karsten Brüggemann (Tallinn)

Contact (announcement)

Dr. Detlef Henning D.Henning@IKGN.de

http://www.balt-hiko.de
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