La Curie romaine et la France, 3ème rencontre de la Gallia Pontificia

La Curie romaine et la France, 3ème rencontre de la Gallia Pontificia

Organizer(s)
Deutsches Historisches Institut Paris, École nationale des chartes
Location
Paris
Country
France
From - Until
10.09.2003 -
Conf. Website
By
Rolf Große, DHI Paris

Zum dritten Mal nach 1999 und 2001 trafen sich die Mitarbeiter der Gallia Pontificia und ein interessiertes Fachpublikum in Paris zu einem Studientag, der etwa dreißig Teilnehmer zählte. Im Anschluß an die Eröffnung durch Anita GUERREAU-JALABERT, die Direktorin der École nationale des chartes, und Werner PARAVICINI, den Direktor des Deutschen Historischen Instituts Paris, richtete Rolf GROSSE (Paris) in seiner Einführung zunächst ein Wort des Dankes an Bernard Barbiche, der seitens des École an der Vorbereitung der Tagung mitgewirkt hatte. Neben einem Bericht über den von ihm bearbeiteten Band 10 der "Papsturkunden in Frankreich" unterstrich er den Wert des umfangreichen Apparats der Gallia Pontificia, der im DHI Paris aufbewahrt wird und mit dessen Inventarisierung er begonnen hat. Die Materialien enthalten nicht nur Aufzeichnungen zu den Papsturkunden, sondern auch zu Kaiser- und Königsdiplomen, so daß seine Durchsicht gerade für die Monumenta lohnenswert sein könnte. Ferner regte er an, die Veröffentlichungen des Göttinger Papsturkunden-Werkes nach dem Vorbild der MGH und der Regesta Imperii künftig auch in elektronischer Form zugänglich zu machen.

- Ludwig FALKENSTEIN (Aachen): Lettres et privilèges pontificaux perdus adressés aux archevêques de Reims (XIe-XIIe siècles), stellte päpstliche Urkunden und Schreiben vor, die die Wahl der Reimser Erzbischöfe bestätigen, ihnen das Pallium verleihen oder sie zu päpstlichen Legaten ernennen. Als Grund dafür, daß solche Dokumente, wenn überhaupt, fast ausschließlich in Briefsammlungen überliefert sind, vermutete er neben dem Spolienrecht den Brand, der am 25. März 1423 die Residenz der Erzbischöfe mit dem Archiv an der Porte de Mars heimsuchte.
- Laurent MORELLE (Paris): Les actes pontificaux pour l'abbaye de Saint-Bertin: premier bilan, unterstrich, daß für keine geistliche Institution der Diözese Thérouanne die Beziehungen zum Papsttum so gut dokumentiert sind wie für das Kloster Saint-Bertin. Insgesamt ist mit ungefähr 100 Stücken zu rechnen, zu denen auch Quittungen über die Zahlung des apostolischen Zinses gehören. Besonders dicht ist die Überlieferung zur Frage der Unterstellung von Saint-Bertin unter Cluny.
- Jean-Luc EICHENLAUB (Colmar): Les travaux d'Albert Brackmann sur les actes pontificaux de l'ancien diocèse de Bâle (partie alsacienne) (Text verlesen von B. Barbiche), berichtete über die handschriftlichen Aufzeichnungen und Vorarbeiten Albert Brackmanns für Band II/2 der Germania Pontificia. Sie werden im Göttinger Apparat der Pius-Stiftung aufbewahrt.
- Jean-Daniel MOREROD (Neuchâtel): Une lecture publique d'anciens privilèges pontificaux à Neuchâtel au XVe siècle, fragte nach dem Wert, den die älteren Papsturkunden in späteren Zeiten besaßen. In diesem Zusammenhang zeigte er nicht nur, daß sich das Kapitel von Neuchâtel noch im Jahre 1455 bei einer juristischen Auseinandersetzung zweier (vor 1198 ausgestellter) Papsturkunden bediente, um die eigene Position zu untermauern, sondern vermochte auch darzulegen, daß sich, zumindest für die Diözese Lausanne, die Überlieferungslage früh- und hochmittelalterlicher Papsturkunden seit dem 15./16. Jahrhundert nicht wesentlich verschlechtert hat.
- Peter LANDAU (München): Collections canoniques françaises du XIIe siècle, erinnerte daran, daß das Decretum Gratiani zu einem großen Teil auf kanonistischen Texten aus Chartres beruht, und gab dann einen Abriß der wichtigsten in Frankreich entstandenen Sammlungen bis zum Ende des 12. Jahrhunderts, als die anglo-normannische Schule maßgebend wurde.
- Gisela DROSSBACH (München): Die Collectio Francofurtana und ihre Bedeutung für den französischen Raum, sprach über ihre Arbeit an dieser nach dem Dekret Gratians größten Dekretalensammlung. Sie wurde in den Jahren 1181/82 abgeschlossen und birgt wertvolles Material für eine ganze Reihe zeitgenössischer Rechtsprozesse, etwa den des Thomas Beckett. Zwar überwiegt in ihr die Anzahl der nach England ergangenen Dekretalen, doch ist der Anteil der an französische Empfänger gerichteten Briefe prozentual höher als in den von Walther Holtzmann zusammengestellten "Decretales ineditae".
- Bernard DE VREGILLE sj (Lyon): _Aux origines de l'exemption du chapitre de Saint-Hilaire de Poitiers, zeigte, daß es sich bei den Exemtionsprivilegien Gregors VII. (JL 4863) und Innocenz' II. (ed. Wiederhold VI Nr. 10) um Spurien handelt. Erst Urban IV. gewährte dem Kapitel im 13. Jahrhundert die Libertas Romana.
- Michel RUBELLIN (Lyon): La papauté et le diocèse de Lyon (IXe-XIIe siècle): première approche, wies auf die weite Ausdehnung der Diözese hin, die zu Beginn des 13. Jahrhunderts ungefähr 800 Pfarreien umfaßte. Seit dem 11. Jahrhundert gehörte sie ganz, später in großen Teilen zum Reich. Während die Beziehungen zur Kurie vom 9. bis zur Mitte des 11. Jahrhunderts ausweislich der diplomatischen Zeugnisse eher locker waren, intensivierten sie sich im Zuge der Gregorianischen Reform, als Hugo von Die das erzbischöfliche Amt innehatte.
- Denyse RICHE (Lyon): La papauté et les monastères du diocèse de Lyon (IXe-XIIe siècle), gelangte für die Klöster des Bistums Lyon zu einem ähnlichen Ergebnis: Trotz ihrer hohen Anzahl sind bis zur Mitte des 11. Jahrhunderts insgesamt nur neun Papsturkunden überliefert, denen dann bis zum Pontifikatsantritt Innocenz' III. immerhin 97 Stücke folgen sollten. Auffällig ist die geringe Zahl für die Abteien in Lyon selbst.
- Beate SCHILLING (München): Grégoire VII et la Libertas Romana de l'église Saint-Barnard (Romans), behandelte den Konflikt zwischen den Erzbischöfen von Vienne und dem Stift Saint-Barnard de Romans. Die Kanoniker beanspruchten die Libertas Romana, die Leo IX. ihnen 1050 verliehen hatte, doch besaß sie zu jenem Zeitpunkt offenbar noch nicht dieselbe Bedeutung wie unter Gregor VII.
- Ursula VONES-LIEBENSTEIN (Köln): La formation de la province ecclésiastique de Narbonne. Un premier aperçu, verfolgte die bewegte Geschichte dieser Region. Die Entstehung und der Ausgang des Westgotenreichs, das von Franken einerseits, von muslimischen Arabern und Berbern andererseits zu Fall gebracht wurde, führte zu wiederholten Veränderungen der kirchlichen Landkarte, deren gravierendste die dreihundertjährige Unterstellung der fünf katalanischen Bistümer unter die südfranzösische Metropole war. Als Reaktion auf deren Verlust Ende des 11. Jahrhunderts versuchte Narbonne, eine Primatialstellung über die ganze Narbonnensis, das heißt auch über Arles, zu gewinnen, scheiterte damit jedoch nach ersten Erfolgen.
- Ludwig VONES (Köln): Problèmes concernant le développement de la province ecclésiastique de Tarragone (jusqu'à 1198), widmete seinen Vortrag einem Thema aus dem Bereich der Iberia Pontificia und legte die besonderen Probleme dar, die auf der Iberischen Halbinsel für die Kirchenprovinz Tarragona nach der arabischen Eroberung auftraten. Dabei handelte es sich um: 1. die Unterstellung eines Teils der Kirchenprovinz unter die septimanische Metropole Narbonne, solange sich der eigentliche Metropolitansitz noch unter maurischer Herrschaft befand; 2. die verschiedenen Versuche, Tarragona trotz maurischer Besetzung wiederzuerrichten, und die jeweiligen politischen und kirchenpolitischen Hintergründe; 3. die Auseinandersetzungen um die Zuordnung dieser Suffragane, sobald Tarragona gegen Ende des 11. Jahrhunderts wieder zurückerobert worden war und einer Wiedererrichtung nichts mehr im Wege stand.

In seinem Schlußwort griff Bernard BARBICHE (Paris) eine Anregung der Direktorin der École des chartes auf und schlug vor, die Table ronde zur Gallia Pontificia künftig abwechselnd im DHI Paris und der École zu veranstalten.
Eine Drucklegung der Beiträge ist nicht beabsichtigt.

Contact (announcement)

Für weitere Informationen steht Priv.-Doz. Dr. Rolf Große, DHI Paris, zur Verfügung (rgrosse@dhi-paris.fr).


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