Karl der Kühne von Burgund

Veranstalter
Historisches Institut der Universität Bern, Abteilung für Mittelalterliche Geschichte, in Zusammenarbeit mit dem Historischen Museum Bern
Veranstaltungsort
PHBern, Institut für Bildungsmedien, Helvetiaplatz 2, 3001 Bern
Ort
Bern
Land
Switzerland
Vom - Bis
01.05.2008 - 03.05.2008
Deadline
15.04.2008
Von
Tina Maurer

Im kurzen Zeitraum von 20 Jahren wurden die Herzöge von Burgund in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts von engen Verbündeten der Eidgenossen und insbesondere der Stadt Bern zu deren erbitterten Feinden. Herzog Karl der Kühne (reg. 1467-77) stellt in dieser Entwicklung eine Schlüsselfigur dar: Als einer der mächtigsten Adligen des europäischen Westens erreichte er beinahe seine Erhöhung in den Königsrang. Nur wenige Jahre nach dem Scheitern der einschlägigen Verhandlungen mit Kaiser Friedrich III. (1473) zerschlugen sich diese Pläne, die dem heutigen Europa wohl ein gänzlich anderes Gesicht verliehen hätten, endgültig, als Herzog Karl im Januar 1477 bei der Schlacht vor Nancy fiel.
Vorausgegangen waren mehrere entscheidende Niederlagen gegen eidgenössische Heeresverbände, unter denen vor allem die Schlachten bei Grandson und Murten hervorragen: 1476 gelang es Bern mit Hilfe der verbündeten Orte die Macht des scheinbar übermächtigen Gegners zu brechen. Damit trug es nicht nur massgeblich zur Gestaltung der politischen Landschaft ganz Mitteleuropas bei – zugleich wurde die Murtenschlacht zum Symbol eidgenössischen Zusammenhalts und dessen Erfolgs, während Karl der Kühne zu einer zentralen Absetzungsfigur im Schweizer Geschichtsbild avancierte, die heute noch tief im regionalen und nationalen Bewusstsein verankert ist. Es möge hier der Hinweis auf die Bedeutung der sprichwörtlichen Burgunderbeute genügen.
Anlässlich der Faksimilierung des Gebetbuchs Karls des Kühnen, das sich heute im Getty-Museum (Los Angeles) befindet, führt das Historische Museum Bern vom 27. März bis 24. August 2008 eine Ausstellung durch, die sich mit dem Leben und der Bedeutung Karls des Kühnen beschäftigt. In Ergänzung zu diesem Ausstellungsprojekt veranstaltet die Abteilung für Mittelalterliche Geschichte am Historischen Institut der Universität Bern eine internationale Tagung. In diesem Rahmen sollen das Leben und das Umfeld Karls einer intensiven Analyse auf der Grundlage der neuesten Forschung unterzogen werden. Denn obwohl Karl zu den bekanntesten und schillerndsten Gestalten des 15. Jahrhunderts gezählt werden darf, ist zur Erforschung seiner historischen Rolle noch Arbeit zu leisten.

Programm

Donnerstag, 01.05.2008

Begrüssungen und Einleitung
Franz von Graffenried (Burgergemeindepräsident Bern)
Christoph Stalder (Präsident des Grossen Rates des Kantons Bern)
Peter Jezler (Historisches Museum Bern)
Rainer C. Schwinges (Bern)

Sektion I – Vorgeschichten
Werner Paravicini (Kiel/Paris): Einen neuen Staat verhindern: Frankreich und Burgund im 15. Jahrhundert
Guy Marchal (Basel): Ein Staat werden: Die Eidgenossen im 15. Jahrhundert

Sektion II – der „Mensch Karl“: Einflüsse und Prägungen
Klaus Oschema (Heidelberg/Bern): Das Werden eines neuen Alexander? Jugend und Ausbildung Karls des Kühnen
Monique Sommé (Arras): Charles le Téméraire et les femmes: présence et influence
Birgit Franke (Münster) / Barbara Welzel (Dortmund): Bildsozialisation und Bildpolitik – die Heldenwelt Karls des Kühnen
Hugo van der Velden (Harvard): Charles’ religion
Malte Prietzel (Berlin): Ritterschläge und Kanonen. Heere, Kriegführung und Erinnerung bei Burgundern und Eidgenossen

Sektion III – die Politik Herzog Karls
Martin Kintzinger (Münster): Caesar, der Staat und die Nation. Die Aussenpolitik Karls des Kühnen

Freitag, 02.05.2008/Sektion III – Fortsetzung

Heribert Müller (Frankfurt a.M): Der Griff nach der Krone – Karl zwischen Frankreich und dem Reich
Sonja Dünnebeil (Wien): Das Goldene Vlies und die Beherrschung des Adels – Karl als Herr und Ordensbruder?
Marc Boone (Gent): Charles le Téméraire face aux monde urbain: ennemis jurés et fatals?
Rainer C. Schwinges (Bern): Karl und der Rat: Gelehrte zwischen Universität und Hof
Armand Baeriswyl (Bern): Stadtrundgang
Historisches Museum Bern: Besichtigung der Ausstellung
Arnold Esch (Rom): Karl der Kühne und die Burgunderkriege aus der Sicht Berns, öffentlicher Festvortrag im Moser-Saal des Historischen Museums Bern

Samstag, 03.05.2008
Sektion IV – Kultur und Hof

Dagmar Thoss (Wien): Le Téméraire / Der Tollkühne – ein bibliophiler Mäzen?
Odile Blanc (Lyon/Paris): Charles et ses parures
Peter Kurmann (Freiburg i.Ue.): Herbst der Kathedrale. Zur Baukunst im Herrschaftsbereich Karls des Kühnen
Karl-Heinz Spieß (Greifswald): Karls Schatz als Medium der Politik

Sektion V – Nachleben und Nachwirkungen Karls des Kühnen
Claudius Sieber-Lehmann (Basel): Charles le Téméraire, le Hardi, le Travaillant. Der letzte der „Grands Ducs de Bourgogne“ im Spiegel der Geschichtsschreibung
Christoph Brachmann (Berlin): „A la fois qui tout veult, tout pert“: Karls Nachleben in der Propaganda des lothringischen Hofes

Ausblick
André Holenstein (Bern): Heldensieg und Sündenfall. Der Sieg der Eidgenossen über Karl den Kühnen in der kommunal-republikanischen Erinnerungskultur

Tagungsschluss / Schlussworte

Kontakt

Tina Maurer

Historisches Institut der Universität Bern, Mittelalter

+41 31 631 80 96

tina.maurer@hist.unibe.ch

http://www.mittelalter.hist.unibe.ch/