Von der Geschichte abgeschnitten

Von der Geschichte abgeschnitten

Veranstalter
Aufa100 (transnationale Aufarbeitungsinitiative)
PLZ
1018 BR
Ort
Amsterdam
Land
Netherlands
Findet statt
Digital
Vom - Bis
10.10.2022 -
Deadline
11.11.2022
Von
Peter de Bourgraaf, Aufa100 (transnationale Aufarbeitungsinitiative)

Als sich das westliche Militärbündnis unter der Leitung von Bill Clintons USA Mitte der neunziger Jahre auf den antirussischen Kurs einer "kleinstaatlichen" Osterweiterung einließ, warnten Experten weltweit vor der Erschaffung eines "Weimar-Russlands".

Von der Geschichte abgeschnitten

Obwohl sich die militärischen Erweiterungen im entsprechend schrumpfenden postsowjetischen Vakuum kontinuierlich gegen jungdemokratische Proteste Moskaus fortsetzten, schob sich nach der Jahrhundertwende der gemeinsame Kampf gegen den Terror islamistischer Kampfgruppen vor diese Warnungen. Viele Journalisten, Politiker (Demokraten) und Historiker ließen sich von der eigentlich überlegenen Problematik der angloamerikanischen divide-et-impera-Politik zum gemeinsamen Haus Europa ablenken.

Die Aufa100 stimmt dem niederländischen Historiker Luuk van Middelaar zu, welcher am 21. Mai 2021 behauptete, dass sich „die Europäische Union von der Geschichte abgeschnitten habe.“ Unsere transnationale Aufarbeitungsinitiative prangert die historische Amnesie (historical dementia) zu Paris/Weimar/Versailles an. Dabei überstand die angelsächsisch geprägte Geschichtsschreibung – im Widerspruch zur Jahrhundertwende-Prophezeihung der 2020 verstorbenen Kollegin Zara Steiner – das jüngst vergangene Centenaire glänzvoll. Erinnerungspolitische Defizite zur ersten Nachkriegsordnung wiesen nicht nur internationale Organisationen auf, sondern auch die Staaten Europas. Am eigentlichen Höhepunkt und Schlusstag des Gedenkens 2014–2019, d.h. am 28. Juni 2019, veranstaltete die US World War One Centennial Commission für viele Gäste der entlegenen Heimat ein buntes und bildungspolitisch ausgelegtes Fest der Erinnerungskultur in Versailles. Was sagt es den Europäern im Nachklang, dass ihnen der Spiegel von einer Partei, die sich aus nachvollziehbaren Gründen aus der Völkerbundfriedensordnung ausklang, vorgehalten wird? Außer den notwendigen Bediensteten des Gastgeberlandes ließ sich an dem historischen Tag und Ort kaum irgendwer aus Europa erblicken. Besonders eine Aufarbeitung der hinter der anspruchsvollen Fassade wie dem Völkerbund verhüllten Kolonialgeschichte vom Pariser Winter 1919 steht in den Sternen geschrieben.

Im Beitrag des international anerkannten EU-Experten wurden keinerlei Beispiele genannt, sondern lediglich herausgestellt, dass es laut Brüssel „1950 anfange“. Warum hat sich die EU von der Geschichte abgeschnitten? Zu welchen Engpässen der Gegenwart und Zukunft, denken Sie an die Vorstellung eines „Weimar an der Wolga“, führt die gesamteuropäische Amnesie zum hundertsten Jahrestag des folgenreichsten Vertrages des vergangenen Jahrhunderts?

Aufsätze im Französischen, Niederländischen, auf Englisch und Deutsch werden berücksichtigt. Eine Fülle von Formatbeispielen findet sich auf unserer Webseite (Indiz: zwischen 800 und 2.000 Wörtern). Sonst werden visuelle Kreationen, zum Beispiel Film, im Stil von KREUZ WEG (Versailles-Ausstellung im Stadtmuseum Berlin, Herbst 2019) nachgefragt.

Aufgrund der vorhandenen Ressourcen ist es nicht möglich, sich über einzelne Beiträge zu unterhalten. Ziel der Ausschreibung ist, zwischen Ende November und Ende Februar unter dem Reiter CENTENAIRE das wegweisende Werk von bis zu zwei Autor:innen/Freischaffenden zu veröffentlichen. Dabei wird dieses mehrsprachig in den sozialen Netzwerken beworben.

Kontakt

E-Mail: info@aufa100.com

https://www.aufa100.com/l/pub6