5 Promotionsstip. "Kunstgeschichte, Musikwissenschaft, Neuere Deutsche Literaturwissenschaft, Philosophie, English oder American Literature und Medienwissenschaft" (eikones Graduate School, Univ. Basel)

Von
Helen Dunkel

Ausschreibung von 5 Promotionsstipendien, davon eines der Hans und Renée Müller-Meylan-Stiftung Basel

in den Fachbereichen Kunstgeschichte, Musikwissenschaft, Neuere Deutsche Literaturwissenschaft, Philosophie, English oder American Literature und Medienwissenschaft.

eikones, der Nationale Forschungsschwerpunkt Bildkritik an der Universität Basel, untersucht seit 2005 die Frage nach der Macht und Bedeutung der Bilder in interdisziplinärer Forschung. Er vereint dazu mehr als 40 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen, deren Promotions- und Postdoc-Projekte sich in Modulen mit spezifischen Fragestellungen gruppieren. Ein integraler Teil des NFS Bildkritik ist zudem eine Graduate School, die den Promovierenden vielfältige Möglichkeiten zum interdisziplinären Engagement bietet.

Die neue Graduate School beginnt im Oktober 2014. Dafür werden insgesamt 5 Promotionsstipendien für maximal drei Jahre vergeben. Es werden Projekte gefördert, die Bilder unter einem Gesichtspunkt untersuchen, der mit einem heuristischen Leitbegriff des NFS Bildkritik verbunden ist: der «Singularität der Bilder».

Mit dem Terminus der «Singularität der Bilder» ist eine Heuristik formuliert, die dem Gegenstand der Forschung des NFS, dem Bild und den Bildern, ihrer Genese und Geschichte, ihrer Rolle in Praxis und Theorie, auf besondere Weise angemessen ist. Es werden drei Dimensionen von Singularität unter-schieden, die sich gegenseitig komplementieren und in einem engen Wechselverhältnis stehen:

a) Singularität einzelner Bilder im Bezug auf eine Vielfalt von Bildern
Die Bildwissenschaft hat lange Zeit das einzelne Bild fokussiert und damit oft zugleich das künstlerisch oder historisch einzigartige Bild privilegiert. Innerhalb des NFS herrschte dagegen von Anfang an eine fruchtbare Spannung zwischen dem Bild im Singular und Bildern im Plural, denn die Macht und Bedeutung des einzelnen oder einzigartigen Bilds ist nur durch sein Verhältnis zu einer Vielfalt von anderen Bildern zu analysieren. Da die Hervorhebung eines einzelnen Bildes dessen Relationierung zu anderen Bildern ein- und nicht ausschliesst, handelt es sich gerade nicht um einen Dualismus, der zu einer Entscheidung zwischen Singular oder Plural zwingen würde. Wir sprechen deshalb mit Blick auf das einzelne, zugleich herausgehobene und relationierte Bild von einer «Singularität der Bilder».

b) Singularität einer Konstellation von Bildern
In einer zweiten Hinsicht können auch die Konstellationen, in denen einzelne, mehr oder weniger her-ausgehobene Bilder zueinander stehen, als singulär verstanden werden. Bilder in Konstellationen zu analysieren, heisst jedoch nicht, ein «System der Bilder» anzunehmen, in dem Bilder in Analogie zu einem strukturalistischen Verständnis von «Zeichensystemen» rein differentiell und systemintern bestimmt wären. Vielmehr bedeutet es, die Singularität der Konstellationen und der Pluralität von Bildern in ihrer eigentümlichen historisch gewordenen und für Bilder spezifischen Form zu verstehen. Konstellationen von Bildern schliessen so unterschiedliche Gegenstände ein wie menschliche Artefakte und Kunstwerke, physikalisch-optische Erscheinungen, Produkte psychischer, kognitiver und apparativer Prozesse sowie Phänomene sprachlich-semantischer, szenisch-performativer und akustisch-musikalischer Natur.

c) Singularität von Bildern innerhalb von Praktiken
Bilder und bildaffine Phänomene sind schliesslich im Zusammenhang von künstlerischen, sozialen, epistemischen, religiösen, ökonomischen und skripturalen Praktiken zu betrachten und erweisen sich in diesen Zusammenhängen auf eine dritte Weise als singulär. Sie tragen dazu bei, dass diese Praktiken überhaupt zur «Anschauung» kommen, arretiert, formatiert und in unterschiedlichem Grade auch verdichtet werden. Sie gewinnen dadurch eine eigene, irreduzible «Macht und Bedeutung», die ebenso Kontinuitäten gewährleistet wie sie Veränderungen anzuregen und neue Praktiken zu begründen vermag, die überhaupt erst durch die Formatierungs- und Verdichtungsleistungen der Bilder denkbar und möglich werden.

Die geförderten Dissertationsprojekte sollen sich auf das hier skizzierte heuristische Konzept der «Singularität der Bilder» beziehen und es im Rahmen ihrer eigenen methodischen und disziplinären Voraussetzungen zur Anwendung bringen.

Weitere Informationen zu den Stipendien und zum Bewerbungsverfahren finden Sie unter
http://www.eikones.ch/stellen

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Englisch, Deutsch
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