Zwischen Göttern und Menschen: Neue Forschungen zu antiken Heiligtümern in Italien

Zwischen Göttern und Menschen: Neue Forschungen zu antiken Heiligtümern in Italien

Organizer
Fachgebiet Klassische Archäologie, TU Darmstadt
Venue
ULB Stadtmitte, Vortragssaal S1|20 Magdalenenstraße 8, 64289 Darmstadt
Location
Darmstadt
Country
Germany
From - Until
19.07.2013 - 20.07.2013
Website
By
Dominik Maschek

Die Erforschung von Heiligtümern in Italien hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten einen beachtlichen Aufschwung genommen. Forschungen in Latium, Etrurien, Picenum, Samnium und Campanien tragen laufend dazu bei, die Materialbasis für die formale und typologische Analyse republikanischer Sakralbauten zu erweitern. Den meisten Untersuchungen gemeinsam ist eine Konzentration auf die Entstehungszeit der Bauwerke: das heißt, auf den historischen Kontext ihrer Errichtung und auf die Signifikanz, die den Bauten in diesem Kontext zugeschrieben werden kann. Neben Analysen zu Architektur und Baudekor stellen die Bearbeitung der in den Heiligtümern gefundenen Weihgaben und die damit zu verbindenden Fragen nach der Nutzung und Funktion dieser Kultstätten vor allem bei extraurban gelegenen Heiligtümern ein zentrales Thema der Forschung dar. Auch hier kann man inzwischen auf breite Materialvorlagen zurückgreifen.

Das Bild, das sich aus all diesen Studien ergibt, ist auf den ersten Blick von Heterogenität geprägt; diese Vielfalt und Vielgestaltigkeit italischer Heiligtümer wurde allerdings nur in wenigen Forschungen auch tatsächlich in entsprechender Weise gewürdigt. Stattdessen versuchte man eher, bestimmte Formen von Tempeln mit politischen oder kulturellen Veränderungen zu verbinden, wie es etwa die Vorstellung impliziert, dass ‚indigene Dekorationen‘ in spätrepublikanisch-augusteischer Zeit sukzessive von fortschrittlicheren, ursprünglich ‚hellenistischen‘ Formen in Stein und Marmor (‚Marmorisierung‘) abgelöst worden seien. Bei der Analyse von Weihgaben unterschied man ebenfalls häufig zwischen ‚indigenen‘ und (hellenistisch beeinflussten) ‚römischen‘ Votivpraktiken, um eine religiöse Romanisierung der Apenninenhalbinsel zu postulieren. Solche Ansätze wurden in den letzten Jahren durch archäologische und althistorische Forschungen relativiert, die sich mit dem kulturellen Charakter Italiens in der Zeit vor, als auch während und nach der römischen Eroberung auseinandersetzten. Man erkannte, dass homogene Akkulturation in dieser Zeit weder in Form von ‚Hellenisierung‘ noch von ‚Romanisierung‘ klar definiert werden kann. Die Rolle lokaler Identitäten und von Resistenz- sowie Persistenzphänomenen wurde stärker betont, und nicht zuletzt nahm man auch die Ereignisgeschichte wieder deutlicher in den Blick und fragte nach Brüchen und Veränderungen, die mit konkreten, punktuellen Ereignissen wie Kriegen und Landreformen in Zusammenhang gebracht werden können.

Ziel des geplanten Kolloquiums ist es, aus einer internationalen Perspektive heraus einen historisch wie archäologisch differenzierten Blick auf die italischen Heiligtümer von der Republik bis in die frühe Kaiserzeit zu gewinnen. Hier sollen gerade auch die zahlreichen Nachwuchswissenschaftler zu Wort kommen, die sich aktuell mit der Bearbeitung entsprechender Bauwerke und Fundgruppen auseinandersetzen. Die Ergebnisse der Tagung sollen in einer Sammelpublikation präsentiert werden, um das innovative Potenzial laufender Forschungen in gebündelter Form auch nachhaltig nutzbar zu machen.

Programm

Freitag, 19. Juli 2013

10.30 Uhr Begrüßung

11.00 Uhr: Eröffnungsvortrag
Edward Bispham (Oxford): Italic Sanctuaries – Homes for Gods

Sektion I: Sakrale Räume in Italien

11.40 Uhr Andrea Carini (Florenz): The Main Sanctuaries of Italy between the Second and First Centuries BC

12.20 Uhr Marion Bolder-Boos (Darmstadt): Begegnung von Göttern, Begegnung von Menschen – Heiligtümer als Kontaktzonen

13.00 Uhr Mittagspause

Sektion II: Votivgaben und Weihpraxis

14.30 Uhr Andreas Murgan (Frankfurt a.M.): Bothroi und Favissae. Votiv- und Deponierungspraktiken in italischen Heiligtümern im Wandel der Zeit

15.10 Uhr Marleen Termeer (Groningen): Unity and Diversity. Votive Practices in the Latin Colonies

15.50 Uhr Kaffeepause

16.20 Uhr Fay Glinister (London): Ritual and Meaning – Contextualising Anatomical Terracottas

17.00 Uhr Cathrin Grüner (Würzburg): Im Reich der Liebesgöttin?! - Beobachtungen zur Weihgabenpraxis in Aphrodite-Heiligtümern der Magna Graecia

Samstag, 20. Juli 2013

Sektion III: Sakralarchitektur

10.00 Uhr Alessandro D’Alessio (Rom - Sybaris): Italic Sanctuaries and the Onset of the „Total Architecture“: Some Observations on the Phenomenon

10.40 Uhr Dominik Maschek (Darmstadt): Architekturlandschaften. Eine phänomenologische Analyse spätrepublikanischer Heiligtümer

11.20 Uhr Claudia Widow (Köln): Heiligtümer in Samnium

12.00 Uhr Mittagspause

Sektion IV: Regionale Studien

13.30 Uhr Annalisa Calapà (München): Heiligtümer von Heilgottheiten im spätrepublikanischen und frühkaiserzeitlichen Etrurien

14.10 Uhr Valentino Gasparini (Erfurt): Engineering of the Sacred. The Mechanics of Introducing Cults in Pompeii and Herculaneum

14.50 Uhr Kaffeepause

15.30 Uhr Dieta Svoboda (Wien): Italische Bauformen in großgriechischen Heiligtümern? Überlegungen zu zwei Sakralzonen in Elea/Velia

Sektion V: Ausblick

16.10 Uhr Marlis Arnhold (Erfurt): Republikanische Kultstätten während der Kaiserzeit

16.50 Uhr Marion Bolder-Boos – Dominik Maschek (Darmstadt): Heiligtümer in Italien – eine Zwischenbilanz

Abschlussdiskussion

Contact (announcement)

Dominik Maschek

Fachgebiet Klassische Archäologie, TU Darmstadt, El Lissitzky-Straße 1, 64287 Darmstadt

dmaschek@klarch.tu-darmstadt.de


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