Zwinger & Schloss – die Dresdner Residenz Augusts des Starken im europäischen Kontext (1694 – 1733)

Zwinger & Schloss – die Dresdner Residenz Augusts des Starken im europäischen Kontext (1694 – 1733)

Veranstalter
Institut für Kunst- und Musikwissenschaft der Technischen Universität Dresden in Kooperation mit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und dem Rudolstädter Arbeitskreis zur Residenzkultur e. V.
Veranstaltungsort
Hans-Nadler-Saal, Residenzschloss
Ort
Dresden
Land
Deutschland
Vom - Bis
09.11.2017 - 11.11.2017
Deadline
20.10.2017
Website
Von
Juliane Beier

Die Dresdner Residenz der sächsischen Kurfürsten wurde unter der Regierung Friedrich Augusts I., besser bekannt als „August der Starke“, seit 1699 zudem König von Polen, Gegenstand umfangreicher Modernisierungsbemühungen, wovon der so genannte Dresdner Zwinger als prächtiger architektonisch gefasster Festplatz sowie das Taschenbergpalais als einstiger Mätressenwohnsitz noch heute zeugen. Zu jenen Residenzplanungen sind als veritabler Schatz barocker Bauplanung in Dresdner Archiven zahlreiche Entwürfe erhalten, welche derzeit an der Technischen Universität Dresden in o. g. Forschungskampagne katalogisiert und untersucht werden. Diese bietet den Anlass zu einer international ausgerichteten kunsthistorischen Tagung mit interdisziplinärer Perspektive, die einerseits bereits erzielte Ergebnisse der Öffentlichkeit präsentieren und andererseits das Dresdner Residenzbaugeschehen in einem weiter gefassten Blickwinkel kontextualisieren will. Als Kooperationspartner steht der Rudolstädter Arbeitskreis zur Residenzkultur e. V. mit seiner interdisziplinären Expertise der Tagung zur Seite.
Nach dem Erlangen der polnischen Königswürde sah sich August der Starke genötigt, sich auch in seiner angestammten Dresdner Residenz dem neuen Rang gemäß baulich in Szene zu setzen. Allerdings blieb ein Großteil der ausgreifenden Planungen Papier, darunter die Erneuerung des Residenzschlosses, das zusammen mit dem Zwinger zu einem baulichen Ensemble vereinigt werden sollte. Neben dem als Architekturdilettant agierenden Auftraggeber sticht als weiterer Protagonist eines dialogisch zu begreifenden Planungsgeschehens der Dresdner Hofbaumeister Matthäus Daniel Pöppelmann (1662-1736) hervor, jedoch sind selbstverständlich als weitere Akteure das übrige leitende Personal des kursächsischen Ziviloberbauamts sowie höfische Amts- und Entscheidungsträger mitzudenken. Planungsgegenstände waren neben der baukünstlerischen Aufgabe, medial nach außen hin wirksame Prachtfassaden und triumphale Torbauten zu gestalten, das Arrangement der für das zeremonielle und private Wohnen von Souverän und Hofgesellschaft notwendigen Appartements sowie der zur höfischen Repräsentation gebrauchten Veranstaltungs- und Museumsräume (darunter Fest-, Speise-, Spiel- und Redoutensäle, Sammlungsräume, Opern- und Komödientheater, Ballspielhaus, Tierkampfarena, Reitschule einschließlich Marstall und Turnierplatz), außerdem die Anlage eines architektonisch gefassten Schlossgartens mitsamt einer Orangerie, wobei aus letzterer sich infolge mehrerer Konzeptwechsel der eingangs genannte Dresdner Zwinger entwickeln sollte. Unter August dem Starken und noch lange danach als Einheit gedacht gehen Zwinger und Schloss heutzutage in der Nutzung und öffentlichen Wahrnehmung eigene Wege, zu deren zumindest gedanklicher Wiederzusammenführung die Tagung anspornen will.
Neben Berichten zur bisher geleisteten Projektforschung beleuchten sieben Sektionen unterschiedliche Aspekte der Dresdner Residenz Augusts des Starken, so die Vorgeschichte und die Anknüpfungspunkte augusteischer Herrschaftsrepräsentation, die Herkunft der in den Zwinger- und Schlossplanungen rezipierten Typen und Formen, die Konzepte der Dresdner und sächsisch-polnischen Residenzlandschaften, die Tätigkeit der sächsischer und polnischer Hofarchitekten als Planungsakteure, die Repräsentationsstrategien in den Appartements des Dresdner Residenzschlosses und schließlich die Rolle der höfischen Sammlungen als materieller Manifestationen fürstlicher Omnipotenzvorstellungen.

Finanzierung: Fritz Thyssen Stiftung für Wissenschaftsförderung

Konzept und Organisation:
Prof. Dr. habil. Henrik Karge
Dr. Peter Heinrich Jahn
Juliane Beier M.A.
Drittmittel-Forschungsprojekt „Matthäus Daniel Pöppelmann (1662-1736): Die Schloss- und Zwingerplanungen für Dresden – Planen und Bauen im ,modus Romanusʻ“

Programm

Donnerstag, 9. November 2017
14:00-14:15 Begrüßung

14:15-15:00 Forschungsbericht I
Projektvorstellung, Forschungsproblematiken und Überlieferungsgeschichte
Juliane Beier (Dresden)

15:00-15:15 Kaffeepause

15:15-16:15 Sektion: Vorgeschichte und Kontinuitäten augusteischer Herrschaftsrepräsentation
(Moderation: Juliane Beier, Dresden)

Die Bauleistungen des kursächsischen Oberbauamtes unter Wolf Caspar von Klengel (1630-1691) und Johann Georg Starcke (ca. 1630-1695) in der Dresdner Residenz – Wegbereiter und „Opfer“ der programmatischen Baupolitik Augusts des Starken
Norbert Oelsner (Dresden)

Zwischen Mars und den Musen – Außenpolitik und Repräsentationsbedürfnis unter Johann Georg III. und Friedrich August I.
Alexander Querengässer (Leipzig)

16:15-16:30 Kaffeepause

16:30-17:30 Forschungsbericht II
Die Dresdner Zwinger- und Schlossplanungen als Planungsproblem
Peter Heinrich Jahn (Dresden)

17:30-18:00 Prolog zur Sektion: Typen- und Formengenese
Der Dresdner Zwinger und Berlin
Guido Hinterkeuser (Berlin)

19:00-20:00 Abendvortrag
Tradition und Konfession als Pöppelmanns Verhängnis. Die gescheiterten Neubauplanungen für das Dresdner Schloss und das Reformationsjubiläum von 1717
Matthias Müller (Mainz)

20.00 Empfang

Freitag, 10. November 2017
09:00-10:30 Sektion: Typen- und Formengenese I (Moderation: Stefan Schweizer, Düsseldorf)

Französische Vorbilder – graphische Vorlagen und architekturtheoretische Vorgaben um 1700
Thomas Wilke (Stuttgart)

Die Rezeption von Paul Deckers Stichwerk „Der fürstliche Baumeister“ in der Ornamentik des Dresdner Zwingers
Stefanie Leibetseder (Berlin)

Das Potsdamer Fortunaportal „im modus romanus“ der Pariser Académie Royale d’architecture. Ein preußisches Vorbild in der Genese des Dresdner Zwingers
Hans-Joachim Kuke (Berlin)

10:30-10:45 Kaffeepause

10:45-11:45 Sektion: Typen- und Formengenese II (Moderation: Stefan Schweizer, Düsseldorf)

„gewiß das größeste und schönste gebäu so in der welt zufinden“. Die Dresdner Schlossplanungen im Kontext der europäischen Escorial-Rezeption und der Rekonstruktionen des salomonischen Tempels
Henrik Karge (Dresden)

Die zentrale Hofloge im Dresdner Opernhaus am Zwinger von Alessandro und Girolamo Mauro 1719 – Herkunft, Nutzung, Typus
Hans Lange (München)

11:45-12:15 Kaffeepause

12:15-13:45 Sektion: Schlösser und Residenzen außerhalb Dresdens
(Moderation: Annette Cremer, Gießen)

Die Schlossplanungen Augusts des Starken – eine Stichwortliste neu interpretiert
Cordula Bischoff (Dresden)

Der Ring von Lustschlössern um die Residenzen in Dresden und Warschau – deren textile und bildliche Raumausstattungen
Margitta Hensel (Dresden)

Residenzarchitektur in Sachsen und in Polen-Litauen um 1700 im Spiegel europäischer Reiseberichte
Martin Munke (Dresden)

13:45-15:00 Mittagspause

15:00-16:00 Sektion: Ausgriff in die Dresdner Neustadt: Das Holländische bzw. Japanische Palais
(Moderation: Peter Heinrich Jahn, Dresden)

Das Holländische Palais von Matthäus Daniel Pöppelmann – ein Kaiserpalast en miniature
Stefan Hertzig (Dresden)

Das Japanische Palais in Dresden und die augusteische Repräsentation
Kristina Friedrichs (Dresden/Würzburg)

16:00-16:30 Kaffeepause

16:30-18:00 Sektion: Hofarchitekten in Sachsen und Polen
(Moderation: Elisabeth Tiller, Dresden)

Das Sächsische Oberbauamt vom Ende des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tod Augusts des Starken. Stellenprofile der Amtsträger zwischen Planung, Bauausführung und Bauadministration
Anna-Victoria Bognár (Stuttgart)

Die ersten Residenzplanungen Augusts des Starken: Karchers Erweiterungsprojekt für das Warschauer Königsschloss
Stephan Reinert (Saarbrücken/Dresden)

Das Warschauer Architektenmilieu zur Zeit Augusts des Starken
Jakub Sito (Warschau)

18.30-19.30 Vereinssitzung des Rudolstädter Arbeitskreises [nur für Mitglieder]

20:00 gemeinsames Abendessen der Referenten inkl. RAR-Mitglieder

Samstag, 11. November 2017
09:00-10:30 Sektion: Herrschaftsappartements im Dresdner Residenzschloss I
(Moderation: Stephan Hoppe, München)

Die Paradezimmer der Repräsentations- und Festetage des Dresdner Residenzschlosses, 1718/19. Funktion – Ausstattung – Verortung
Andrea Sander und Hans-Christoph Walther (Dresden)

Das Dresdner königlich-kurfürstliche Paradeappartement von 1719 im europäischen Kontext
Ulrike Seeger (Stuttgart)

Die fürstlichen Appartements Christiane Eberhardines im Dresdner Residenzschloss: Funktion, Lage, Ausstattung
Silke Herz (Dresden)

10:30-10:45 Kaffeepause

10:45-12:15 Sektion: Herrschaftsappartements im Dresdner Residenzschloss II
(Moderation: Stephan Hoppe, München)

Das Paradeappartement Augusts des Starken von 1719 im Dresdner Residenzschloss – textile Ausstattung und Zeremoniell
Sabine Schneider (Leipzig)

Die Gemäldeausstattung der Paraderäume im Dresdener Residenzschloss – Vorbilder und Rezeption
Ute Christina Koch (Münster)

Die mobile Ausstattung des Dresdner Paradeappartements im Spannungsfeld der Einrichtungskonventionen fürstlicher Paraderäume im Heiligen Römischen Reich
Christiane Ernek-van der Goes (Dresden)

12:15-12:45 Kaffeepause

12:45-14:15 Sektion: Aspekte höfischen Sammlungswesens (Moderation: Martin Eberle, Gotha)

Kunstwerke der Natur. Die Mineralien- und Petrefactengalerie im Zwinger
Mariann Juha (München)

6.000 Säulen, 50.000 Taler und eine ganze Tora. Bekanntes und (viel mehr) Unbekanntes zum 'Juden-Kabinett' im Wallpavillon des Zwingers
Michael Korey (Dresden)

A tale of two courts: The Thron des Grossmoguls as foil to the Dresden court of August the Strong
Dror Wahrman (Jerusalem)

14:15-14:45 Resümee und Abschlussdiskussion

Kontakt

Juliane Beier

TU Dresden, Philosophische Fakultät, Institut für Kunst- und Musikwissenschaft, 01062 Dresden

juliane.beier@tu-dresden.de


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Deutsch
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