Les Balkans n'existent pas. Erbschaften im Südosten Europas

Les Balkans n'existent pas. Erbschaften im Südosten Europas

Veranstalter
Prof. Dr. Martina Baleva, PD Dr. Boris Previšić, Kompetenzzentrum Kulturelle Topographien, Universität Basel
Veranstaltungsort
Universität Basel, Kollegienhaus, Hörsaal 001
Ort
Basel
Land
Switzerland
Vom - Bis
17.09.2013 - 17.12.2013
Von
Sabina Horber

1992 läutete der provokative Slogan „La Suisse n’existe pas“ auf der Weltausstellung in Sevilla eine nachhaltige Aufarbeitung der Schweizer Geschichte und des Schweizer (Selbst-)Bildes im öffentlichen Bewusstsein ein, das sich von seinen Helden und Mythen verabschieden durfte. Das Motto der Ringvorlesung „Les Balkans n’existent pas“ greift diesen herausfordernden Gedanken auf. Die genauen Kenntnisse über den Balkan können dazu verhelfen, die Vielfalt und Einmaligkeit der Region jenseits von Fremd- und Eigenprojektionen ans Licht zu bringen.

Die Stereotype zum Balkan sind in der Schweiz zu Genüge bekannt. Sie sind erst vor dem Hintergrund der postjugoslawischen Kriege und der daraus entstandenen Emigrationen in den Westen seit den frühen 1990er Jahren zu verstehen. Dabei konnte man relativ leicht Projektionen der europäischen Grossmächte reaktivieren, welche mit der ‚Orientalischen Frage‘ im ausgehenden Jahrhundert 19. Jahrhundert virulent wurden. Sie schienen sich mit den Balkan-Kriegen 1912/1913 und dem Attentat auf den österreichischen Thronfolger in Sarajevo nur noch zu bestätigen.

Seit längerem fragen die Area Studies danach, was hinter solchen Diskursen ‚real‘ und regionsspezifisch sein könnte. Die Antwort darauf fällt nicht so einfach aus: Während eurozentristische Perspektiven den verzögerten Entwicklungsstand der Region unterstreichen, kommen komparatistische Ansätze zum Schluss, dass erst die spezifische historische Konstellation der neuen Weltordnung nach dem Ende des Kalten Kriegs zu einer Eigendynamik der Ereignisse geführt hat. Mit unserem Motto schliessen wir uns dem Erkenntnisstand an, dass sich der Balkan gerade nicht durch anthropologische Spezifitäten auszeichnet. Vielmehr besetzt er geographisch, kulturell und historisch wichtige Bruch- und Schnittstellen, die es genauer in den Blick zu nehmen gilt.

In diesem Sinne: „Les Balkans n’existent pas“ – ausser vielleicht in Form des gleichnamigen bulgarischen Gebirges, das die Türken so benannten.

Als wissenschaftlicher Beitrag ist die Vortragsreihe Teil des Festivalprogramms der Culturescapes Balkan.

Programm

17. 9. 2013 Martina Baleva und Boris Previšić, Universität Basel "Einführung"

24. 9. 2013 Karl Kaser, Universität Graz
"Visuelle Kulturen im südöstlichen Europa – Elemente dezentrierter Theoriebildung"

1. 10. 2013 Barbara Schellewald, Universität Basel
"Zwischen den Kulturen – Der Hof des serbischen Königs Stefan Uroš II. Milutin zwischen Byzanz und den Anjou in Italien"

8. 10. 2013 Nataša Mišković, Universität Basel
"Jugoslawien und die Blockfreien: Titos Husarenstück im Kalten Krieg"

15. 10. 2013 Maria Todorova, University of Illinois
"Der Balkan als Analysekategorie und als historisches Vermächtnis"

22. 10. 2013 Tatjana Simeunović, Universität Basel
"Balkan in Bewegung: Verschiedene Geschichten zur gleichen Vergangenheit"

29. 10. 2013 Daniel Ursprung, Universität Zürich
"Grenzen der Gemeinsamkeit: Albanien und Rumänien als Aussenseiter Südosteuropas?"

5. 11. 2013 Ljiljana Reinkowski, Universität Basel
"Babel Balkan: Was die Region sprachlich trennt – und verbindet"

12. 11. 2013 Maurus Reinkowski, Universität Basel
"‚Unser Rumelien‘. Existierte der Balkan für die Osmanen?"

19. 11. 2013 Andreas Ernst, Neue Zürcher Zeitung
"20 Jahre westliches Konfliktmanagement auf dem Balkan"

26. 11. 2013 Tanja Zimmermann, Universität Konstanz
"„Wenn noch irgendein ‚Balkan’ im früheren Sinne dieses Wortes existiert, dann bestimmt nicht hier auf dem Balkan“. Titos ‚dritter Weg‘"

3. 12. 2013 Nada Boškovska, Universität Zürich
"Makedonien: Ein Land auf der Suche nach seiner Vergangenheit"

10. 12. 2013 Samuel M. Behloul, migratio
"Religion und (De-)Konstruktion von Diaspora. Identitätsbildungsprozesse im Spannungsfeld von Religion, Ethnizität und Transstaatlichkeit am Beispiel von Migranten aus dem ehemaligen Jugoslawien"

17. 12. 2013 Oliver Jens Schmitt, Universität Wien
"Faschistische Bauernmystiker oder Sozialrevolutionäre von rechts? Die rumänische Legion Erzengel Michael als faschistische Massenbewegung"

Kontakt

Sabina Horber
KPZ Kulturelle Topographien
Universität Basel
Nadelberg 6
CH-4051 Basel

http://kultop.unibas.ch/veranstaltungen/2013/balkan/
Redaktion
Veröffentlicht am
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung