Plagues in Nomadic Contexts: Historical Impact - Medical Responses - Cultural Adaptations

Plagues in Nomadic Contexts: Historical Impact - Medical Responses - Cultural Adaptations

Organizer
SFB 568 "Differenz und Integration: Wechselwirkungen zwischen nomadischen und sesshaften Lebensformen in Zivilisationen der Alten Welt" der Universitäten Halle-Wittenberg und Leipzig; Karl-Sudhoff-Institut für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften der Universität Leipzig
Venue
Villa Tillmanns, Wächterstraße 30
Location
Leipzig
Country
Germany
From - Until
07.10.2010 - 09.10.2010
By
Franz, Kurt

Pest und Seuchen wurden bislang nahezu ausschließlich in Verbindung mit seßhaften Gesellschaften und agrarischer Wirtschaft untersucht. Wo immer aber Wechselbeziehungen zwischen nomadischen und seßhaften Gruppen bestanden, haben sie Gesellschaft und Kultur auf spezifische Weise verändert. Es ist anzunehmen, daß das auch hinsichtlich Gesundheit und Krankheit zutrifft. Diese Tagung wirft die Frage auf, wie und in welchem Ausmaß Gesellschaften, die nomadische Lebensformen kannten, von Seuchen getroffen wurden und ob die Gegenwart von Nomaden die Wirkung von Seuchen beeinflußt hat.

Als Arbeitshypothese wird angenommen, daß sowohl Seuchen als auch die Antworten des Menschen darauf sich anders gestalteten, wenn in einer Gesellschaft Nomaden eine ausgeprägte Rolle spielten. In geschichtlicher Hinsicht mag sich das beispielsweise an der Ausbreitung einer Seuche zeigen, an ihren Folgen für Landnutzung, Pachtverhältnisse und Besteuerung, an medizinischen und administrativen Gegenmaßnahmen, Märkten und Machtbeziehungen.

Aufmerksamkeit gilt darüber hinaus den zeitgenössischen Bemühungen, Epidemien höhere Bedeutung beizulegen, indem etwa Ideen von Ansteckung und Miasmen, göttlicher Strafe und anderem mehr an Vorstellungen vom Leben in Steppen/Wüsten bzw. an den Nomaden als Figur geknüpft waren. So gingen muslimische Schriftsteller des Mittelalters davon aus, eine karge Steppenumwelt erschwere das Eindringen der Pest. Aufgrund solcher Annahmen wurden kulturell kodierte Begriffe von Wüstenei und Reinheit, entbehrungsreichem Leben und energischem Wesen des Nomaden entwickelt. Die Erklärung von Epidemien und der Umgang damit spiegeln vielfach derartige kulturelle Besonderheiten wider. Aufzuzeigen, welcher Anteil dabei Nomaden in Hinsicht auf Rollenzuschreibungen und Vorstellungen des Anderen zugewiesen wurde, bildet eine der Grundlagen für die verbindende Diskussion der unterschiedlichen Einzelerscheinungen.

Daher ist es die Aufgabe der Konferenz, einen möglichen neuen Übergang zwischen Geschichtswissenschaft, Kulturwissenschaft und Medizingeschichte zu erkunden. Um dies komparativ zu gestalten, führt die Konferenz Beitragende aus den Fachgebieten Epidemiologie, Klassische Altertumswissenschaft, Byzantinistik, Islamwissenschaft und Iranistik, Sinologie und europäischer Geschichte zusammen. Das bedingt ein breit gefaßtes Verständnis nomadischer Lebensäußerungen, einschließlich post-nomadischer Formen und solcher von Mobilität im weiteren Sinne. Gleichfalls werden literarische und symbolische Repräsentationen betrachtet, ob als Selbstzeugnis von Nomaden oder Außendarstellung. Im Blickpunkt stehen:

– Infektionswege und -routen, Bevölkerungsgeschichte, Raum und Umwelt
– Quellenkritik und Terminologie
– Anstrengungen von Heilern und Ärzten sowie die an sie gestellten Erwartungen
– Populäre, religiöse und wissenschaftliche Reaktionen und Diskurse
– Ordnung und Unordnung, Abwehr und Innovation

In Leipzig wurde vor etwas mehr als einem Jahrhundert die Medizingeschichte als eigenständiges Fach begründet. Leipzig ist somit der denkbar beste Ort, um Aufschluß über die nomadischen Kontexte von Seuchen zu suchen.

Konferenzsprachen sind Deutsch und English.

Der Austausch über Seuchengeschichte in Bezug auf nomadisches Leben bildet den zweiten Teil einer Doppelkonferenz. Der erste Teil beginnt am 4. Oktober am selben Ort und erörtert "Katastrophen und Katastrophenbewältigung im Alten Israel, Ägypten und dem Vorderen Orient".

Programm

—————————— THURSDAY, 07-10-2010 ——————————

OPENING

17:30
Reception and registration

18:15
Welcome address: Charlotte Schubert (Leipzig)

18:25
Greetings: Jürgen Paul (Vice-Speaker, Collaborative Research Centre Difference and Integration, Halle)

18:35
Opening lecture: Vivian Nutton (London)
Plague, Epidemic Disease, and the Other in Classical Antiquity

—————————— FRIDAY, 08-10-2010 ——————————

09:00
Introductory remarks: Ortrun Riha (Leipzig)

PANEL 1: CONTAGION AND SPACES

Chair: Nicola Di Cosmo (Princeton, N.J.)

09:15
Arne C. Rodloff (Leipzig)
Mikrobiologische, epidemiologische und immunologische Grundlagen der Pest

10:00
Ruth I. Meserve (Bloomington, Ind.)
Traditional Disease Boundaries and Nomadic Space in Central Eurasia: The Search for Order

10:45
Break

11:15
Kurt Franz (Halle)
Well off in the Wilderness? Muslim Appraisals of Bedouin Life at Times of Plague

12:00
Yaron Ayalon (Norman, Okla.)
When Nomads Meet Urbanites: The Outskirts of Ottoman Cities as a Venue for the Spread of Epidemic Diseases

12:45
Lunch

PANEL 2: EXPLANATIONS AND IMAGINATIONS

Chair: Josef van Ess (Tübingen)

14:30
Charlotte Schubert (Leipzig)
Griechen, Nomaden und Seuchen: Eine verlorene Spur?

15:15
Mischa Meier (Tübingen)
Die "Justinianische Pest": Mentalitätsgeschichtliche Auswirkungen einer Pandemie

16:00
Break

16:30
Karl-Heinz Leven (Erlangen)
Die Tollwut der Barbaren: Über wahre und falsche Ursachen von Seuchen bei byzantinischen Geschichtsschreibern

PUBLIC LECTURE
Special venue: Alter Senatssaal, Ritterstraße 26

18:15
Klaus Bergdolt (Cologne):
Die Pest 1348 – Das Ende des europäischen Mittelalters

—————————— SATURDAY, 09-10-2010 ——————————

PANEL 3: LIVELIHOODS AND MOBILITY

Chair: Josef van Ess (Tübingen)

09:00
Stuart J. Borsch (Worcester, Mass.)
Epidemic and Landholding Structure in Egypt and England

09:45
Ortrun Riha (Leipzig)
Flieh weit und schnell: Medizinische Empfehlungen in mittelalterlichen Pesttraktaten

10:30
break

11:00
Sarah Büssow-Schmitz (Halle)
"The Disease Killed the One Who Stayed as well as the One That Moved": Theories, Perceptions and Practices Concerning the Plague in Mamluk Chronicles

11:45
Boaz Shoshan (Beer-Sheva)
Fellahin and Bedouin: The Aftermath of the Black Death in Egypt

12:30
Lunch

PANEL 4: TREATMENT AND TRANSFORMATION

Chair: Nicola Di Cosmo (Princeton, N.J.)

14:00
Paul D. Buell (Berlin)
Qubilai and the Rats

14:45
Uli Schamiloglu (Madison, Wisc.)
The Black Death and the Transformation in the Nomadic-Sedentary Relationship in Western Eurasia in the 13th–16th Centuries

15:30
break

DISCUSSION

16:00
General response: Nicola Di Cosmo (Princeton, N.J.)

16:15
General response: Josef van Ess (Tübingen)

16:30
Discussion

ca. 17:30
Concluding address: Kurt Franz (Halle)

Contact (announcement)

Dr. Kurt Franz
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Orientalisches Institut
Mühlweg 15
06114 Halle (Saale)
Tel. 0345 5524078
Fax 0345 5527123
kurt.franz@orientphil.uni-halle.de

http://www.nomadsed.de/plagues
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