Lobbying – die Vorräume der Macht / les antichambres du pouvoir

Lobbying – die Vorräume der Macht / les antichambres du pouvoir

Veranstalter
Schweizerische Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialgeschichte / Société suisse d’histoire économique et sociale
Veranstaltungsort
Universität Tobler
Ort
Bern
Land
Switzerland
Vom - Bis
06.06.2014 -
Deadline
30.11.2013
Website
Von
SGWSG

Jahrestagung der Schweizerischen Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialgeschichte: Lobbying – die Vorräume der Macht / les antichambres du pouvoir

Organisation:
- Gisela Hürlimann, Forschungsstelle für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Zürich
- André Mach, Institut d’études politiques et internationales, Université de Lausanne
- Anja Rathmann-Lutz, Departement Geschichte, Universität Basel
- Janick Marina Schaufelbuehl, Institut d’histoire économique et sociale, Université de Lausanne

Die SGWSG hat die Geschichte des Lobbying und der Interessensvertretung zum Thema ihrer Jahrestagung 2014 gewählt. Die Konzepte «Lobby/Lobbyismus» und «Interessengruppe» decken ein vielfältiges Spektrum historischer Realitäten ab. Gemäss einer weiten Definition weisen sie auf das Vorhandensein von Gruppen hin, die partielle gesellschaftliche Interessen gegenüber Obrigkeit und Behörden zu vertreten versuchen. Obwohl der Begriff des Lobbying erst in den 1830er Jahren in den USA aufkommt, existieren Vereinigungen, die beispielsweise Standes- oder Verbandsinteressen vertreten sollen, schon im Mittelalter. In der Vormoderne gelangten kollektive Akteure wie Zünfte und Gilden beispielsweise mittels Bittbriefen und Gesandtschaften in die Vorzimmer der Macht. Im Zuge der Entwicklung des modernen Staates seit dem 18. Jahrhundert spielen Interessengruppen eine immer wichtigere Rolle. Auch die neuen sozialen Bewegungen, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstehen, versuchen, in organisierter Form Einfluss auf politische und wirtschaftliche Entscheidungsprozesse zu nehmen.
Der schweizerische Kontext, der sich durch eine gewisse Tradition der privaten Selbstorganisation sowie durch einen schwachen Zentralstaat kennzeichnet, begünstigte Entwicklung mächtiger, finanz- und mitgliederstarker Interessengruppen, die in wirtschaftlichen, politischen und sozialen Bereichen zu zentralen Akteuren innerhalb der schweizerischen Gesellschaft wurden. Die Hauptinteressengruppen, insbesondere die Ende des 19. Jahrhunderts gegründeten Dachverbände der Wirtschaft, aber auch bereichsspezifischere Gruppen, gelten als einflussreiche «player», wenn es um die Gestaltung der Wirtschafts- und Sozialpolitik geht.
Die Formen der Einflussnahme auf politische Entscheidungsprozesse sind unterschiedlich. Manche Lobby-Gruppen haben institutionalisierte Verbindungen zu den Obrigkeiten entwickelt, indem sie dauerhaft mit der Verwaltung zusammenarbeiten oder in Expertenkommissionen mitwirken und sich so eine privilegierte Mitwirkung bei der Definition bestimmter Probleme und Politiken sichern. Andere Einflussgruppen interagieren auf einer stärker konfliktuösen Ebene mit dem Staat, etwa indem sie ihre Mitglieder für Demonstrationen mobilisieren oder auf die Instrumente der direkten Demokratie zurückgreifen, ohne über einen formalisierten Einfluss auf den Entscheidungsprozess zu verfügen. Es gibt auch Formen des Lobbying, die sich prioritär für internationale Beziehungen und transnationale Interaktionen interessieren.
Aus den vielen möglichen Beispielen seien hier die Arbeitgeberverbände und Konsumentenvereinigungen, die Frauenbewegung, Eingaben und Bittschriften der Vormoderne, die Zünfte, die Vertretung päpstlicher oder klerikaler Interessen in Politik und Wirtschaft, die Politik des Antichambrierens, Behindertenverbände, transnationale Think Tanks, Branchenverbände, aber auch die Branchen selber (Pharmaindustrie z.B.) genannt.
Das in der Schweiz bislang wenig bearbeitete Thema des Lobbying soll in einer interdisziplinären Perspektive erforscht werden, in der sowohl geschichts- als auch politikwissenschaftliche Zugänge Platz haben.
Tagungsbeiträge können das Aufkommen und die Herausbildung von Interessegruppen, ihre Organisation und ihre Funktionsweise untersuchen oder auch ihre Strategien, um die politischen Prozesse zu beeinflussen.

Vorschläge (max. 3'000 Zeichen) bitte bis zum 30. November 2013 an JanickMarina.Schaufelbuehl@unil.ch

Programm

Kontakt

Janick Marina Schaufelbuehl
Université de Lausanne
IHES - Institut d'histoire économique et sociale
Géopolis - Bureau 4125
1015 Lausanne - Mouline