'Antiziganismus': Vorurteil und Diskriminierung. Darstellung und Wahrnehmung rumänischer Roma

'Antiziganismus': Vorurteil und Diskriminierung. Darstellung und Wahrnehmung rumänischer Roma

Veranstalter
Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin
Veranstaltungsort
Technische Universität H 1035, Straße des 17. Juni 135, 10587 Berlin
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
09.07.2010 - 10.07.2010
Von
Markus End

Zwei Jahrzehnte ambivalenter gesellschaftlicher Entwicklung prägen die osteuropäischen Gesellschaften. Sie stehen einerseits für die Liberalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft, die Erlangung demokratischer Rechte sowie für den Beitritt zu Nato und Europäischer Union. Andererseits tragen sie Zeichen sozialer, politischer und kultureller Krisen. Diese ambivalenten Züge treten an den osteuropäischen Roma besonders deutlich hervor. Konnten zum einen menschen- und minderheitenrechtliche Mindeststandards sowie Elemente gesellschaftlicher und politischer Teilhabe durchgesetzt werden, so ist zum anderen ihre Lage in weiten Teilen von extremer Verarmung, Diskriminierung und rassistischer Gewalt geprägt. Dieser gesellschaftliche Zustand hat seine Protagonisten und Nutznießer und erfährt öffentliche Rechtfertigung.

Hierbei handelt es sich keineswegs um ein osteuropäisches Phänomen. Im Zuge der Ost-West-Migration seit 1990 kam es in fast allen westeuropäischen Ländern zu öffentlicher Diffamierung von Roma seitens der Medien und Politik, die auch von rassistischen Übergriffen begleitet wurden. Länderübergreifend zeigen sich vergleichbare Vorurteils- und Diskriminierungsformen.

Was aber lässt Roma regelmäßig zum Ziel von Angriffen seitens der Mehrheitsbevölkerung werden? Erfüllen sie nur eine krisenbedingte Sündenbockfunktion oder handelt es sich um die zeiträumliche Kontinuität eines europaweiten „Antiziganismus“? In beiden Fällen ist nach den historischen wie aktuellen Grundlagen zu fragen. Wie tauglich ist die Beschreibung als europaweites Phänomen und lässt sich ein gemeinsamer Diskursraum von Ost und West empirisch belegen? Wo liegen die Gemeinsamkeiten und Unterschiede? Wie gestaltet sich vor diesem Hintergrund die soziale Realität, Verwaltungspraxis und Politik?

Der Fokus der Tagung liegt auf Rumänien und der Lage rumänischer Roma. Hierunter sind auch die Situation in westeuropäischen Ländern, der Umgang mit Roma und der Diskurs darüber zu fassen. Auch die Gleichsetzung von „Rumänen“ und „Roma“ sowie deren Rückkopplungen auf Rumänien soll nachgegangen werden.

Programm

Freitag, 9. Juli

9:30 Begrüßung und Eröffnung
Prof. Wolfgang Benz

10:00 Joachim Krauß, Berlin
Das europäische Zigeunerbild.
Eine Quellenkritik

10:45 Marian Zăloagă, Târgu Mureş (Rumänien)
Designating Gypsies in Transylvanian Saxon’s Writings of the 18th
and 19th century

11:30 – 11:45 Pause

11:45 Petre Matei, Bucureşti (Rumänien)
Roma in Rumänien in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

12:30 – 14.00 Mittagspause

14:00 Adriana Ţuţura, Heidelberg
Die alltägliche Diskriminierung von Roma in Rumänien

14:45 Esther Quicker, Jena/Köln
Die „Zigeuner” und „wir”.
Aktuelle Stimmen zu den Roma in der rumänischen
Transformationsgesellschaft

15:30-15:45 Pause

15:45 Iulia-Karin Pǎtruţ, Trier
Roma als Helfer des „Jüdischen”?
Von Stoker zu Kafka

16:30 Hendrik Kraft, Berlin
Zum Bild der Roma im rumänischen Gegenwartsfilm

Samstag, 10. Juli

9:30 Markus End, Berlin
Zum Begriff des „Antiziganismus”

10:15 Wolfgang Aschauer, Flensburg
Der Roma-Diskurs in Ungarn.
Normalfall oder Sonderform des Topos der unwürdigen Armen?

11:00 – 11:15 Pause

11:15 Colin Clark, Glasgow (Großbritannien)
Spaces of hate, places of hope:
The Romanian Roma in Belfast

12:00 Giovanni Picker, Milano (Italien)
Stigma in the making.
Comparing the idioms of exclusion of Roma in Italy and Romania

Kontakt

Dr. Brigitte Mihok
Zentrum für Antisemitismusforschung
Ernst-Reuter-Platz 7
10587 Berlin

http://zfa.kgw.tu-berlin.de/veranstaltungen.htm
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Englisch, Deutsch
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