Wenngleich das Mittelalter in vielen populären Darstellungen, sei es in Büchern, Brett- oder Computerspielen, als statische Zeit gilt, liegen Herrschaftswechsel auf den unterschiedlichsten Ebenen an der Tagesordnung. Dabei umfasst der Begriff der Herrschaft mehr als die politische Macht. Er lässt sich auf weitere Kategorien ausweiten: religiöse Herrschaft, städtische oder dörfliche Herrschaft, Herrschaft der Wissenschaften etc. Genauso vielfältig wie Herrschaft sind auch Herrschaftswechsel: Neben den „klassischen“ militärischen Eroberungen – etwa der Normannen in England oder der Kreuzritter im Heiligen Land – gehören dazu auch beispielsweise die Wahl eines neuen Papstes oder Priors, die im Herrschaftswechsel resultierenden kleineren Auseinandersetzungen auf der Ebene von Grafschaften und Fürstentümern, sowie die durch die Thronfolge festgelegte Ablösung des verstorbenen Königs durch seinen Sohn.
Dabei sollen ausdrücklich die Perspektiven und Handlungsspielräume sowohl der Herrschenden (Personen, Institutionen…) als auch der Beherrschten in den Blick genommen werden. Wie veränderten sich Alltagsleben, Sprache, Religion… der beiden Akteursgruppen durch den Herrschaftswechsel? Hielten die Veränderungen an oder waren sie kurzfristig? Welche Kontinuitäten lassen sich trotz (oder wegen) des Herrschaftswechsels ausmachen? Sind die überlieferten Wahrnehmungen authentisch oder konstruiert? Wie gestalte sich das Zusammenleben neuer und alter Eliten? Eng damit verbunden ist auch die Frage nach der trennscharfen Unterteilung in „Herrschende“ und „Beherrschte“, sowie ihrer eventuellen Überschneidung. Gab es auch Gruppen, die völlig außerhalb dieses konträren Schemas lagen, die vielleicht vom Herrschaftswechsel gar nicht beeinflusst wurden? Und schließlich: Welche Narrative bildeten die Akteure, um den Wechsel zu verarbeiten, wie verhandelten sie ihre (neue) Identität?
Durch den interdisziplinären Austausch erhoffen wir uns, neue Perspektiven auf ein nach wie vor aktuelles Thema zu gewinnen. Daher sollen neben „klassischen“ historischen Themen, auch andere Fachbereiche und Disziplinen, wie zum Beispiel die Linguistik, die Theologie, die Byzantinistik, die Skandinavistik etc. ihren Platz finden.
Wir hoffen, wir haben Euer Interesse geweckt! Bitte schickt uns ein ca. einseitiges Abstract (Deutsch oder Englisch) mit Vortragstitel und -thema und einer kurzen Begründung der wissenschaftlichen Relevanz Eures Beitrags bis zum 12. Mai 2023 an Katharina Reuther (kreuther@uni-muenster.de) oder Hannah von Legat (hannah.von.legat@uni-muenster.de). Vortragende bekommen Unterbringung bei Kommiliton:innen sowie voraussichtlich die Fahrtkosten gestellt. Wir bitten um eine kurze Mitteilung, wenn Ihr dies in Anspruch nehmen wollt.
Solltet Ihr keinen Vortrag halten wollen, aber trotzdem an der Tagung teilnehmen, meldet Euch bitte bis zum 10. September 2023 bei uns an. Da die Tagung hybrid mit Zoom veranstaltet wird, ist auch eine digitale Teilnahme möglich.