Liebe Leserinnen und Leser von H-Soz-Kult,
nachfolgend finden Sie eine Aufstellung der im Juni 2013 neu ins Themenportal Europäische Geschichte eingestellten Artikel, Essays, Materialen und Quellenauszüge.
Essays und Artikel:
Kössler, Till: Demokratie und Demokratieerfahrung. Die spanische Zweite Republik (1931-1936/39) in der europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts.
Abstract:
In der globalen Erinnerung ist die spanische Geschichte der frühen 1930er-Jahre zu einem prominenten Symbol für die europäische Geschichte im „Zeitalter der Extreme“ geworden. Das Scheitern der Zweiten Republik der Jahre 1931–1936 und der anschließende blutige Bürgerkrieg werden immer wieder als Parabel der Geschichte Europas in der Zwischenkriegszeit gelesen. Der Niedergang der spanischen Demokratie gilt als extremes Beispiel für die politische Instabilität und die weltanschauliche Polarisierung der europäischen Gesellschaften vor dem Zweiten Weltkrieg. Darüber hinaus scheint die spanische Entwicklung in besonderem Maße durch den Aufstieg radikaler Ideologien – Anarchismus und Kommunismus auf der einen Seite, militanter Nationalkatholizismus und bald auch Faschismus auf der anderen Seite – geprägt zu sein.
Die beiden wichtigsten Lesarten der Geschichte der Zweiten Republik geben diesen Sichtweisen Ausdruck. Seit den 1960er-Jahren hat sich eine modernisierungstheoretische Deutung der spanischen Geschichte des 20. Jahrhunderts durchgesetzt. In ihrer klassischen Form sieht sie die frühen 1930er-Jahre durch eine Reihe von Strukturkrisen geprägt. Dazu zählten die Auseinandersetzungen zwischen Großgrundbesitzern und besitzlosen Landarbeitern, das Problem der übermäßigen gesellschaftlichen Bedeutung des Militärs, die politische und gesellschaftliche Macht der katholischen Kirche sowie der Konflikt zwischen den Regionalnationalisten in den industriell fortgeschrittenen Regionen Katalonien und dem Baskenland und dem administrativen zentralspanischen Wasserkopf Madrid. Spanien, so die Deutung, sei in „zwei Spanien“ geteilt gewesen: ein progressiv-modernes und ein reaktionäres, nationalistisches Lager. Die Stärke der traditionellen Allianz von Landbesitzern, Militärs und Kirche habe die ambitionierten Reformversuche der republikanisch-sozialistischen Kreise zum Scheitern verurteilt und zu einer gesellschaftlichen Pattsituation geführt, die erst durch den Bürgerkrieg autoritär gelöst wurde. ….
In: Themenportal Europäische Geschichte (2013), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2013/Article=625>.
Aus dem Band „Kultur und Beruf in Europa“, Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2012:
Marung, Steffi: Ungleiche Schwestern in der europäischen Familie: Russische Orientalistik und sowjetische Afrikanistik als Teil der europäischen Regionalwissenschaften seit dem Ende des 19. Jahrhunderts.
Abstract:
Aus mindestens zwei Richtungen wären Nachfragen wegen der Themenwahl für diesen Essay zu erwarten. Zum einen: Waren russische und sowjetische Fachleute für außereuropäische Weltregionen Teil der europäischen wissenschaftlichen Gemeinschaft? Und zum anderen: Die hier vorzustellende Berufsgruppe beschäftigte sich nun gerade nicht mit Europa, sondern verfolgte ein professionelles Interesse an gänzlich anderen Weltregionen. Inwiefern kann also für sie ein Platz in diesem Band gefunden werden? Die erste Frage sei eingangs schon einmal eindeutig bejaht, bevor dies weiter unten näher erläutert wird. Und zur zweiten wird im Folgenden zu zeigen sein, dass der Bezug auf Europa bei der Herausbildung der russischen Orientalistik und der sowjetischen Afrikanistik seit dem 19. Jahrhundert eine nicht zu unterschätzende Rolle spielte. Diese Verbindung ergab sich nicht zuletzt deshalb, weil „in Afrika“ und „im Orient“ konkurrierende Europa-Vorstellungen und Europäisierungsprojekte aufeinander trafen: nämlich Vorstellungen von Afrika als Ergänzungsraum des europäischen Hochimperialismus einerseits und Afrika als Aktions- und Zielraum der revolutionären Avantgarde unter Führung der sich als anti-kolonial und anti-imperial(istisch) verstehenden Sowjetunion andererseits. Doch obwohl – oder vielleicht gerade weil – es diese Konkurrenz gab, war der vergleichende Blick auf andere europäische politische und wissenschaftliche Projekte in und mit diesen Weltregionen zentral. In welcher Weise dieser Bezug hergestellt wurde, wandelte sich und wurde besonders in Krisenmomenten immer wieder neu verhandelt.
So spiegelt sich in der Quelle, auf die sich dieser Essay bezieht, ein Moment großer Verunsicherung. Gleichzeitig wurde sich hier noch einmal Vergewisserung verschafft in Bezug auf die wissenschaftliche und gesellschaftliche Position zweier Regionalwissenschaften, deren Geschichte in der Sowjetunion mal enger, mal loser miteinander verknüpft war. ….
In: Themenportal Europäische Geschichte (2013), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2013/Article=621>.
Ristović, Milan: In the Government's Service and in the Shadow of the State: Civil Servants in the Serbian and Yugoslav Social Context in the 19th and 20th Centuries.
Abstract:
Critique of bureaucratic careerism of senior and junior civil servants was among the frequent topics in comedies of character written by the most famous Serbian writer Branislav Nušić (1864–1938). In their effort to “earn the rank” they stopped at nothing to get a promotion, like some of his characters whose greatest desire, regardless of abilities and education, was to succeed in getting into civil service. Throughout the nineteenth century, from the gradual expansion of the autonomy of the Principality of Serbia, as an Ottoman vassal, to an independent Principality (1878) and the Kingdom of Serbia (since 1882), the Serbian society, predominantly rural, was slowly changing its structure, experiencing all “birth pangs” of modernisation. Rudimentary administration of the autonomous Principality of Serbia rested on a few literate domestic clerks as well as educated Serbs and other immigrants from the Habsburg Monarchy. Since the 1840s the state started to send an increasing number of students to study at foreign universities with state scholarships. After returning to the country, in addition to the Belgrade Higher School (founded in 1863, since 1905 the University of Belgrade), they largely filled the ranks of civil servants as the state administration expanded. High schools, both lower and higher, and teacher’s schools produced the more numerous, poorly paid echelon of civil servants. The “European experience” of the Serbian political and intellectual elite until 1914, with many among them having diplomas from European universities, was extremely important in shaping the Serbian variant of middle-class culture, modernisation of society and state, and development of institutions. However, this experience was not strong enough to set an example for the change of attitude toward practical skills and professions associated with them. After all, even Nikola Pašić (1845–1926), the patriarch of Serbian politics at the turn of the century, with a diploma from the Zurich Polytechnic, did not choose to pursue his career as a civil engineer but opted for politics and civil service. ….
In: Themenportal Europäische Geschichte (2013), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2013/Article=623>.
Materialien und Quellenauszüge:
Zozaya, Antonio: El Imposible Regreso (01.12.1931). In: Themenportal Europäische Geschichte (2013), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2013/Article=626>.
Aus dem Band „Kultur und Beruf in Europa“, Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2012:
Wissen für eine neue Weltordnung. Die Perspektiven der Perestroika in der sowjetischen Zeitschrift Narodi Azii i Afriki (1989). In: Themenportal Europäische Geschichte (2013), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2013/Article=622>.
Civil Servants in the Serbian and Yugoslav Social Context: Report by the Belgrade City Administration About Improper Conduct of Junior Civil Servants (1901) and Law on Civil Servants and Other Civil Public Employees of the Kingdom of Serbs, Croats and Slovenes (Yugoslavia) (1923). In: Themenportal Europäische Geschichte (2013), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2013/Article=624>.
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