Vorurteile in der Kinder- und Jugendliteratur

Vorurteile in der Kinder- und Jugendliteratur

Veranstalter
Zentrum für Antisemitismusforschung
Veranstaltungsort
Literaturhaus Berlin, Fasanenstr. 23, 10719 Berlin-Charlottenburg
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
11.12.2009 - 12.12.2009
Von
Zentrum für Antisemitismusforschung

Vorurteile werden früh erlernt und eingeübt. Familie, Milieu, Lektüre prägen die Wahrnehmung von Gruppen und Minderheiten durch Kinder und Jugendliche. Früh erworbene Ressentiments bleiben besonders wirksam und bestimmen das Weltbild vieler Erwachsener. Die Folgen – Ausgrenzung, Diskriminierung, Gewalt – bestimmen das Klima der Mehrheitsgesellschaft und die Lebensqualität von ethnischen, kulturellen, sozialen oder sexuellen Minderheiten.

Historische und aktuelle Aspekte von Rassismus und Antisemitismus, von Ressentiments gegen Muslime, gegen Sinti und Roma, Homosexuelle oder andere Minderheiten sind Gegenstand der interdisziplinären Tagung. Wie werden, gezielt oder aus Versehen, manchmal in guter Absicht, aber mit entgegengesetzter Wirkung, Lektüren propagiert, die Vorurteile transportieren oder Ressentiments festigen, lautet die zentrale Frage. Ein Beispiel wäre „Jenö war mein Freund“, die Erzählung von Wolfdietrich Schnurre, die Verständnis für Sinti und Roma wecken will, aber in den Klischees gegen „Zigeuner“ verharrt. „Damals war es Friedrich“ mussten Generationen von Schülern lesen, ehe sich die Einsicht verbreitete, dass das Buch nicht der Aufklärung dient. Rassistische Stereotype waren in der Kinderliteratur seit dem 19. Jahrhundert üblich. Vorurteile gegen Minderheiten oder „Fremde“ werden, oft nicht auf den ersten Blick erkennbar, in Jugendbüchern, in Schullektüren, in Comics, Serien des unterhaltenden Genres gepflegt.

Ziel der Tagung ist es, auf diese Problematik und ihre Wirkungen aufmerksam zu machen.

Information und Anmeldung:

Elisabeth Lindner
Tel 314-25854
E-mail:lindner[at]zfa.kgw.tu-berlin.de

Ingeborg Medaris
Tel. 314-25676
E-mail: medaris[at]zfa.kgw.tu-berlin.de

Programm

Freitag, den 11. Dezember 2009

14.00 Begrüßung

14.15 Von ausgrenzender Propaganda zur missglückten Zuwendung. Minderheiten im Lesestoff junger Menschen
Prof. Dr. Wolfgang Benz

15.00 „Kinder brauchen Märchen“. Das Gute und das Böse: Frühe Lektüre als prägendes Element
Dr. Ute Benz

15.45 Das Fremde in den Märchen der Brüder Grimm
Dr. Mona Körte

16.30 Kaffeepause

17.00 Durch Wüste und Harem. "Orient" und "Orientalen" bei Karl May
Yasemin Shooman, M. A.

17.45 Wild, lockend und gefährlich: „Zigeunerin“ und „Zigeuner“ als populäre Klischees im Comic
Dr. Brigitte Mihok

Samstag, den 12. Dezember 2009

10.00 Die Ausgrenzung der Anderen: Homosexualität in Jugendbüchern
Sabine Berloge

10.45 „Trau keinem Fuchs auf grüner Heid“. Antisemitische Lektüren
im nationalsozialistischen Unterricht
Dr. Matthias Schwerendt

11.30 Pause

12.00 Des Führers neue Kleider? Bebilderte Kinderbücher als Schullektüren zu Nationalsozialismus und Holocaust
Dr. Isabel Enzenbach

12.45 Mittagspause

14.00 Damals war es Friedrich. Vom zähen Leben missglückter guter Absicht
Dr. Juliane Wetzel

14.45 Der Junge im gestreiften Pyjama
Dr. Verena Walter

15.30 „Judenbilder“ in der Kinder- und Jugendliteratur der DDR
Michael Reichelt

16.15 Abschlussdiskussion

Kontakt

Elisabeth Lindner

TU Berlin, Zentrum für Antisemitismusforschung
Sekr. TEL 9-1, Ernst-Reuter-Platz 7, 10587 Berlin
314-25851
314-21136
lindner[at]mailbox.tu-berlin.de

http://zfa.kgw.tu-berlin.de/