Tabellen, Grafiken, Karten – digitale Datenvisualisierungen sind allgegenwärtig geworden. Die Grundlagen bilden Digitalisierungsinitiativen in Archiven, Bibliotheken und Museen, die Etablierung von großen Datenbanken und -Repositories von statistischen Ämtern und internationalen Organisationen, sowie Open-Science-Praktiken mit ihrem Paradigma, wissenschaftliche Forschung und Forschungsdaten für alle zugänglich zu machen. Auch die Geschichtswissenschaft partizipiert mit digitalen Editionen an der Bereitstellung von Daten.
Während die Arbeit mit Daten und Zahlen in den Sozialwissenschaften gängige Praxis ist, herrscht in der Geschichtswissenschaft eine allgemeine Skepsis gegenüber Statistiken. Die Skepsis kommt nicht von ungefähr, wenn man bedenkt, dass vermeintlich objektive Statistiken aus administrativen, ideologischen und methodologischen Zusammenhängen resultieren. Wir sind in der Wissenschaft zwar darauf trainiert kritisch bezüglich Daten und Datengenerierung zu sein, jedoch werden Visualisierungsformen und der Workflow hin zur Visualisierung selten reflektiert.
Der Workshop setzt daher den Fokus auf der kritischen Betrachtung von (historischen) Datenvisualisierungen. Zum einen thematisieren wir die großen Linien: Lassen sich in der Geschichte Phasen der Visualisierungen feststellen? Unter welchen Produktionsbedingungen entstehen Visualisierungen? Welche Determinanten treiben den Wandel von Visualisierungen voran? Zum anderen zeigen wir anhand von Fallbeispielen die kommunikativen Funktionen von Visualisierungen: Wie werden Visualisierungen in der explorativen Datenanalyse verwendet? In welchem Verhältnis stehen Text und Visualisierung? Inwiefern sind Visualisierungen mehr als nur Mittel der Erkenntnisdarstellung? Zum Schluss stellen wir uns auch die Frage, inwieweit visuelle Daten „nachnutzbar“ sind.
Der Workshop findet im Rahmen des vom Willy-Bretscher-Fellowship geförderten Forschungsprojektes „Die ‚Spanische Grippe‘ quantifizieren und kontextualisieren: Die Digitalisierung demografischer Daten aus Zürich, 1910–1925“ statt. Die Zentralbibliothek Zürich fördert mit Willy-Bretscher-Fellowships Forschende, die in ihrem Vorhaben einen Digital-Humanities-Ansatz verfolgen, einen zeitlichen Schwerpunkt im 20. Jahrhundert setzen und sich auf Bestände oder Daten der Zentralbibliothek Zürich stützen.
Veranstaltungsort:
Zentralbibliothek Zürich
Zähringerplatz 6
8001 Zürich
Hermann-Escher-Saal oder online (Details siehe Website)