Gründungstagung des Arbeitskreises ‚Philosophie, Theologie und Religion‘

Gründungstagung des Arbeitskreises ‚Philosophie, Theologie und Religion‘

Organizer
Gesellschaft für Antike Philosophie
Venue
Location
Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Country
Germany
From - Until
23.11.2018 - 24.11.2018
Website
By
Diego De Brasi

Das Verhältnis zwischen Philosophie und Religion ist über die Jahrhunderte unterschiedlich gedeutet worden: Während einige Philosophen eine strikte Trennung beider Bereiche behaupten bzw. auf den unüberwindbaren Widerspruch hinweisen, der zwischen beiden Disziplinen besteht, sehen andere Interpreten die Möglichkeit einer harmonischen Zusammenführung der zwei Elemente, nicht zuletzt in Gestalt einer philosophischen Theologie, weil auf diese Weise eine gewisse Einheit von Philosophie und Religion darstellbar wird, weil beide sich aufeinander bezogenen Sinnebenen widmen (philosophia ancilla theologiae) .
Diese Deutungsmöglichkeiten sind auch in der Antike virulent, wobei das Verhältnis von Philosophie und Religion sich in dieser Epoche nicht ohne weiteres schematisieren lässt. In der Tat ist dieses Verhältnis in der Antike nicht leicht zu fassen. So lässt sich im Allgemeinen feststellen, dass eine Kritik an traditionellen Göttern oft mit bestimmten kultischen Aspekten einhergeht (vgl. Musenheiligtum in Philosophenschule). Bei Platon (insb. im Timaios und in den Nomoi) finden sich zudem Passagen, die auf eine Integration ‚populärreligiöser‘ Aspekte in eine philosophische Religion oder eine philosophische Theologie schließen lassen. Dagegen führen manche philosophische Schulen der Antike (z.B. Epikureismus) eine stark antireligiöse Polemik durch und verbinden diese gleichzeitig mit dem Versuch, die populärreligiösen Kulte durch eine ‚philosophische Religion‘ zu ersetzen. Insgesamt scheinen die Grenzen zwischen Philosophie und Religion, aber auch Theologie oft fließend zu sein. Nicht nur kann ein wechselseitiger Einfluss dieser Bereiche aufeinander festgestellt werden: Erst die gegenseitige Wahrnehmung und die Reflexion der konstitutiven Merkmale des jeweils anderen Bereichs ermöglichen eine sich immer neu entfaltende Definition der eigenen philosophischen bzw. religiösen Identität. Daher hat das Wechselverhältnis von philosophischer und religiöser Selbstvergewisserung nicht nur historische, sondern auch eminent systematische Bedeutung. Ein besonderes Beispiel dieser steten gegenseitigen Auseinandersetzung und Anpassung stellt der kaiserzeitliche und spätantike Platonismus mit seinen (mehr oder minder) engen Verbindungen zu religiös geprägten Strömungen (Gnosis, Hermetismus, Chaldäische Orakel) dar. Zugleich setzt sich der spätantike Platonismus eingehend mit dem aufkommenden Christentum auseinander: Diese Auseinandersetzung mündete zum einen in eine heftige gegenseitige Kritik, führte zum anderen aber auch zu einer religiösen Umfunktionierung philosophischer und theologischer Denkmuster und Reflexionen seitens der christlichen Autoren.

Programm

Freitag, 23.11.
14:00-14:15
Einführung durch die Veranstalter
14:15-15:00
Christian Schäfer (Bamberg)
Die antike Gebetstheorie und die Philosophen
15:00-15:45
Ermylos Plevrakis (Tübingen):
Die Theologie des Aristoteles. Zwischen Philosophie und Religion
15:45-16:00
Pause
16:00-16:45
Friedemann Drews (Münster):
Die platonische Ontologie der Teilhabe und ihr Potential für den
interreligiösen Dialog am Beispiel von Proklos und Dionysius Areopagita
16:45-17:30
Tammo Mintken (Eichstätt):
Platons rationale Theologie als Kritik der Religion und anderer
Scheinsicherheiten
17:30-17:45
Pause
17:45-18:30
Christopher Diez (Erlangen):
Kult in der Krise? Religion und Philosophie in Ciceros ‚De natura Deorum‘
18:30-19:30
Pause
19:30-20:00
Dietmar Wyrwa (Berlin)
Buchpräsentation Ueberweg Antike Bd. 5
20:00-21:00
Markus Enders (Freiburg)
„Der Gott dürfte für uns am ehesten das Maß aller Dinge sein [...].“ (Plat., Nom.
716 c4f.) Zur Entdeckung und Bestimmung der inhaltlichen Normativität des
Gottesbegriffs im mythischen und im philosophischen Denken der Griechen
21:00
Gemeinsames Abendessen
Samstag, 24.11.
09:00-09:45
Ilinka Tanaseanu-Döbler (Göttingen):
Göttliche Epiphanien bei Jamblich und Proklos
09:45-10:30
Matthias Perkams (Jena)
Christliche Religion und Philosophie. Ihr Verhältnis laut Origenes
10:30-10:45
Pause
10:45-11:30
Wiebke-Marie Stock (Bonn/Notre Dame):
Die Internalisierung der Religion in Plotins ‚Enneaden‘
11:30
Schlusswort

Contact (announcement)

Diego De Brasi

Philipps-Universität Marburg, IKSL, Klassische Philologie/Gräzistik
Wilhelm-Röpke-Str. 6D, 35039 Marburg

debrasi@uni-marburg.de