Als Gatekeeper werden Agenturen bezeichnet, die über Ein- und Ausschlüsse entscheiden und damit die Zirkulation von Informationen, Dingen und Subjekten regulieren. Damit kommt ihnen eine gesteigerte Handlungsmacht zu, die sich jedoch häufig der Beobachtbarkeit entzieht. So werden Entscheidungen von Nebenfiguren getroffen oder auf schwer identifizierbare Akteure verteilt, in Hinterzimmern oder innerhalb technischer Blackboxes gefällt.

Der Mitte des 20. Jahrhunderts von Lewin und White geprägte Begriff des ›Gatekeeping‹ wurde bislang vor allem im Rahmen der Informations- und Kommunikationswissenschaften sowie in sozialwissenschaftlicher Perspektive verwendet. Virulent ist der Begriff insbesondere in der journalistischen Nachrichtenforschung, aktuell im Blick auf Kommunikation und kollektives Gatekeeping im Netz. Demgegenüber will die Konferenz Gatekeeping erstmals aus einer dezidiert medienkulturwissenschaftlichen Perspektive beleuchten und dabei die Materialität und Operativität dieser vernetzten Medientechnologie ins Zentrum rücken: Gatekeeping wird dann als medialer Komplex der Zugangskontrolle verstehbar, an dem menschliche Akteure, materielle Architekturen und Computerprogramme (Codes und Algorithmen) gleichermaßen beteiligt sind.

Indem die Konferenz mit ihrem Blick auf menschliche, materielle und elektronische Gatekeeper verschiedene Disziplinen und Kontexte miteinander ins Gespräch bringt, geht sie den strukturellen Gemeinsamkeiten des Gatekeepings als professioneller Praxis und medialer Operation ebenso nach wie den spezifischen Eigenheiten konkret situierter Gatekeeping-Konstellationen. Welchen Selektionskriterien und Machtrelationen unterliegen Prozesse des Ein- und Ausschlusses und was für Konsequenzen generieren sie? In welchem Verhältnis stehen Gate und Keeper sowie Ein- und Ausgang zueinander? Was geschieht, wenn Gatekeeper versagen? Und wer kontrolliert die Kontrolleure?