Welche Ressourcen stellt eine religiöse Tradition bereit, um politische Machtansprüche in der gesellschaftlichen Praxis wirksam werden zu lassen? Wie kann unter Bezugnahme auf ein religiös begründetes Normengefüge der gesellschaftliche Konsens bekräftig werden? Welche symbolischen Formen und institutionellen Mechanismen standen politischen Autoritäten und Herrschern zur Verfügung, um ihre Position im Gefüge unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen zu verorten? Nicht erst seit dem berühmten Böckenförde-Diktum wird in der Öffentlichkeit, aber auch in unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen über das Problem diskutiert, unter welchen Bedingungen religiös konstituierte und konnotierte Ordnungszusammenhänge instrumentalisiert werden (können), um politische Ordnungen zu untermauern. Die Tagung nimmt speziell solche Fallbeispiele in den Blick, die zeigen können, wie Untertanen und Amtsträger auf Initiative eines Herrschers mit dem Ziel stärkerer politischer Vernetzung zu besonderen sozialen und/oder religiösen Gemeinschaften zusammengeschlossen wurden. Damit verbunden ist die Frage, wie politische Akteure unter konkreten historischen Bedingungen zur Stabilisierung ihrer Herrschaft Potentiale nutzten, die sie in der jeweiligen religiösen Tradition sowie in politischen und sozialen Strukturen vorfanden. Das hiermit thematisierte Problem, unter welchen Bedingungen institutionelle Stabilisierungen gelingen können, ist eng verbunden mit der Frage danach, wie sich solche Stabilisierungen in gedanklichen Ordnungen verorten lassen.