Historiographie der Sonderpädagogik

Historiographie der Sonderpädagogik

Veranstalter
Sektion Historische Bildungsforschung der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE)
Veranstaltungsort
Universität Zürich
PLZ
8032
Ort
Zürich
Land
Switzerland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
17.11.2022 - 18.11.2022
Von
Michèle Hofmann, Institut für Erziehungswissenschaft, Universität Zürich

Die Tagung thematisiert Grundfragen und -probleme der sonderpädagogischen Historiographie.

Historiographie der Sonderpädagogik

Zwischentagung der Sektion Historische Bildungsforschung der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE)

Die Geschichte der Sonderpädagogik hat in letzter Zeit verstärkt Beachtung gefunden, dies nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Forderungen nach, aber auch der zunehmenden Akzeptanz von Inklusion. Denn die Frage nach Inklusion impliziert die Frage nach Separation und damit Fragen nach den Entstehungszusammenhängen, der Entwicklung und den Funktions- und Argumentationslogiken separativer Beschulung. Aber auch in anderen Zusammenhängen sind in den letzten Jahren historische Perspektiven in der Sonderpädagogik stärker betont worden: Stichworte sind etwa Medikalisierung, Zwang und (sexualisierte) Gewalt in sonderpädagogischen Heimen, problematische Verfahren und Entscheidungen staatlicher Behörden oder die Rolle der Wissenschaft (insbesondere während des Nationalsozialismus).

Die bislang vorliegenden Studien zur Geschichte der Sonderpädagogik entstanden in verschiedenen disziplinären Settings (z.B. in der Sonderpädagogik, Geschichte, Medizingeschichte oder der Psychologie) und weisen große qualitative Unterschiede auf. Schwierigkeiten zeigen sich unter anderem im Umgang mit und der Kontextualisierung von Quellen, in methodischer Hinsicht, in Theoriebezügen oder in der Historisierung heutiger Wert- und Normvorstellungen.

Vor diesem Hintergrund thematisiert die Zwischentagung Grundfragen und -probleme der sonderpädagogischen Historiographie. Zu derartigen zählen beispielweise das Verhältnis von Disziplin und Profession, Fragen des Umgangs mit Kontexten oder das Verhältnis von Kontinuitäten und Diskontinuitäten. Behandelt werden diese Themen in zwei Hauptreferaten (gehalten von Prof. Dr. Vera Moser, Goethe-Universität Frankfurt am Main, und Prof. Dr. Martin Lengwiler, Universität Basel) und in Vorträgen von Wissenschaftler:innen, die historiographische Fragen der Sonderpädagogik am Beispiel ihrer eigenen Forschungsarbeiten diskutieren.

Programm

Donnerstag, 17. November 2022

13:30–14:15 Uhr

Prof. Dr. Patrick Bühler, Prof. Lucien Criblez, Dr. Michèle Hofmann & Prof. Dr. Michaela Vogt: Begrüßung und Einleitung

14:30–15:15 Uhr

Prof. Dr. Martin Lengwiler: Das Ende der Anstalten: Öffnungstendenzen in der Geschichte und Historiografie der Sonderschule

15:45–17:30 Uhr

Panel 1:
- Prof. Dr. Hans-Walter Schmuhl: Arbeitsmarktentwicklung, Behindertenpolitik und Sonderpädagogik im Nationalsozialismus
- Prof. Dr. Heiner Fangerau: Deutungshoheiten. Medizin und Heilpädagogik zwischen Weimar und dem Nationalsozialismus
- Prof. Dr. Dagmar Hänsel: Die Etablierung der sonderpädagogischen Diagnostik im Nationalsozialismus und ihre Kontinuitäten

Panel 2:
- Prof. Dr. Bjørn Frithiof Hamre: An educational perspective on the history of disability, mental disorders and special education in Scandinavia 1800–1970
- Prof. Dr. Annemarie Augschöll Blasbichler, Prof. Dr. Vanessa Macchia & Dr. David Labhart: Verflechtungen von Gesetzen und dem Diskurs um schulische Inklusion/Exklusion – eine Vergleichsstudie in Südtirol (Italien) und dem Kanton Zürich (Schweiz)

Freitag, 18. November 2022

09:00–09:45 Uhr

Prof. Dr. Vera Moser: „Erkenntnis und Interesse“ – Die sonderpädagogische Historiographie

10:15–12:00 Uhr

Panel 3:
- Daniel Deplazes & Dr. Jona Garz: „Geschichte wird gemacht“ – Historische Praxeologie und die Geschichte stationärer Erziehung
- Viviane Alexandra Blatter: Neue (meta-)theoretische Ansätze bei der Schließung thematischer Forschungslücken in der Geschichte der Sonderpädagogik
- Dr. Benjamin Haas: Die Rekonstruktion der Problemkarriere des sozialen Problems ADHS

Panel 4:
- Dr. Christian Stöger: „Neue Bahnen mussten betreten werden …“ Zur Genese und Wirkung eines heilpädagogischen Narrativs
- Prof. Dr. Monika T. Wicki: Diskriminierende Sprechakte im Parlament – Analysen heil- und sonderpädagogischer Vorstöße in den Schweizer Kantonsparlamenten
- Daniel Erdmann: Eine Sprachgeschichte der Sonderpädagogik in Zahlen? Über den Beitrag computergestützter Zeitschriftenanalysen zur sonderpädagogischen Historiographie

13:30–14:40 Uhr

Panel 5:
- Lisa Maria Hofer: „Die Wohlthätigkeit der Anstalt ist augenfällig […]“ Bittschriften in Schulen für Kinder mit einer Beeinträchtigung 1800–1835
- Anne Otto & Dr. Sandra Wenk: „[…] wahrscheinlich an der Grenze seiner Bildungsfähigkeit angelangt“. Ausschulungsverfahren zwischen Schulverwaltung, Lehrer:innen und Eltern in der frühen Bundesrepublik

Panel 6:
- Prof. Dr. Thomas Hoffmann: Die Ordnung der Kriegspädagogik. Sonderpädagogische Rehabilitation und Übungsbehandlung hirnverletzter Soldaten im Ersten und Zweiten Weltkrieg
- Dr. Anja Werner: Außenperspektive? Von der Geschichte diverser Gesellschaften zu einer Historiographie der Sonderpädagogik

15:00–15:30 Uhr

Abschlussdiskussion

Kontakt

Dr. Michèle Hofmann
E-Mail: michele.hofmann@ife.uzh.ch

Redaktion
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Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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