Auf dem Gebiet Ungarns leben seit Jahrhunderten Deutsche. Insbesondere nach der Einnahme des bis zum 17./18. Jahrhundert unter osmanischer Herrschaft stehenden Gebiets durch die Habsburger und ihre Verbündeten nahm die Ansiedlung von Deutschen stark zu. Im 20. Jahrhundert verringerte sich deren Zahl wieder durch Vertreibung, Deportationen, Auswanderung sowie freiwillige und erzwungene Akkulturationsprozesse. Jene, die sich heute zur deutschen Nationalität bekennen, genießen einen Status als gesetzlich anerkannte nationale Minderheit. Heft 1.20 der Spiegelungen nimmt die Ungarndeutschen aus geschichts-, sprach- und kulturwissenschaftlicher Perspektive in den Blick. Im Mittelpunkt stehen dabei Fragen des Sprachgebrauchs, der Bildung, der Identität und des Folklorismus.
WISSENSCHAFT
Ungarndeutsche heute – Sprache und Zugehörigkeit
Editorial
Elisabeth Knipf-Komlósi, Claudia Maria Riehl: Einleitung
Elisabeth Knipf-Komlósi: Ein soziolinguistischer Streifzug zur Sprache der deutschen Minderheit in Ungarn
Ágnes Huber: Ist ungarndeutsche Identität wählbar?
Michael Prosser-Schell: Folklorisierung als Aspekt der Kultur der deutschen „Nationalen Minderheit“ in Ungarn
Ágnes Tóth, János Vékás: Nationalitäten in Ungarn 2001–2011. Ethnodemographische Prozesse im Spiegel der Volkszählungen
Institutionen
Monika Jäger-Manz: Die Sprachlernwerkstatt in Baja. Ein innovativer Lernort der Pädagoginnen- und Pädagogenausbildung Márta Müller: Bildungswesen der Ungarndeutschen
Quellen
Rainer Schubert: Lucian Blagas Die Entstehung der Metapher und der Sinn von Kultur
Projektwerkstatt
Katalin Gajdos-Frank: Die Ungarndeutschen unter Überwachung in den Jahren 1945 bis 1956
Fokus: Rijeka – Europäische Kulturhauptstadt 2020
Angela Ilić: Vielfältige Erinnerungen an eine heterogene Stadt. Rijeka, Kulturhauptstadt Europas 2020
Ilona Fried: “Out to Sea, Hungarians!” History, Myth, Memories: Fiume 1868–1945
Ivan Jeličić: Is there Space for Remembering Habsburg World War One in Rijeka? Considerations on the Monument to the Heroic Sailor in Sušak
Rezensionen
Lyubomyr Borakovskyy: Zwischen Liebe, Verständigung und Hass. Die Darstellung religiöser Konflikte in der Literatur Galiziens (1848–1914) (Alla Paslawska) / Benjamin Conrad, Hans-Christian Maner, Jan Kusber (Hgg.): Parlamentarier der deutschen Minderheiten im Europa der Zwischenkriegszeit (Judit Pál) / Norbert Otto Eke (Hg.): Herta Müller-Handbuch (Christina Rossi) / Mariana Hausleitner: „Viel Mischmasch mitgenommen“. Die Umsiedlungen aus der Bukowina 1940 (Andrei Corbea-Hoișie) / Christine Magerski: Imperiale Welten. Literatur und politische Theorie am Beispiel Habsburg (Clemens Ruthner) / Aneta Stojić, Anita Pavić Pintarić (Hgg.): Kroatiens Küste im Lichte der Habsburgermonarchie (Sanja Lazanin) / Ágnes Tóth (Hg.): Quellen zur Geschichte der Deutschen in Ungarn 1944–1953 / Dokumentumok a magyarországi németek történethez 1944–1953 (Michael Prosser-Schell)
Berichte
Internationale Tagung: „Von der ‚Selbsthilfe‘ zur Fremdsteuerung. Zur politischen Geschichte der Deutschen in Rumänien 1933–1938“ (Enikő Dácz, Florian Kührer-Wielach, Tobias Weger) / Internationale Konferenz in Konstanza: „Deutsche Sprache und Kultur in Bessarabien, Dobrudscha und Schwarzmeerraum“ (Alice Buzdugan) / Writing History in Multicultural Regions of Southeastern Europe: The Role of Special Libraries and Archives (Mihovil Dabo)
LITERATUR
Robert Balogh: Ich habe hier nichts mehr zu suchen!
Noémi Kiss: Turner
Noémi Kiss: Egel
Thomas Perle: in der mitte. meiner. in der des landes. bericht des katzendorfschreibers.
Lucian Hirsch: Hypothesen
Márton Kalász: Gedichte
Angela Korb: Gedichte
Christian T. Klein: Gedichte
Johannes Zultner: Gedichte
Nora Iuga: in gedanken nenne ich dich Herr Lineal
José F. A. Oliver: zum tode Werner Söllners
Rolf-Bossert-Gedächtnispreis 2020
Prolegomena: Hellmut Seiler / Alexander Estis: Kleines Neurotikon. Auswahl / Würdigung: Nora Iuga
FEUILLETON
Aspekte
Renate Lunzer: Die Remythologisierung der Mythen. Bemerkungen zur Nachhaltigkeit des „Unternehmens Fiume“
Tobias Zervosen: Otto Bartning und das Notkirchenprogramm. Ein modellhafter Beitrag zum Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg
Angela Ilić: Die Bartning-Diasporakapelle im oberschwäbischen Erolzheim. Ein Ort der Beheimatung für Vertriebene und Geflüchtete
Klaus Hübner: „Ich glaube nicht an Realismus“. Interview mit Iris Wolff
Gabriella Sós: Die ungarndeutsche Dialektologie ab den 1960er-Jahren in Ungarn – Zwei namhafte Vertreter erinnern sich. Interview mit Katharina Wild und Karl Manherz
Personalia
Walter Engel: „Es war die Freiheit, die ich meine ...“. Dem Schriftsteller und Kulturjournalisten Franz Heinz zum 90. Geburtstag
Ingeborg Szöllösi: Der Sprung über den Stein. Eine Würdigung von Gert Fabritius’ Kunst anlässlich seines 80. Geburtstages
BesprechungenMarko Dinić: Die guten Tage (Klaus Hübner) / Helmut Erwert: Elli oder Die versprengte Zeit (Márta Magyar) / Edit Király, Olivia Spiridon (Hgg.): Der Fluss. Eine Donau-Anthologie der anderen Art (Klaus Hübner) / Saša Stanišić: Herkunft (Dominik Zink) / Iris Wolff: So tun, als ob es regnet (Jürgen Israel)
FORUM
Aus dem IKGS