Das KZ Lublin-Majdanek und die Justiz. Polnische, deutsche und österr. Prozesse im Vergleich.

Das KZ Lublin-Majdanek und die Justiz. Polnische, deutsche und österr. Prozesse im Vergleich.

Organizer
Zentrale österreichische Forschungsstelle Nachkriegsjustiz sowie Wissenschaftliches Zentrum der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Kooperation mit dem Forschungszentrum des Staatlichen Museums in Majdanek
Venue
28.10.: Großer Festsaal des Bundesministeriums für Justiz, Museumstraße 7, 1070 Wien / 29.10.: Wissenschaftliches Zentrum der Polnischen Akademie der Wissenschaften, Boerhaavegasse 25, 1030 Wien
Location
Wien
Country
Austria
From - Until
28.10.2010 - 29.10.2010
Deadline
20.10.2010
By
Dr. Claudia Kuretsidis-Haider

Das KZ Lublin-Majdanek war eine zentrale „Relais-Stelle“ für den Massenmord der Aktion Reinhardt unter dem Kommando des österreichischen SS- und Polizeiführers Lublin Odilo Globocnik. Österreichische Angehörige, der in Lublin stationierten SS- und Polizeieinheiten sowie der Lagerwache und Kapos des Konzentrationslagers waren in die Verbrechen involviert.

Den Prozessen der unmittelbaren Nachkriegszeit in Polen sowie der 1970er und 1980er Jahre in Deutschland (v.a. der Düsseldorfer Majdanek-Prozess von 1975 bis 1981) mit mehreren Höchsturteilen standen in Österreich umfangreiche Untersuchungen der Staatsanwaltschaft Graz gegenüber, die allerdings zu keiner Anklage führten und in allen Fällen mit der Einstellung des Verfahrens endeten.

Im Zuge der 2007 eingeleiteten Vorerhebungen der Staatsanwaltschaft Wien gegen die ehemalige Aufseherin des KZ Majdanek, Erna Wallisch, die nach dem Tod der Beschuldigten im Februar 2008 eingestellt worden waren, wurde erneut die Frage der Beteiligung österreichischer Tatverdächtiger an den Verbrechen in Majdanek evident. Im Gegensatz zu Auschwitz und Mauthausen – den anderen beiden Konzentrationslagern, in denen Österreicher einen relevanten Teil der Wachmannschaften stellten – wurde bislang kein österreichisches Strafverfahren zu Majdanek mit Urteil abgeschlossen.

Die Zentrale österreichische Forschungsstelle Nachkriegsjustiz am DÖW vergleicht die strafrechtliche Ahndung der Verbrechen im KZ Lublin-Majdanek in Polen, Deutschland und Österreich und untersucht die Möglichkeit der Aufnahme gerichtlicher Ermittlungen gegen mutmaßliche österreichische NS-Täter.

Die Konferenz „Das KZ Lublin-Majdanek und die Justiz. Polnische, deutsche und österreichische Prozesse im Vergleich – eine Bilanz“ präsentiert die Ergebnisse zweijähriger Forschungen und stellt sie vor einer international besetzten ExpertInnenrunde zur Diskussion. Zentrale Aspekte sind:
der Beitrag der Justiz zur Aufklärung der Verbrechen in Majdanek;
die Methoden und die „Effizienz“ der Strafverfolgung in Polen, Deutschland und Österreich vor dem Hintergrund der jeweiligen Rechtslage sowie der politisch-gesellschaftlichen Rahmenbedingungen.

Am Vorabend der Konferenz wird im Rahmen einer Enquête mit ZeitzeugInnen und ExpertInnen, die Rolle der Zeugenschaft vor Gericht aus rechtshistorischer und völkerrechtlicher Sicht diskutiert. Thema sind sowohl die Konfrontation von TäterInnen und Opfern in Gerichtsverfahren wegen NS-Gewaltverbrechen als auch der Umgang mit ZeugInnen in gegenwärtigen Prozessen wegen Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen.

Programm

Enquête: „Die Täter haben sich bei uns ja nicht vorgestellt"!.
Die Konfrontation von Opfern und TäterInnen in Kriegsverbrecherprozessen

Donnerstag, 28. Oktober 2010

18.00 – 21.00 Uhr
Großer Festsaal des Bundesministeriums für Justiz
Museumstraße 7, 1070 Wien

- Begrüßung

- Filmeinspielung: Interview mit Danuta Brzosko-Medryk (Polen, Majdanek-Überlebende und Prozesszeugin, Buchautorin)

- Statements:
Staatsanwalt i.R. Dieter Ambach (Anklagevertreter im Düsseldorfer Majdanek-Prozess)
Hildegard Schlachter (Zeugenbetreuerin im Düsseldorfer Majdanek-Prozess)
Danuta Brzosko-Medryk und/oder Janina Latowicz (Israel) und/oder Krystyna Tarasiewicz (Polen) (Majdanek-Überlebende und Prozesszeuginnen)
Frank Höpfel (Univ.-Prof. am Institut für Strafrecht und Kriminologie der Universität Wien, 2005 Ad-litem-Richter am Jugoslawien-Kriegsverbrechertribunal / ICTY in Den Haag)
Gabriela Mischkowski (Fachreferentin für Gender Justice bei Medica Mondiale Köln)

Moderation: Richter Friedrich Forsthuber (Präsident des Landesgerichts für Strafsachen Wien)

Konferenz: Das KZ Lublin-Majdanek und die Justiz. Polnische, deutsche und österreichische Prozesse im Vergleich – eine Bilanz

Freitag, 29. Oktober 2010
Wissenschaftliches Zentrum der Polnischen Akademie der Wissenschaften
Boerhaavegasse 25, 1030 Wien

9 – 9.30 Uhr:

Begrüßung: Boguslaw Dybas / Direktor der Polnischen Akademie
Martin F. Polaschek / Präsident der Zentralen österreichischen Forschungsstelle Nachkriegsjustiz, Vizerektor der Universität Graz

9.30 – 10.15: Einführungsvortrag

Tomasz Kranz (Lublin) / Direktor des Forschungszentrums der Staatlichen Museums in Majdanek:
Der Komplex Lublin-Majdanek. Geschichte und Verbrechen

10.15 – 10.45: Kaffeepause

10.45 – 12 Uhr: Panel 1 (Vorträge mit Diskussion): Polen

Winfried R. Garscha – Andrzej Selerowicz (Wien) / Zentrale österreichische Forschungsstelle Nachkriegsjustiz:
Die Polnischen Majdanek-Prozesse: Rechtsgrundlagen, Rechtsanwendung, Überblick

12.00 – 13.00: Mittagspause

13 – 15 Uhr: Panel 2 (Vorträge mit Diskussion): Deutschland

Claudia Kuretsidis-Haider/ Zentrale österreichische Forschungsstelle Nachkriegsjustiz:
Deutsche Majdanek-Prozesse. Rechtliche Voraussetzungen, Überblick und Kontextualisierung

Wolfgang Weber (Köln) / Anklagevertreter im Düsseldorfer Majdanek-Prozess:
Der Düsseldorfer Majdanek-Prozess: Vorbereitung durch die Zentralstelle in Köln und Zusammenarbeit mit der österreichischen Justiz

Elissa Mailänder Koslov (Paris) / Centre interdisciplinaire d’études et de recherches sur l’Allemagne (CIERA) – Ecole des hautes études en sciences sociales (EHESS):
Der Fall Hermine Braunsteiner und seine Auswirkungen auf die österreichischen Ermittlungen

Julia Hartung (Wien) / Zentrale österreichische Forschungsstelle Nachkriegsjustiz:
Die Rolle der Überlebenden von Majdanek vor Gericht (am Beispiel des Dokumentarfilms von Eberhard Fechner über den Düsseldorfer Prozess)

15.00 – 15.30 Uhr: Kaffeepause

15.30 – 16.30: Panel 3 (Vorträge mit Diskussion): Österreich I

Bertrand Perz (Wien) / Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien:
Die NS-Verbrechen im Raum Lublin und ihre strafrechtliche Ahndung in Österreich

Siegfried Sanwald (Wien) / Zentrale österreichische Forschungsstelle Nachkriegsjustiz:
Die österreichischen Ermittlungen zum Komplex Lublin-Majdanek

16.30 – 16.45: Pause

16.45 – 18 Uhr: Panel 4 (Vorträge mit Diskussion): Österreich II

Florian Klenk (Wien) / Stellvertretender Chefredakteur und Politikchef der Wiener Zeitschrift „Falter“:
Der „Fall Erna Wallisch“

Leitender Staatsanwalt Mag. Viktor Eggert (Wien) / Bundesministerium für Justiz, Abteilung IV/3:
Letzte Ermittlungen. Die österreichische Justiz und der Komplex Lublin-Majdanek

18.15: Ende der Veranstaltung

Contact (announcement)

Claudia Kuretsidis-Haider
Zentrale österreichische Forschungsstelle Nachkriegsjustiz

0043 1 22 89 469 / 315
kuretsidis@hotmail.com

ANMELDUNG ERBETEN UNTER office@viennapan.org

http://www.nachkriegsjustiz.at/aktuelles/termine_index.php
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