PROTOMODERNE - Schwellen früher Modernität (Köln 2007)

PROTOMODERNE - Schwellen früher Modernität (Köln 2007)

Veranstalter
Zentrum für Moderneforschung Universität zu Köln
Veranstaltungsort
Konferenzraum der Universitäts- und Stadtbibliothek an der Universität zu Köln
Ort
Köln
Land
Deutschland
Vom - Bis
22.11.2007 - 23.11.2007
Deadline
10.06.2007
Von
Markus Rassiller

CALL FOR PAPERS

PROTOMODERNE. Schwellen früher Modernität

4. GRADUIERTENTAGUNG
des Zentrums Für Moderneforschung
22./23. November 2007 - Universität zu Köln

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BITTE BEACHETEN SIE DIE NEUE KONTAKTADRESSE
Bewerbungen bitte an: markus.rassiller@uni-koeln.de

BITTE BEACHTEN SIE, DASS UNSERE WEB-PRÄSENZ bis Mitte Juni offline ist!

Aufgrund dieses Ausfalls wird die FRIST zum Einreichen der Bewerbungen bis zum 10. JUNI 2007 VERLÄNGERT.

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PROTOMODERNE. Schwellen früher Modernität

4. GRADUIERTENTAGUNG
des Zentrums Für Moderneforschung
22./23. November 2007 - Universität zu Köln

http://graduiertentagung.zfmod.de <http://graduiertentagung.zfmod.de/>
info[at]zfmod.de

Während sich die kulturwissenschaftliche Forschung in den letzten Jahren einerseits mit der Frage nach der Postmoderne und deren möglichen Unterteilungen intensiv auseinander gesetzt hat und andererseits der Beitrag der Frühromantik zur Formierung der Moderne deutlichherausgearbeitet wurde, sind die früheren Stufen dieser Entwicklung bislang noch zu wenig gewürdigt worden. Ihre Diskussion ist ein Desiderat der Forschung.

Nach der Einsicht in die Relativität aller Epochenzuschreibungen müssen die Fragen der Moderne auch für frühere und vermeintlich traditionellere, nicht-moderne Zeitabschnitte gestellt werden. Hinter dem Begriff der Protomoderne steht die Frage nach den Beziehungen zwischen prämodernen Entwicklungen und den Ausprägungen der Modernität in späterer Zeit. Nicht zuletzt will der Begriff Protomoderne eine neue Bestimmung von Konzepten wie Vormoderne, Prämoderne oder Zweite Moderne anregen, ohne selbst bereits als stillgestellt gedacht zu werden.

Inwieweit sind die gemeinhin mit der Klassischen Moderne und allenfalls noch mit der Romantik verbundenen Charakteristika (wie z.B. Dynamisierung, Identitäts-, Sprach- und Subjektkrise, Innovationsdruck und Fortschrittsgedanke, Selbstreflexivität, Formavantgardismus, Industrialisierung, technische und intellektuelle Rationalisierung, Ausdifferenzierung von Gesellschaft, Politik und Recht etc.) bereits seit Mittelalter und Früher Neuzeit angelegt bzw. ausgeprägt? Inwiefern ist eine starke Epochenabgrenzung von Mittelalter, Neuzeit und einer
angenommenen ersten Moderne (wie der Romantik) gerade aus der Perspektive einer bereits formierten Modernität konstruiert? Gibt eskopernikanische Wenden als epistemische Brüche oder müsste nicht vielmehr von gleitenden Übergängen ausgegangen werden? Welche Rolle spielen gerade moderne Konzepte und Denkfiguren wie die des Eigenen und Fremden (resp. des Anderen) als Differenzierungsbegehren für die Abdrängung älterer Stationen kultureller Entwicklung? Inwiefern werden Modernisierungsprozesse in transnationalen Beziehungen oder außereuropäischen Räumen wichtig (z.B. im Kolonialismus)?

Das thematische Spektrum, welches das Konzept der Protomoderne eröffnet, möchte die Graduiertentagung für eine interdisziplinäre Arbeit aller Fächer nicht nur offen halten, sondern diese notwendigerweise konzeptuell einzufordern. Hierbei können die Forschungsinteressen der Promovierenden sinnvoll mit einem erwünschten Forschungs- und Arbeitscharakter der Tagung einhergehen und so die Beteiligten stärker untereinander vernetzt werden, nicht nur über die disziplinären Grenzen,sondern auch über die unterschiedlichen Epochenkonstruktionen der Forschungsfelder hinaus.

SEKTIONEN

Sektion I: Geschichtsmodelle und Epochenzuschreibungen
Sektion II: Epistemische Krisen
Sektion III: Naturkonstruktionen
Sektion IV: Virtualität

Die Bewerbungen (500-700 Wörter) können bis zum 01. Juni eingesandt werden: per e-Mail an tagung@zfmod.de <mailto:tagung@zfmod.de> (als .doc, .rtf oder .pdf) oder per Post an das Zentrum für Moderneforschung, Institut für deutsche Sprache und Literatur I, z. Hd. Markus Rassiller, Stichwort „Graduiertentagung 2007“, Universität zu Köln, Albertus Magnus Platz, 50923 Köln.

Die Abstracts sollen neben einer Inhaltsangabe den Bezug zum
Tagungsthema im Hinblick auf die jeweilige Fachexpertise verdeutlichen. Inhaltliche Auswahlkriterien sind: Darlegung des theoretischen und methodischen Verfahrens und explizierter Bezug zum Tagungsthema sowie zu einer der Sektionen. Formale Auswahlkriterien sind: ausgewogene Verteilung der Beiträge bzgl. Thema und Fachexpertise und ausgeglichene
Fächerrepräsentanz.

Aus der Tagung wird eine Veröffentlichung im Rahmen der Reihe „Forum“des Zentrums für Moderneforschung hervorgehen.

SEKTIONSBESCHREIBUNGEN

Die Sektionsbeschreibungen geben erste Anregungen dafür, in welchem Rahmen die einzelnen Sektionen verhandelt werden könnten. Andere thematische Zugänge sind möglich und erwünscht.

SEKTION I: Geschichtsmodelle und Epochenzuschreibungen
Geschichtsmodelle und Weltbilder sind in ihrer Entstehung wechselseitig bedingt und präformieren Wahrnehmungen von der und Erkenntnisperspektiven auf die Welt. Neben ihrer Bedeutung für die meist retrospektiv konstruierten Epochenabgrenzungen spiegeln Geschichtsbilder und -modelle auch das Verhältnis zur Modernität bzw. den Prozess von Modernisierung(en). Zyklische oder lineare, aszendierende oder
deszendierende, dynamische oder statische Geschichtsmodelle und darauf basierende Epochenkonstruktionen sind Strategeme, über die Altes und Neues, Traditionelles und Modernes immer erst verhandelbar konstruiert werden. Dies kann im Rahmen der Geschichtswissenschaft, Philosophie, den
Künsten, der Geschichte der Naturwissenschaften, der Staats- und Rechtsphilosophie aber auch des politischen Handlens selbst betrachtet werden.

SEKTION II: Epistemische Krisen
Epistemische Krisen resultieren aus dem Konflikt eines epistemischen Systems mit empirischen Veränderungen oder spekulativen Neuentwürfen. Analog zu der Moderne um 1900 kann gefragt werden, welche epistemische Krisen in Mittelalter und Früher Neuzeit warum ausgelöst wurden, welcher
Qualität diese Krisen waren und zu welchen neuen Epistemologien sie führten. Zu fragen ist aber auch, inwiefern unter Einbeziehung dieser wechselseitigen Abhängigkeit überhaupt noch von epistemischen Systemen gesprochen werden kann oder dafür andere Parameter wie gleitende
Übergänge oder netzwerkartige Entwicklungen als wissenschaftliche Strategeme erforderlich werden (vgl. etwa die curiositas als Denkfigur bzw. den Enzyklopädismus). Kann die Entwicklung eines mechanistischen Weltbildes nicht schon sehr früh datiert werden (z.B. mit der Entwicklung der mechanischen Uhr im 14. Jahrhundert)? Neben dieser
grundsätzlichen Konfiguration ist zu verhandeln, in welchen
Äußerungsbereichen (Literatur, bildende Künste, Musik, Philosophie, Naturwissenschaften, Ökonomie, Recht, Verwaltung etc.) und auf welche Art sich diese Krisen manifestieren und welchen Einfluss wiederum diese
Modi der Verarbeitung auf die Entwicklung der epistemischen Krisen haben.

SEKTION III: Naturkonstruktionen
Die Entwicklung von Modernität korreliert mit der Aufwertung empirischer Verfahren. Die Hinwendung zur Natur und ihren (vermeintlichen) Gesetzen beginnt seit dem Spätmittelalter transzendente Weltbilder zu überlagern. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass der Auseinandersetzung und Konstruktion der Natur in ihrem Verhältnis/ihrer Differenz zur Kultur seitdem eine große Bedeutung für die Positionierung des Menschen zu
seiner Umwelt zukam. Dies spiegelt sich sowohl in den Naturwissenschaften wie auch in den Darstellungsmodi der Künste. Welche Rolle kommt der Natur für die neuzeitliche Subjektkonturierung zu und inwiefern deutet sich die Dissoziation dieser Kontur bereits hier an? Beiträge könnten zeigen, wie das mittelalterliche, statische ordo-Modell über die Auseinandersetzung mit der Natur von dynamischeren Konzepten abgelöst wird, was letztlich in einen prozesshaften Holismus in der Romantik mündet.

SEKTION IV: Virtualität
Virtualität als Konzept gilt in der neueren Forschung als
ausgezeichnetes Merkmal von Modernität, ob als literarische Fiktion, als Nachdenken über die Bedingungen einer spekulativen Weltbewältigung bzw. Erfahrung oder als Erkenntnis der Kontingenz alles potenziell Realisierbaren. Grundlage und Realisierungsraum dafür ist eine verstärkte Selbstreflexivität in allen Diskursen. Prominentes Beispiel
für Überlegungen und Konzeptualisierungen in diesem Rahmen sind die Utopien, in die künstlerische Entwürfe (arkadische Orte), politische und staatlich Modelle sowie philosophische Systeme projiziert werden. Zu untersuchen ist, wie der Gebrauch virtueller Modelle auf andere Gesellschaftsbereiche neben der Kunst ausgreift, etwa in der politischen Propaganda (Flugblattliteratur) oder in Versuche einer tatsächlichen
Umsetzung münden (z.B. jesuitische Amazonas-Kolonien). Aber auch für die anderen Kunstgattungen (Musik, bildende Künste oder Architektur) ist die Frage nach der Bedeutung von Simulation zu stellen (vgl. etwa die Kunst des trompe d’œil).

Organisation: Jan Broch, Markus Rassiller, Daniel Scholl

Weitere Informationen unter
http://graduiertentagung.zfmod.de <http://graduiertentagung.zfmod.de/>
info[at]zfmod.de

Programm

Kontakt

Markus Rassiller

Institut für deutsche Sprache und Literatur
Universität zu Köln, Albertus Magnus Platz, 50923 Köln

tagung@zfmod.de

http://graduiertentagung.zfmod.de