Bereits im Jahr 2018 formulierte Thomas Müller-Bahlke, Direktor der Franckeschen Stiftungen: „Unstrittig ist, dass Mobilität und Reisetätigkeit zum Bedingungsfeld einer Reformbewegung gehörten, die den Anspruch erhob, weltweit ausstrahlen und wirken zu wollen.“ Die gemeinte Reformbewegung ist der Pietismus, der Anlass der Aussage war die damalige Jahresausstellung der Franckeschen Stiftungen über Reisen von Pietisten „Durch die Welt im Auftrag des Herrn“.1 Im DFG-geförderten VI. Internationalen Kongress für Pietismusforschung wirkte der durch die Ausstellung gesetzte Impuls, Reisen und Mobilität im Pietismus umfassend zu untersuchen fort; die Perspektivierung war dabei mit „Reisen und Religion im langen 18. Jahrhundert“ jedoch offener angelegt und ermöglichte die Einbettung pietistischer Reisetätigkeit in einen breiten (inter-)religiösen Kontext.
Nachdem aufgrund der COVID-19-Pandemie in den vorhergehenden Monaten wissenschaftliche Tagungen vorwiegend in digitaler Form stattgefunden hatten, reisten viele der Teilnehmenden erstmals wieder leibhaftig zu einer Tagung. Den etwa 150 Anwesenden wurde ein umfangreiches viertägiges Programm mit sieben Hauptvorträgen, 66 Vorträgen in 14 Sektionen und ergänzenden Rahmenveranstaltungen geboten. Einige der Sektionen behandelten Reisen und Mobilität in unterschiedlichen Weltgegenden: Europa (H) und speziell Skandinavien (D), Asien (I) und Amerika (L). In weiteren Sektionen wurde über praktische und organisatorische Aspekte von Mobilität und Reisen debattiert, darunter Reglementierung von Mobilität (E), Materialität und Logistik von Reisen (F, G) sowie Nachbereitung und Verwertung (B). Besonderen Anlässen und Reiseformen waren mit Forschungs- (C), Bildungs- (O) und Herrnhuter Seereisen (N) drei Sektionen gewidmet. Weitere Themen waren kategoriale Geschlechterdifferenzen (A), (Zwangs-)Migration in der Literatur (M) wie auch die Frage nach Wirklichkeit und Imagination beim Reisen (K). Aus dem umfangreichen Programm können im Folgenden aus praktischen Gründen nicht alle Vorträge behandelt werden; die Autoren unterstreichen, dass das Fehlen von einzelnen Vorträgen in diesem Tagungsbericht keine inhaltliche Wertung bedeutet.2
Hauptvorträge
Den Eröffnungsvortrag der Tagung hielt AXEL E. WALTER (Eutin/Vilnius). Gegenstand des Vortrags waren konfessionelle Elemente in Reiseführern der Frühen Neuzeit. Der Buchmarkt des 17. und 18. Jahrhunderts kannte sowohl aus einer konfessionellen Sicht verfasste als auch allgemein und neutral gehaltene Reiseführer. Über profanes Reisewissen wie Streckenlängen und Unterkunftsmöglichkeiten hinaus, informierten die Ratgeber über Sehenswürdigkeiten und regionale Besonderheiten. Vermutlich aus ökonomischen Abwägungen heraus wurden mitunter konfessionelle Wertungen und Ansichten für Neuauflagen beziehungsweise Kompilationen gestrichen oder konfessionskonform ausgetauscht. In der Gegenüberstellung von Beschreibungen Turins und des berühmten Turiner Grabtuches in gängigen Apodemiken und zeitgenössischen Reiseberichten adliger Besucher der Stadt konnte Walter beispielhaft die Intertextualität dieser Genres aufdecken.
Im Zentrum des Vortrags von PETER YODER (Montreat, NC, USA) standen die Predigten des hallischen Theologen August Hermann Francke. Yoder konzentrierte sich auf die Bedeutung, die der Erzvater Abraham in Franckes Predigten einnimmt. In diesem Zusammenhang machte er auf die Grundsätze frühneuzeitlicher Bibelhermeneutik aufmerksam, nach denen die alttestamentlichen Verheißungen Abrahams auf Christus bezogen werden. Daneben betonte Yoder die sakramentale Bedeutung des alttestamentlichen Bundesgedankens, der schon bei Luther im Sinne der Taufe gedeutet wird. Darüber hinaus verwies Yoder auf die Rolle, die der Patriarch Abraham für europäische Aussiedler besaß. Abraham fungierte hierbei als Beispiel und Paradigma des Reisens und Lebens in der Fremde. Damit stellte er eine Identifikationsfigur sowohl für afroamerikanische Versklavte als auch für Einwanderer europäischer Abstammung dar.
JENNY HAASE (Halle) richtete den Fokus auf den Austausch und die Kontakte zwischen jesuitischen Missionaren und der indigenen Bevölkerung Südamerikas. Ein besonderes Augenmerk lag auf dem Verhältnis zwischen der katholischen Mission und den Ansichten neuzeitlicher Naturkunde. Ins Zentrum der Analyse rückte sie insbesondere das Werk des Paters Joseph Gomillas „El Orinoco Ilustrado“ (erste Ausgabe 1741, Neuauflage 1745). Am Beispiel von Gomilla zeigte Haase, wie die Missionare indigenes Naturwissen rezipierten und ihrerseits naturwissenschaftliche Erkenntnisse in die Mission einbrachten. Darüber hinaus wurde deutlich, wie stark die Jesuiten die neu einsetzende Wissensproduktion in Lateinamerika dominierten und naturwissenschaftliche Überlegungen aus pragmatischem Interesse gebrauchten.
Der Vortrag von JULIAN STRUBE (Wien) handelte von dem bengalischen Gelehrten Rammohan Roy und dessen Anteil an der Entstehung der vergleichenden Religionswissenschaft als akademisches Fach. Mit der Untersuchung der agency des global vernetzten und reisenden Initiators der sogenannten Bengalischen Renaissance strebte Strube nach einer fruchtbaren Verkomplizierung und kolonialen Erweiterung der Ursprungserzählung der modernen Religionsgeschichte. Strubes Darstellung der Bemühungen Roys um eine Universalreligion, seiner Publikationstätigkeit, wie auch der Bedeutung seiner Europareise machten dabei die globale und insbesondere koloniale Tradition der vergleichenden Religionsgeschichte sichtbar.
PAUL PEUCKER (Bethlehem, PA, USA) zeichnete die Entwicklung der Herrnhuter Brüdergemeine zu einer äußert mobilen Gemeinschaft nach, welche regelrecht ein Pilger- und Diasporaideal lebte. 1732 begann die globale Mission der Herrnhuter, ebenso wie nun auch Tochtergemeinen und Kolonisationsprojekte geplant wurden. Peucker betonte dabei besonders den Anteil philadelphischer Ideen, welche innerhalb der Herrnhuter Brüdergemeine wirkten. Im Bereich der Mission zeigte sich dies etwa darin, dass es im Gegensatz zur Dänisch-Englisch-Hallischen Mission keine konfessionellen Taufen gab, sondern die konfessionsfreie Taufe der sogenannten Erstlinge eine eschatologisch motivierte Sammlung „der wahren Gläubigen“ nach philadelphischer Lesart darstellte. Wie in der anschließenden Diskussion festgehalten wurde, handelte es sich bei der Mobilität und Kommunikationsfähigkeit über weite Strecken aber nicht um ein Alleinstellungsmerkmal der Herrnhuter Brüdergemeine innerhalb des pietistischen Spektrums.
JUDITH BECKER (Berlin) thematisierte die Dichotomien von ‚Mann‘ und ‚Frau‘ sowie ‚Eigenem‘ und ‚Anderem‘ innerhalb der Basler Indienmission. Anhand der Missionarsehefrau Pauline Backmeister und Lakshmi, Gattin des Konvertiten Hermann Condinia, verdeutlichte Becker die Diskrepanz zwischen den Frauenbildern der Missionsleitung in Europa und den Gegebenheiten im indischen Missionsalltag. Backmeister gelang der Ausbruch aus der zugedachten Rolle, womit sie sich Handlungsspielraum für ein selbstständiges Wirken in der Mission erstritt. Der Ehestreit zwischen Condinia und der sich der Bekehrung verweigernden Lakshmi wurde, trotz abweichender Berichte aus Indien, in den europäischen Missionsberichten gespickt mit Stereotypen über hinduistische Frauen und Herabsetzungen der Beteiligten verzerrt dargestellt. Ungeachtet der Realität und Erfordernisse in Mangalore versuchte die Missionsleitung, ihre Vorstellungen zu reproduzieren.
KATHARINA WILKENS (Leipzig) richtete mit ihrem Vortrag die Aufmerksamkeit auf eine interreligiöse Reise in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Den Pilgerbericht Ahmad ibn Tuwayr al-Jannas untersuchte Wilkens im Kontext der westafrikanischen Reisekultur und interkultureller Begegnung. Der Bericht von der mehrjährigen Haddsch des bekannten Sufi-Gelehrten von Ouadane nach Mekka und zurück bedient demnach nicht nur ein gängiges Genre religiöser Narration, sondern gewährt auch einen ambivalenten Blick auf die europäischen Mächte im zunehmend kolonialisierten Nordafrika. Neben der Darstellung der spirituellen Landschaft entlang der Strecke und der Profilierung Ahmads als gefragter Persönlichkeit bietet die Reisebeschreibung besonderen Einblick in die Praxis sufischen Reisens in Afrika. Die beschriebenen Kulturbegegnungen im Mittelmeerraum bergen nach Wilkens dagegen eine wertvolle außereuropäische Perspektive auf die kolonialen Kontaktzonen, welche es in anderen Reiseberichten noch zu erforschen gilt.
Sektionen
Zum Auftakt der Sektion A wiesen JULIA SCHMIDT-FUNKE (Leipzig) und XENIA VON TIPPELSKIRCH (Berlin/Tübingen) das Thema Reisen als lohnendes Feld der Geschlechterforschung aus, wobei sie mit Companionship, Privatheit und Intersektionalität drei aktuelle Forschungsschwerpunkte umrissen. Lohnende Auskunft über Differenzkategorien berge die Frage nach moralischen Normen auf Reisen, welche Dank der reichhaltigen Quellenlage aus (pietistisch-)frommen Kreisen erforscht werde. JAN-HENDRIK EVERS (Marburg) sprach über das Rollenbild nach Nordamerika reisender Frauen im Spiegel der Selbstzeugnisse hallischer Pastoren. Er zog das Fazit, dass, wenn Frauen in diesen Quellen überhaupt thematisiert werden, ein negatives Bild von ihnen gezeichnet wird. Besonders allein reisende Frauen seien skeptisch betrachtet worden. Eine grundsätzliche Frauenfeindlichkeit sei aber nicht zu erkennen. Anhand der Reiseberichte der Ehepaare Borck und Horn untersuchte JESSICA CRONSHAGEN (Oldenburg) Geschlechterthematisierungen in der herrnhutischen Surinammission um 1800. Einblick in bestehende Geschlechterrollen boten, so Cronshagen, zumeist kritische Situationen, in denen die gewohnte Ordnung bedroht gewesen sei. Hier wich die implizite Inszenierung von Männlichkeit einer expliziten Zuweisung von männlichen und weiblichen Merkmalen an die Reisenden.
Bereits eine der im Tagungsprogramm ersten Sektionen, Sektion B, hatte die Nachbereitung und Verwertung von Reisen zum Inhalt. SUSANNE LANG (Darmstadt) ging auf das Dilemma von Künstlern ein, die Illustrationen zu Reisebeschreibungen erstellen mussten, aber keine reisenden Künstlern waren, die das Darzustellende aus eigener Anschauung kannten. Bei der Zitierung von älteren Bildern sei es so zu einer „Europäisierung“ von Vorlagen gekommen und Bilder somit Teil des wissenschaftlichen Diskurses geworden. MARTINA NARMAN (Bern, Schweiz) nahm die Reisen und Reiseberichte von Emilie Loyson-Meriman in den Blick. Loyson-Merimans Reisen, auf denen sie in Kontakt zu zahlreichen Andersgläubigen kam, hätten einen Einfluss auf ihre religiöse Entwicklung gehabt, die sich in interreligiösem Engagement und Bemühungen zur Versöhnung der Religionen niederschlug. Die Puritanerin konvertierte gar zum Katholizismus und setzte sich für eine Wiedervereinigung der Kirchen hin zu einer „universalen Gemeinschaft der Gläubigen“ ein. PAULA GÖBEL-LANGE (Halle) demonstrierte anhand von Reisebeschreibungen aus dem Bestand der Franckeschen Stiftungen, wie August Hermann Niemeyer das Reisen für die Ausübungen seiner Ämter und Rollen nutzte, etwa zum Ausbau seines Netzwerkes. Als Pädagoge interessierte er sich unterwegs besonders für Schulen.
Sektion C thematisierte Forschungsreisen während des 18. Jahrhunderts und ihre Effekte auf die Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse. TATJANA FEKLOVA (St. Petersburg) beschäftigte sich in ihrem Vortrag mit Expeditionen, die von der Akademie der Wissenschaften in Russland gefördert wurden und insbesondere mit den Gesetzesreformen der russischen Regierung im 18. Jahrhundert sowie deren Auswirkungen auf das Verwaltungssystem der Akademie. OLGA TRUFANOVA (München) hingegen warf einen Blick auf die veränderten Ernährungspraktiken infolge der zweiten Kamtschatka-Expedition (1733–1743). Durch die Beschreibung der sibirischen Diät wurde diese lokale Esskultur neu bewertet, womit sie Bedeutung für die Integration der sibirischen Völker in das russische Reich gewann. In ihrem Vortrag widmete sich YVONNE KLEINMANN (Halle) der Darstellung der einheimischen Religion während der zweiten Kamtschatka-Expedition in den Reiseberichten einiger europäischer Teilnehmer, zum Beispiel von Gerhard Friedrich Müller, in denen der indigene Glaube aus einem protestantischen Blickwinkel betrachtet wurde. JULIA HERZBERG (München) sprach über die Rolle der Russischen Akademie der Wissenschaften für den Wandel in der in der Wahrnehmung von Kälte. Das 1739 in Sankt Petersburg errichtete Eishaus galt als experimentum physicum, in welchem die im Zuge von Forschungsexpeditionen gesammelten Kenntnisse einem breiten Publikum zugänglich gemacht wurden. Der folgende Vortrag hatte hingegen die Reisen der Herrnhuter in die europäische Arktis, Grönland, Lappland und Island zum Thema. JOHANNA KODZIK (Paris) stellte Reiseberichte in den Mittelpunkt, die zu Objekten kultureller Wissensvermittlung bei europäischen Lesern wurden. Der Vortrag von SÜNNE JUTERCZENKA (Göttingen) richtete das Augenmerk auf Reiseberichte als Erbauungsliteratur und die aktive Rolle der Rezipienten bei der Lektüre. Dabei fragte Juterczenka nach dem Persistieren besonderer Glorifizierungsmodelle, wie etwa im Fall des britischen Seefahrers James Cook, dessen Tod als eine Art von Martyrium präsentiert wurde. Dass Natur- und Missionsgeschichte als untrennbar miteinander verschränkte Gattungen betrachtet wurden, zeigte der Vortrag von MICHAEL LEEMAN (Göttingen). Er beleuchtete die Praxis des Schreibens einerseits als Vehikel zur Vertiefung existenzieller beziehungsweise religiöser Erfahrungen bei den Herrnhuter Gemeinden. Durch das Verfassen von Reiseberichten stieg andererseits auch die Verfügbarkeit des im Laufe der Missionsreisen gespeicherten naturkundlichen Wissens. Besonders auffallend ist die Aufarbeitung eigener Erfahrungen in der Historie Grönlands von David Cranz und in der Geschichte der Herrnhuter Mission auf den dänischen Westindischen Inseln von Christian Georg Andreas Oldendorp. Dem Reisen zu Fuß als wichtige Praktik des 18. Jahrhunderts widmete sich der Vortrag von JANA KITTELMANN (Halle). In den Berichten einer Wanderung aus Deutschland in die Schweiz setzte sich Johann Georg Sulzer, welcher der visuellen Erfahrbarkeit der Natur besonderen Nachdruck verlieh, mit solcher Art Reisen auseinander, was dann auch in der pietistisch geprägten Dichtung rezipiert wurde.
Sektion D widmete sich Skandinavien als geographischem Raum pietistischen Reisens im 18. Jahrhundert, wobei die Vortragenden einen Schwerpunkt auf das Wirken von Herrnhutern in Schweden und Dänemark legten. HANNE SANDERS (Lund, Schweden) wie auch PER VON WACHENFELDT und MARTIN ÅBERG (beide Göteborg) umrissen in ihren Beiträgen die große Bedeutung von Mobilität im Rahmen der Herrnhuter Diasporaarbeit im skandinavischen Raum. SIGRID NIELSBY CHRISTENSEN (Kopenhagen) dagegen beleuchtete die Praxis der Losungen innerhalb der frühen Herrnhuter Gemeine in Kopenhagen als „journey to absolution“. Ausschlaggebend für die Verwendung der Losungen waren demnach der kurze Aufenthalt von Christian David sowie das „Tractat om de 8te Saligheder“, welches trotz eines Verbots in frommen Kreisen zirkulierte. Die metaphorische Reise zur Seligkeit stand auch in der Projektvorstellung von CHRISTER AHLBERGER (Göteborg) und PHILIPP TÖGEL (Bochum) im Zentrum. Mithilfe der Methoden der Digital Humanities sollen narrative Strukturen aus den überlieferten Lebensläufen von Herrnhuter:innen und den tatsächlich bekannten biographischen Stationen verknüpft und unter Zuziehung der cognitive theory Aussagekraft über die verwandten (Reise-)Metaphern gewonnen werden.
Konferenzübersicht:
Eröffnungsvortrag
Axel E. Walter (Eutin/Vilnius, Litauen): Konfessionelle Reiseführer der Frühen Neuzeit
Hauptvorträge, 29. August
Moderation: Daniel Cyranka
Peter Yoder (Montreat, NC, USA): Encountering Exodus in Lutheran and Reformed Pietism
Jenny Haase (Halle): Natur/Denken auf Reisen. Jesuitische Missionen und indigenes Wissen in Südamerika (18. Jahrhundert)
Hauptvorträge, 30. August
Moderation: Ulrike Gleixner
Julian Strube (Wien, Österreich): Mobilität und globale Verbindungen im kolonialen Kontext: Rammohan Roy und die Entstehung der vergleichenden Religionswissenschaft
Paul Peucker (Bethlehem, PA, USA): Eine Herrnhuter Theologie des Reisens
Hauptvorträge, 31. August
Moderation: Friedemann Stengel
Judith Becker (Berlin): Die doppelte Konstruktion der Dichotomie von „Mann“ – „Frau“ und „Eigenem“ – „Anderem“ in Reise und Begegnung. Die deutschsprachige evangelische Mission in Indien im frühen 19. Jahrhundert
Katharina Wilkens (Leipzig): Pilger- und Reiseberichte aus Westafrika um 1830
Sektion A: Gendered Journeys
Moderation: Julia Schmidt-Funke/Xenia von Tippelskirch
Julia Schmidt-Funke (Leipzig)/Xenia von Tippelskirch (Berlin/Tübingen): Gendered Journeys. Zur Einführung
Jan-Hendrik Evers (Marburg): Das „weibs stück“ auf Reisen – Zum Rollenbild der reisenden Frau im Spiegel der Selbstzeugnisse hallischer Pastoren in Nordamerika
Jessica Cronshagen (Oldenburg): „Meine Frau hat sich recht männlich betragen“ – Die Zuschreibung „männlicher“ und „weiblicher“ Praktiken in Reiseberichten durch unterschiedliche Naturräume. Die Herrnhuter Missionsehepaare Borck und Horn über ihre Reisen durch Surinam und Europa (ca. 1790–1814)
Benjamin Pietrenka (Heidelberg): Virtual Bodies in Transit: Moravian Gemeintag Meetings and New Protestant Pastoral Authorities, 1738–1746
Sektion B: Nachbereitung und Verwertung
Moderation: Alexander Schunka
Susanne Lang (Darmstadt): Das Dilemma des Künstlers beim Illustrieren eines Reiseberichts
Liliana Lewandowska (Toruń, Polen) (online): Pietisten-Bilder. Eine antipietistische Deutschlandreise Samuel Schelwigs, dargestellt anhand seines Reiseberichts Itinerarium Antipietisticum (1694)
Thomas Ijewski (Siegen): Pilgrimage by Sea and Land: Johann Christian Stahlschmidt’s Travelogue as a Pietist’s Biography
Moderation: Daniel Weidner
Martina Narman (Bern, Schweiz): Reisen als Antrieb für ökumenische Gedanken und ein friedliches interreligiöses Zusammenleben am Beispiel der Werke von Emilie Loyson-Meriman (1833–1909)
Paula Göbel-Lange (Halle): A. H. Niemeyers Reisen im Spiegel seiner Ämter und Rollen
Moderation: Yvonne Wübben
Anett Lütteken (Zürich, Schweiz): Allegorische(s) Reisen – „kürzer erzählt“. Zu einigen Spezifika der frühen deutschsprachigen Rezeption von John Bunyans The Pilgrim’s Progress
Daniel Weidner (Halle): Topographien des Glaubens: Der Methodismus und der englische Roman im 18. Jahrhundert
Sektion C: Forschungsreisen
Moderation: Julia Herzberg
Tatjana Feklova (St. Petersburg, Russland) (online): From Sporadic to Regular: The Academy of Sciences and the Documentation of Expeditions in the 18th and First Half of the 19th Century
Olga Trufanova (München): Food Practices in the Texts of the Second Kamchatka Expedition
Yvonne Kleinmann (Halle): „About Faith and other Customs“: The Second Kamchatka Expedition as a Religious Irritation
Moderation: Yvonne Kleinmann
Julia Herzberg (München): Exploring the Frost. Theory and Experience of Cold in the Russian Empire of the 18th Century
Joanna Kodzik (Paris, Frankreich): Die europäische Arktis aus der Sicht der Herrnhuter: Kulturelle Mobilität in den Reiseberichten aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts
Sünne Juterczenka (Göttingen): Erbauliches Reisen auf dem Papier: Religiöse Lesarten von Forschungsexpeditionen des 18. Jahrhunderts
Moderation: Rainer Godel
Michael Leemann (Göttingen): Aus Erfahrung. Reisen, Herrnhuter Missionspublizistik und Naturgeschichte im 18. Jahrhundert
Jana Kittelmann (Halle): Der Natur auf dem Fuß nachgehen. Naturkundliche Wanderungen und ihre publizistische Verwertung im 18. Jahrhundert
Sektion D: Pietistisches Reisen in Skandinavien
Moderation: Wolfgang Breul
Per von Wachenfeldt/Martin Åberg (Göteborg, Schweden): The diaspora workers and the people who followed them. Roads to Herrnhut and the Savior ca. 1740–1815
Sigrid Nielsby Christensen (Kopenhagen, Dänemark): The Moravian Society in Copenhagen and their local use of the global practice of watch words
Hanne Sanders (Lund, Schweden): Travelling as an important part of the Moravian organisation
Christer Ahlberger (Göteborg, Schweden)/Philipp Tögler (Bochum): Moravian Travel Experience in Dreams, Metaphors and Images. On the Use of Digital Humanities Methods and Cognitive Theory
Sektion E: Reglementierung von Mobilität
Moderation: Sebastian Kühn
Otto Teigeler (Düsseldorf): Abgebrochene Reisen – Das Debakel der Herrnhuter in Russland zu Lebzeiten Zinzendorfs
Corinna Kirschstein (Wien, Österreich): „Muthwilliges Umlauffen“. Mobilität als Laster
Julian Lahner (Bozen, Italien): Ein Ex-Mönch auf Umwegen: Philipp Nerius Purls Statement gegen den Josephinismus
Sektion F: Dinge auf Reisen
Moderation: Holger Zaunstöck
Stefano Saracino (Jena/München) (verlesen): Dinge auf Reisen im pietistisch-osmanischen Austausch
Daniel Haas (Hamburg): Das Osmanische Reich im Gepäck: Materielle Spuren einer Reise von Stephan Schultz in den Sammlungen der Franckeschen Stiftungen
Katherine Faull (Lewisburg, PA, USA): Tracing Moravian Manufacture, Material Objects and Religious Mission: Transatlantic Textile Journeys
Sektion G: Im Gepäck – Planung und Logistik
Moderation: Kim Siebenhüner
Ulrike Gleixner (Wolfenbüttel): Attention Vital! Advices and Packing Lists for Missionaries Traveling to India
Nadine Amsler (Bern, Schweiz): Packing Bags for China: Early Modern Jesuits’ Travel Preparations between Personal Choice and Corporate Logistics
Felicita Tramontana (Rom, Italien): Supplying the Mission. The Reformed Franciscans in Palestine and the Arrival of Friars, Food and Daily Objects (17th Century)
Moderation: Kim Siebenhüner
Christina Petterson (Canberra, Australien): Tools, baggage, and organisational changes. Moravian missionaries and their accessories
Carolin Sachs (Göttingen): „GOtt hat auch den Menschen / zum Wandern / Wandeln und Bewegen / mit Augen und Füssen versehen. On the issue of religion and confession within early apodemic writings
Peter Vogt (Herrnhut): “Pious innkeeper and godly tavern”. Concepts of hospitality and the accommodation of visitors in 18th century Moravian settlements
Sektion H: Europa – Koexistenzen, Konkurrenzen und Konversionen
Moderation: Veronika Albrecht-Birkner
Alexander Schunka (Berlin): Die Gleichgesinnten und die Anderen: Reisen und innerchristliche Kontaktaufnahmen im Umfeld des frühen Halleschen Pietismus
Lennart Gard (Berlin): Besuch von der Konkurrenz? August Hermann Franckes Reise in die Niederlande und seine Begegnung mit Johann Wilhelm Überfeld (1705)
Sebastian Kühn (Berlin): Von den Schwierigkeiten, sich abzugrenzen. Cyprians Reise in die Niederlande 1704
Moderation: Jan Stievermann
Adelisa Malena (Venedig, Italien): “Ever since my youth I have wished to talk and travel”. Heinrich Wilhelm Ludolf in Italy: Networks, Projects and Universal Church at the Turn of the 17th and the 18th Century
Wacław Pagórski (Nauki, Polen): „Wie die Eule unter den Krähen“? Konfession und Wahrnehmung während der Reisen deutscher Protestanten durch Polen im 17. Jahrhundert
Wolfgang Breul (Mainz): „Wenn ich mitten in der Angst wandele …“ – Die Reise des Herrnhuters Johannes Czolsch 1783 ins königliche Ungarn
Moderation: Thomas Ruhland
Thomas K. Kuhn (Greifswald): Sightseeing und Networking. Reisen des Basler Pietisten Hieronymus Annoni in den 1730er Jahren
Ruth Albrecht (Hamburg): Reisen im Auftrag der Judenmission: Hamburg als Ziel und Ausgangspunkt
Sektion I: Reisende Religion – Asien
Moderation: Claus Veltmann
Fred van Lieburg (Amsterdam, Niederlande): Fromme Globetrotter: Die niederländischen Indien-Kompanien als Vehikel des Pietismus
Benno Herr (Frankfurt am Main): The Derwish of the Christians zwischen Heimat und Fremde – religiöse Positionierungen im Reisebericht Joseph Wolffs (1795 – 1862)
Giulia Speciale (Wuppertal): Die Missionsreisen der Rheinischen Missionsgesellschaft auf Borneo im 19. Jahrhundert
Catherina Wenzel (Frankfurt am Main): Die Bedeutung von Reiseberichten des 19. Jahrhunderts in The Christian-Muslim Relations Projects (CMR1900), am Beispiel von Band 22 (Central and Eastern Europe)
Sabine Wolsink (Wien, Österreich): Orientalischer Poet, christlicher Apologet. Die Faszination für den Orient bei Isaäc da Costa und August Tholuck
Sektion K: Wirklichkeit und Imagination
Moderation: Peter Yoder
Jonathan Strom (Atlanta, GA, USA): Travel as a Constitutive Element of Pietist Conversion Narratives
Urban Claesson (Uppsala, Schweden): Innere Reisen – verschiedene Wege von Heilsordnungen in schwedischen Editionen des Kleinen Katechismus
Jan Stievermann (Heidelberg): „Wenige sich darum bekümmern, was jenseits des Meeres ist“: Traversing the Globe in August Hermann Francke’s 1724 Lecture on Cotton Mather
Moderation: Christian Soboth
Holger Zaunstöck (Halle): Reisen in das Land der Providenz. Die Instruktionen für Herumführer in den Glauchaschen Anstalten von 1741
Alessandro Nannini (Bukarest, Rumänien): A Pilgrimage to Truth. Aesthetics as Methodos in Alexander G. Baumgarten
Moderation: Karl Baier
Thomas Noack (Zürich, Schweiz): Emanuel Swedenborg. Ein Reisender in beiden Welten
Veronika Albrecht-Birkner/Stefanie Siedek-Strunk (Siegen): Reisen in die Zwischenwelt. Johann Heinrich Jung-Stillings Szenen aus dem Geisterreiche
Sektion L: Herrnhuter Reisen in Amerika
Moderation: Thomas Grunewald
Craig Atwood (Bethlehem, PA, USA): “I would walk 500 miles”: The Journey of the Moravian Single Sisters from Pennsylvania to North Carolina in 1766
Menja Holtz (Braunschweig): „Reisen indigener Herrnhuter*innen in Nordamerika" Impulsreferat mit anschließender offener Diskussion
Sektion M: (Zwangs)Migration in der Literatur
Moderation: Thea Sumalvico
Frederike Middelhoff (Frankfurt am Main): „Opfer ihrer Meynungen, alte aus Frankreich vertriebene Priester“. Glaubensflüchtlinge und Zwangsmigration im Spiegel der Rhein-Main-Romantik
Moderation: Frank Grunert
Christoph Schmitt-Maaß (München/Oxford, GB): Kritik der reisenden Vernunft. Zimmerreiseliteratur und Säkularisierungsthese
Thea Sumalvico (Halle): Von sinnlichen Ceremonien, Priestergewalt und katholischer Physiognomie. Friedrich Nicolais Katholikenbild in seinen Reisebeschreibungen
Stefan Borchers (Halle): Christian Wolff auf der Flucht. Die unfreiwillige Reise des Philosophen von Halle nach Marburg
Sektion N: Herrnhuter Seereisen und Digital Humanities
Moderation: Katherine Faull
Gisela Mettele (Jena): Pilger:innen auf schwankendem Boden. Meereserfahrungen in der Herrnhuter Brüdergemeine im 18. Jahrhundert
Martin Prell (Weimar/Jena): Potentiale der Digital Humanities für eine vernetzte Pietismusforschung
Sektion O: Bildungsreisen
Moderation: Jana Kittelmann
Thomas Grunewald (Halle): Der Graf auf Reisen. Netzwerke und männliche Weltbildung im 18. Jahrhundert
Paul Philipp Beckus (Halle): „… daß also dieser letzte Bekehrungs-Effect so vergeblich war, als die vorigen“. Interkonfessioneller Austausch als Teil der Herrschererziehung am Beispiel der Kavaliersreise des Grafen Heinrich XI. zu Reuß-Greiz
Jan Martin Lies (Mainz): Die Kavalierstour Heinrich Ernsts von Stolberg-Wernigerode 1738: Transformation in der Adelskultur
Zum 2. Teil des Berichts: https://www.hsozkult.de/conferencereport/id/fdkn-134232
Anmerkungen:
1 Thomas Müller-Bahlke, Geleitwort, in: Anne Schröder-Kahnt/Claus Veltman (Hrsg.), Durch die Welt im Auftrag des Herrn. Reisen von Pietisten im 18. Jahrhundert, Halle 2018, S. 6-9, hier S. 6.
2 Die Beteiligung an der Abfassung dieses Berichts von G. C. Bellinzona und D. Haas wurde gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) – GRK 2008 – 242138915.