Öffentlichkeiten. Ästhetisch-politische Imaginationen und Praxen

Öffentlichkeiten. Ästhetisch-politische Imaginationen und Praxen

Veranstalter
Lisa Bergelt; Urs Büttner; Sarah Michaelis; Markus Wessels
Veranstaltungsort
Königsworther Platz 1 (Conti-Hochhaus), 14. Stock, Raum 1415
Ort
Hannover
Land
Deutschland
Vom - Bis
07.07.2016 - 09.07.2016
Website
Von
Urs Büttner

Öffentlichkeiten. Ästhetisch-politische Imaginationen und Praxen

Hannover, Königsworther Platz 1 (Conti-Hochhaus), 14. Stock, Raum 1415
07.-09.07.2016

Theoretische Beschreibungen der Öffentlichkeit sind in der Mehrzahl durch eine anti-theatrale und anti-ästhetische Stoßrichtung gekennzeichnet. Seit der Aufklärung und bis zur Gesellschaftstheorie der Gegenwart wird die Öffentlichkeit dabei auf den politischen Meinungsaustausch limitiert und mit diesem als rein rationaler und transparenter Diskurs identifiziert. Nach einer solchen Bestimmung verhindern die Attribute ›inszeniert‹ oder ›ästhetisiert‹, dass Öffentlichkeiten vollgültig als solche anerkannt werden. Oftmals werden sie sogar gänzlich in den Bereich des ›Geheimen‹ oder ›Privaten‹ abgedrängt. Zudem wird eine strikte Dichotomisierung von ›politisch‹ versus ›ästhetisch‹ von den Selbstbeschreibungen solcher Öffentlichkeiten nicht getragen. Häufig beanspruchen diese sogar, gerade aufgrund ihrer ›Inszeniertheit‹ und ›Ästhetisierung‹ in einem eigentlicheren Sinne ›politisch‹ zu sein, während die gemeinhin als ›politisch‹ akzeptierten Institutionen des Staates dieser Kennzeichnung nicht gerecht würden.
Ausgehend von dem Befund, dass die Konzepte des ›Ästhetischen‹ und des ›Politischen‹ in Theorie und Praxis uneinheitlich verwendet werden, untersucht die Tagung ihr Wechselverhältnis in Selbst- und Fremdbestimmungen verschiedener Öffentlichkeiten. Die Tagung legt dazu einen praxeologischen Ansatz zugrunde, der davon ausgeht, dass das Wissen zur Erzeugung von Öffentlichkeiten nicht allein aus theoretischen Reflexionen ableitbar, sondern insbesondere im praktischen Handeln der Akteure zu finden ist. Die Tagungsbeiträge widmen sich einer kritischen Rekonstruktion historischer und aktueller Selbst- und Fremdbeschreibungen von politisch-ästhetischen Öffentlichkeiten. Dabei liegt ein Schwerpunkt auf literarisch-künstlerischen Praxen und neueren Theorieansätzen wie den Neuen Philosophien des Politischen.

Für Besucher sind eine begrenzte Zahl an Plätzen verfügbar. Wir bitten daher um eine vorherige Anmeldung an urs.buettner@germanistik.uni-hannover.de

Programm

Donnerstag (07.07.2016)

bis 15:00 Uhr Anreise

15:00 – 15:30 Uhr Bergelt, Büttner, Michaelis, Wessels: Einführung

15:30 – 16:15 Uhr Michael Hirsch (Siegen/München): Ästhetik, Politik, und ›das Politische‹. Praktiken der Unterscheidung – Praktiken der Vermischung

16:15 – 17:00 Uhr Harun Maye (Weimar): Das Gespenst der öffentlichen Meinung. Zur Medientheorie der Gegenaufklärung

17:00 – 17:30 Uhr Kaffeepause

17:30 – 18:15 Uhr Patrick Primavesi (Leipzig): Öffentlichkeit als (Selbst-)Inszenierung. Repräsentationskritik und Theater um 1800

18:15 – 19:00 Uhr Markus Wessels (Hannover): Tendenz. Vollzug des Politischen im literaturkritischen Diskurs des 19. und frühen 20. Jahrhunderts

19:00 – 20:15 Uhr Abendessen

20:15 – 21:00 Uhr Oskar Negt (Hannover): Der dritte Strukturwandel der Öffentlichkeit

21:00 Uhr Zweites EM-Halbfinale

Freitag (08.07.2016)

09:00 – 09:45 Uhr Jan Lazardzig (Amsterdam): Schillers ›moralische Anstalt‹ in polizeilicher Hinsicht. Zur Öffentlichkeit des Theaters im 19. Jahrhundert

09:45 – 10:30 Uhr Lisa Bergelt (Hannover): Öffentlichkeit als Zeitlichkeit im Drama des Vormärz

10:30 – 11:00 Uhr Kaffeepause

11:00 – 11:45 Uhr Maren Bagge (Hannover): Bürgerliche Musikpraxis im 19. Jahrhundert. Formen und Funktionen musikalischer Geselligkeit

11:45 – 12:30 Uhr Stefan Tetzlaff (Münster): »Das Theater ist die Stadt«. Erzählte Öffentlichkeit als Inszenierungsraum im Realismus

12:30 – 14:30 Uhr Mittagspause

14:30 – 15:15 Uhr David D. Kim (Los Angeles): Kafka’s Private Public

15:15 – 16:00 Uhr Urs Büttner (Hannover): Poetiken des ›Sozialen‹ in der Weimarer Republik

16:00 – 16:30 Uhr Kaffeepause

16:30 – 17:15 Uhr Susanne Lüdemann (München): Publizität und Erscheinungsraum bei Hannah Arendt

17:15 – 18:00 Uhr Sarah Michaelis (Hannover): Ästhetisches Verstehen: elitär – egalitär?

18:00 – 18:45 Uhr Michael Kämper-van den Boogaard (Berlin): Der Literaturunterricht des Staates. Zur Verschränkung pädagogischer, politischer und ästhetischer Postulate in der Öffentlichkeit historischer Schuldebatten

19:00 Uhr Gemeinsames Abendessen

Samstag (09.07.2016)

09:00 – 09:45 Uhr David Christopher Assmann (Frankfurt a. M.): Zensierte Öffentlichkeiten umschreiben: die Fälle Biller und Herbst

09:45 –10:30 Uhr Florian Wobser (Rostock/Berlin): Der Öffentlichkeitsmacher Alexander Kluge und seine ästhetisch-performative Strategie

10:30 – 11:00 Uhr Kaffeepause

11:00 – 11:45 Uhr Sophia Prinz (Frankfurt a. O.): Im Auge des Betrachters. Zur Politik der Wahrnehmung

11:45 – 12:30 Uhr Clemens Pornschlegel (München): Die kommunistische Hypothese als Idyll. Zum Begriff des Politischen bei Badiou

12:30 – 13:00 Uhr Abschlussdiskussion

Kontakt

Dr. Urs Büttner <urs.buettner@germanistik.uni-hannover.de>