Citizen Science in der Stadtgeschichte. Bestandsaufnahme – Ansätze – Grenzen

Citizen Science in der Stadtgeschichte. Bestandsaufnahme – Ansätze – Grenzen

Veranstalter
Gesellschaft für Stadtgeschichte und Urbanisierungsforschung (GSU) (Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH))
Ausrichter
Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH)
Veranstaltungsort
Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH), Beim Schlump 83, 20144 Hamburg
PLZ
20144
Ort
Hamburg
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
10.11.2022 - 11.11.2022
Deadline
20.10.2022
Von
Sebastian Haumann, Centre for Urban History, Universiteit Antwerpen

Unter dem Schlagwort „Citizen Science“ – oder „Bürgerwissenschaften“ – erlebt die Forderung, Bürger:innen in Forschungsprozesse einzubeziehen, derzeit eine neue Konjunktur. Diese Tagung möchte verschiedene Akteur:innen zusammenbringen, die im Feld der Stadtgeschichte als oder mit Bürger:innen forschen, sich als Wissenschaftler:innen engagieren, Projekte leiten oder wissenspolitische Strategien entwickeln.

Citizen Science in der Stadtgeschichte. Bestandsaufnahme – Ansätze – Grenzen

Unter dem Schlagwort „Citizen Science“ – oder „Bürgerwissenschaften“ – erlebt die Forderung, Bürger:innen in Forschungsprozesse einzubeziehen, derzeit eine neue Konjunktur. Aber auch die Ansprüche an Wissenschaftler:innen, ihre Erkenntnisse breitenwirksam zu vermitteln, sind gestiegen. Die Bundesregierung, die EU und viele Universitäten haben die „Bürgerwissenschaften“ zu einem wissenschaftspolitischen Leitbild erhoben. Dabei hat die Forschung von und mit Bürger:innen in der Stadtgeschichte eine lange Tradition. Sei es die Arbeit von Geschichtsvereinen und Geschichtswerkstätten oder die vielfältigen Projekte an Museen, Archiven oder anderen Kultureinrichtungen, sie alle beziehen Laien in die Erforschung der lokalen Geschichte ein und eröffnen Wissenschaftler:innen Möglichkeiten zum Wissenstransfer.

Die Ansätze der verschiedenen Projekte und Initiativen sind durchaus unterschiedlich – sowohl hinsichtlich ihrer Motive und Ziele als auch aufgrund der finanziellen, personellen wie institutionellen Ressourcen, die ihnen zur Verfügung stehen. Unterschiedlich ist aber auch, wie weitreichend die Mitgestaltungs- und Mitwirkungsmöglichkeiten von Laien sind, wer welchen Anteil am Forschungsprozess hat und was genau von den beteiligten Wissenschaftler*innen erwartet wird. „Citizen Science“ in der Stadtgeschichte ist also ein heterogenes, aber äußerst dynamisches Feld, das sich unter den aktuellen wissenschaftspolitischen Impulsen in den kommenden Jahren weiter entfalten wird.

Diese Tagung möchte verschiedene Akteur:innen zusammenbringen, die im Feld der Stadtgeschichte als oder mit Bürger:innen forschen, sich als Wissenschaftler:innen engagieren, Projekte leiten oder wissenspolitische Strategien entwickeln. Insbesondere möchte sie die unterschiedlichen Erwartungen und Möglichkeiten diskutieren, die mit dem Konzept der „Bürgerwissenschaften“ zur Erforschung der Stadtgeschichte verbunden werden. Das umfasst ausdrücklich Berichte aus der Praxis und Kritik an dem Konzept der „Citizens Science“ und dessen Nutzen für die Stadtgeschichtsforschung.

Konkret diskutieren möchten wir folgende Fragen:
- Auf der methodischen Ebene: Welche tools und Verfahren haben sich bewährt, welche sind wünschenswert, aber schwierig zu realisieren? Wo liegen die Grenzen der Beteiligung von Laien, aber auch der Möglichkeiten der wissenschaftlichen Forschung?
- Auf der Ebene der Wissenschaftskommunikation: Wie ist das Verhältnis zwischen „breiter“ Öffentlichkeit und Fachdiskursen? Was erwarten beteiligte Bürger:innen, Projektverantwortliche und Wissenschaftler:innen vom Austausch?
- Auf der strategischen Ebene: Wie kann stadtgeschichtliche „Bürgerwissenschaft“ von den aktuellen wissenschaftspolitischen Rahmenbedingungen profitieren? Wie ist die Einbindung in Förderstrategien möglich und welche thematischen Schwerpunkte werden damit gesetzt?

Programm

Donnerstag, 10.11.2022

13:00-14:00 Begrüßung und Einführung
- Thomas Großbölting (FZH) / Christoph Bernhardt (IRS Erkner): Einführung
- Sebastian Haumann (Universiteit Antwerpen): Citizen Science in der Stadtgeschichte. Umrisse eines (neuen) Praxisfeldes

14:00-15:30: Citizen Science – ein Konzept für die Stadtgeschichte?
- Katherin Wagenknecht (Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung): Citizen Science - Erklär mir deine Stadt?! Ein Blick auf Potentiale und Herausforderungen
- Thorsten Logge (Universität Hamburg): Partizipative Historiographien? Über das Sammeln von Spuren, das Ermöglichen von Quellen und die Ko-Kreation historischer Darstellungen
- René Smolarski (Universität Jena): Citizen Science. Eine methodische Perspektive für die historische Forschung? - Ein Erfahrungsbericht aus der Praxis

16:00-17:30: Praxis partizipativer Stadtgeschichtsprojekte
- Christoph Lorke / Joana Gelhart (LWL Institut für westfälische Regionalgeschichte): Stadtgeschichte als Mitmachgeschichte? Ein Werkstattbericht aus Gütersloh
- Alexander Kraus (Institut für Zeitgeschichte und Stadtpräsentation Wolfsburg): Von der Konfrontation zur Partizipation. Der Weg zum Gedenk- und Lernort KZ-Außenlager Laagberg
- Sabine Kittel (Institut für Stadtgeschichte Gelsenkirchen): Das hieß doch früher VHS-Kurs oder Kirchenkreis! Die Umsetzung von Citizen Science-Projekten in Gelsenkirchen

19:00 Get-together und Abendessen
Freitag, 11.11.2022

9:00 Impulsvortrag – digital –
- Anne Overbeck (BMBF): Forschen mit der Gesellschaft, forschen für die Gesellschaft. Politische Instrumente zur Stärkung von Citizen Science in Deutschland

9:45-11:15: Sammeln – Archivieren – Zugänglich machen
- Rita Gudermann / Paul Perschke (IRS Citizen Archive): BürgerInnen erschließen Archivalien - CitizenScience-Ansätze im Archiv
- Andrea Althaus (FZH Werkstatt der Erinnerung): Sharing Authority? Überlegungen aus der „Werkstatt der Erinnerung“ zu Oral History und Partizipation
- Joachim Kemper (Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg): Digitale Transformation im Archiv? Digitalladen, Stadtlabor und partizipative Projekte im Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg

11:30-12:30: Neue Impulse durch zivilgesellschaftliche Initiativen
- Rainer Nicolaysen (Verein für Hamburgische Geschichte): Gegen den Trend. Wie sich der Verein für Hamburgische Geschichte von 1839 (zum Teil) neu erfunden hat
- Tanja Mancheno (Universität Hamburg) / Florian Wagner (Universität Erfurt): Zwischen zivilgesellschaftlichem Engagement und Akademisierung. Stadtgeschichte aus postkolonialer Perspektive

12:30-13:15 Abschlussdiskussion
- Thomas Großbölting (FZH) / Christoph Bernhardt (IRS Erkner): Abschlusskommentar

Anschließend findet ab 14:00 die Mitgliederversammlung der GSU statt – hybrid –
Interessent:innen sind herzlich Willkommen.
Für die Mitgliederversammlung der GSU wird noch gesondert eingeladen.

Da die Plätze für Teilnehmer:innen begrenzt sind, bitten wir um Anmeldung bis zum 20.10.2022 an Joana Betke (betke@zeitgeschichte-hamburg.de).

https://stadthist.hypotheses.org/1350
Redaktion
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