Vier Jahrzehnte sind seit dem Ende der Regierungszeit der Khmer Rouge (KR) und dem Genozid in Kambodscha vergangen. In seinem Vortrag „Leben nach dem Völkermord in Kambodscha: Studie über die Anpassungsprozesse von Tätern in einer fragmentierten Gesellschaft“ fragt Kosal Path, inwieweit die Täter seither ihre geistigen Auffassungen geändert haben. Er konzentriert sich dabei auf den Einfluss, den soziale Anpassungsprozesse auf die mentalen Orientierungen ehemaliger Täter ausüben.
Die Genozidforschung hat sich bislang vor allem mit den Ereignissen vor und während der Gewalttaten beschäftigt und die damit verbundenen Viktimisierungsprozesse untersucht. Sehr wenig Aufmerksamkeit wurde dagegen den Nachwirkungen der massiven Traumatisierungen zuteil, die sowohl auf gesamtgesellschaftlicher Ebene als auch in den Köpfen der Täter zu beobachten sind. Kosal Path untersucht diese Nachwirkungen des vor vier Jahrzehnten beendeten Genozids in Kambodscha anhand von ausführlichen Tiefeninterviews, die er mit Mitgliedern des Khmer-Rouge-Regimes geführt hat. Er diskutiert das Ausmaß und die Art der sozialen Anpassung der ehemaligen Täter und verortet ihre mentalen Gehorsamkeitsstrukturen im sozio-kulturellen und historischen Kontext der kambodschanischen Gesellschaft. Abschließend stellt Kosal Path Maßnahmen vor, die zu einer Überwindung der Traumatisierungen auf Seiten der Opfer, aber auch auf Seiten der Täter, beitragen können.
Kommentar durch Christian Gudehus (CMR).
Der Vortrag findet in englischer Sprache statt.
Referent:
Prof. Dr. Kosal Path ist Lehrbeauftragter an der School of International Relations an der Universität von Südkalifornien in Los Angeles. Er ist Gastwissenschaftler am KWI im Rahmen des Scholars in Residence Programms in Kooperation mit dem Goethe-Institut.
Kommentar:
Dr. Christian Gudehus ist wissenschaftlicher Geschäftsführer des Center for Interdisciplinary Memory Research am Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen (KWI).
Eine Veranstaltung des KWI im Rahmen des Scholars in Residence Programms in Kooperation mit dem Goethe-Institut: http://www.kulturwissenschaften.de/home/scholarsinresidence.html
und im Rahmen der Reihe „Interdisziplinare Gewaltforschung“ des Center for Interdisciplinary Memory Research (CMR) am KWI.