I. Einführung
Napoleon war tot. Doch seine Herrschaft hatte Spuren hinterlassen, auch in der Struktur der deutschen Kirchenterritorien. Teile der ehemaligen Erzbistümer Mainz, Köln und Trier schufen die Grundlage für das am 23. November 1827 neu errichtete Bistum Limburg. Die 1235 geweihte Stiftskirche von Limburg wurde in den Rang einer Kathedrale zu Ehren des heiligen Georg und des heiligen Nikolaus erhoben und auf Veranlassung des Herzogs Wilhelm von Nassau mit liturgischen Gefäßen, erzbischöflichen Kennzeichen von Macht und Würde und bedeutenden Reliquiaren aus vormals kurtrierischem Besitz ausgestattet. Zusammen mit den liturgischen Objekten der alten Stiftskirche und den Insignien der nachfolgenden Bischöfe bilden sie den Domschatz, der zuerst in der Messdienersakristei der Stadtkirche von Limburg und seit 1959 in einem Kellerraum des Bischöflichen Ordinariats aufbewahrt wurde.
1903 forderte der damalige Bischof von Limburg, Dr. Dominikus Willi, alle Kirchengemeinden auf, sakrale Gegenstände, die in den Pfarrkirchen keine Verwendung mehr fanden, zum Aufbau eines Museums zur Verfügung zu stellen. Unter der Leitung des Domkapitulars, Dr. Matthias Höhler, wurde am 15. September 1905 das Diözesanmuseum in Anwesenheit Kaiser Wilhelms II. und der Kaiserin Auguste Viktoria eröffnet. Die Ausstellungsräume im Ostflügel des Limburger Schlosses erwiesen sich jedoch auf die Dauer gesehen nicht als ideal, da es keine Heizung, keine künstliche Beleuchtung und keinen Wasseranschluss gab. Daher wurde das Museum 1976 geschlossen.
Nach diesem langen Interim konnten 1985 der Domschatz und die Bestände des ersten Diözesanmuseums in einem eigenen Gebäude, dem sogenannten „Leyenschen Haus“, zusammengeführt werden. Die in unmittelbarer Nähe zum Dom gelegene Hofanlage aus dem 16. bis 18. Jahrhundert gehörte zum Burgareal und war später Sitz der kurtrierischen Kellerer. Während das äußere Erscheinungsbild weitgehend unverändert blieb, wurden im Inneren Modernisierungen und Veränderungen vorgenommen, um die Örtlichkeit ihrer neuen Funktion als Museum anzupassen. Im Erdgeschoss befinden sich der Empfangsbereich und ein Raum für Sonderausstellungen. Fünf Räume im oberen Stockwerk präsentieren die Dauerausstellung zu Glaubenszeugnissen und sakralen Kunstwerken aus zwölf Jahrhunderten, wohingegen die beiden Räume im Keller dem Domschatz vorbehalten sind.
Der Name Staurothek bezieht sich auf ein während des vierten Kreuzzugs in Konstantinopel erbeutetes byzantinisches Reliquiar aus dem 10. Jahrhundert, das mehrere Holzpartikel birgt, die vom Kreuz Jesu Christi stammen sollen und zu den bedeutendsten Goldschmiedearbeiten des Limburger Domschatzes zählt. Ursprünglich stand der Begriff symbolisch für den Domschatz, heute meint er jedoch das gesamte Museum, das im übertragenen Sinne als Behältnis für die darin enthaltenen Schätze gelten kann.
Im 19. Jahrhundert wurden zahlreiche Diözesanmuseen gegründet, um die funktionslos gewordenen sakralen Objekte vor der Vernichtung und Profanisierung zu bewahren, aber auch, um auf die historische Funktion und Bedeutung der Kirche in einer durch Säkularisation und Revolution veränderten Gesellschaft hinzuweisen. Im Gegensatz zu den Museen mit weltlichem Träger liegt der Focus der kirchlichen Museen nicht auf der Entwicklung der Kunststile oder der geschichtlichen Einordnung der Objekte, sondern auf der Vermittlung von Glaubensinhalten. Sie sollen spirituelle Hilfestellung leisten, einen Zugang zu Glauben und Kirche ermöglichen und eine Brücke schlagen zu den Menschen, die mit den üblichen Angeboten nicht erreicht werden können. Aus diesem Grunde bevorzugen manche Museen neutrale Namen, so nennt sich beispielsweise das Haus in Würzburg „Museum am Dom“.
II. Die Homepage
Schon seit einigen Jahren bestand der Wunsch, das Museum auch im Netz vorzustellen. Nun endlich konnte der Direktor, Dr. Gabriel Hefele, gemeinsam mit dem Diplom-Designer Michael Benecke diesen Plan verwirklichen. Nach Eingabe der Internetadresse, gelangt man auf die Startseite des Museums, und von oben schiebt sich vor einem roten, mit dem vervielfältigten Logo des Museums ausgefüllten Hintergrund, die Staurothek ins Blickfeld. Klickt man auf den Schriftzug des Museums, wird man auf eine ähnlich aufgebaute Seite weitergeleitet, auf der von rechts nach links ein kleiner vom heiligen Georg verfolgter Drache panisch über den Bildschirm hastet. „Wie’s ausgeht? ... Schauen Sie in unsere Homepage.“ Allerdings wird diese Animation nicht von allen Browsern unterstützt und ist abhängig von den individuellen Einstellungen. Währenddessen kann darüber philosophiert werden, ob aus Georg auch ein Heiliger geworden wäre, wenn ihm der Drache entwischt wäre. Oder man kann die wilde Verfolgungsjagd durch einen weiteren Kontakt mit der Schrift unterbrechen. Linksbündig angeordnet finden sich auf der Haupseite des Museums verschiedene Buttons. Unter dem Punkt Aktuelles sind alle wichtigen Termine aufgelistet. „Kunst in der Mittagspause“ findet jeweils an einem Dienstag oder Mittwoch von 12.30 Uhr bis circa 12.45 Uhr statt und stellt ein oder zwei Kunstwerke vor. Diese Führungen, die als „Kunst zum Feierabend“ am selben Tag um 18.30 Uhr wiederholt werden, beziehen ebenfalls die Kunstdenkmäler der Stadt Limburg mit ein. Zusätzlich werden einstündige Führungen „Sonntags um 3“ zu einem umfangreicheren Themenkomplex angeboten. Das „Kunstgespräch am Abend“ bietet die Möglichkeit zu ausführlichen Diskussionen bei einem Glase Wein. Darüber hinaus wird auf die Seite mit den laufenden Sonderausstellungen verwiesen, ein Blick ins Archiv bietet eine Auswahl der früheren Sonderausstellungen. Eine einzige Seite ist der Geschichte und der Konzeption gewidmet, wobei letzteres den Grundriss der einzelnen Stockwerke und die Platzierung der Ausstellungspartimente meint. Domschatz und Staurothek gehen auf dessen Geschichte und einige herausragende Stücke wie die Staurothek, das sogenannte Petrusstab-Reliquiar mit einem Teil des spätantiken Konsularstabes, ein Weihereliquiar und eine Mitra pretiosa ein. Hier wird ein visueller Rundgang angeboten. Nimmt man das Angebot wahr, begrüßt Bischof Franz Kamphaus den Besucher und erläutert in wenigen Worten den Ursprung und die Aufgabe der Diözesanmuseen. Es folgt eine Darstellung der drei Stockwerke im Grundriss, deren einzelnen Räume und Abteilungen mit Buchstaben versehen sind. Es bleibt dem Besucher überlassen, ob er die Buchstaben anklickt, um gezielt einen Bereich näher zu betrachten, oder ob er dem vorgegebenen Rundgang folgt. Neben einem Gesamteindruck der Räume werden einige Objekte in Auswahl gezeigt. Unter dem Punkt Diözesanmuseum präsentieren sich die wertvollsten Ausstellungsstücke, darunter die Dernbacher Beweinung, eine figürliche Terrakottagruppe aus der Zeit um 1420, der heilige Georg im Kampf mit dem Drachen und ein spätmittelalterlicher Altarbehang. Auch hier besteht wieder die Möglichkeit, den visuellen Rundgang zu machen. Das Archiv führt zu den bereits bekannten früheren Sonderausstellungen. In der Rubrik Info findet man die üblichen Informationen bezüglich Anschrift, Öffnungszeiten, Preisen und Ähnliches. Der offizielle Museumsflyer kann wahlweise in Deutsch, Englisch oder Französisch als PDF-Datei geöffnet werden. Falls man über keinen Adobe Acrobat Reader verfügt, besteht die Möglichkeit, ihn dort herunterzuladen. Im Impressum und Kontakt ist als Träger des Museums das Bistum Limburg genannt und noch einmal die Kontaktdaten. Darüber hinaus können Parkmöglichkeiten als PDF-Datei geöffnet und ein interaktiver Stadtplan und Routenplaner aufgerufen werden. Unter Publikationen wurde bisher kein Eintrag vorgenommen. Im Pressezentrum steht noch einmal der Museumsflyer im Mittelpunkt. Zuletzt folgen Links zu Museen und Galerien, zum Bistum Limburg und zur Homepage des Diplom-Designers Michael Benecke.
III. Zum Informationsgehalt der Seite
Sehr ausführlich und übersichtlich wird über die aktuellen Aktivitäten und früheren Sonderausstellungen des Museums informiert. Viel zu kurz geraten ist dagegen die Geschichte des Museums. An dieser Stelle sollte auch auf die Bedeutung des Namens Staurothek für das Museum und auf dessen Auftrag eingegangen werden, der sich, wie oben beschrieben, von dem der weltlichen Museum durchaus unterscheidet. Die wenigen Sätze des Bischof Kamphaus genügen nicht. Der visuelle Rundgang, der besser ein virtueller Rundgang wäre, findet sich in vollem Umfang unter den Punkten Domschatz und Diözesanmuseum. Es wäre sinnvoll, in der jeweiligen Rubrik nur den besprochenen Teil als Rundgang anzubieten. Während dieser Begehung kommt man zu einer Objektauswahl der aktuellen Sonderausstellung. Man erfährt leider nicht, welche das sein soll, völlig verwirrend ist allerdings die Tatsache, dass es zur Zeit gar keine aktuelle Sonderausstellung gibt. Der Sektor Publikationen ist augenblicklich noch leer. Ob hier einmal Werke aufgeführt werden, die vom Museum selbst herausgegeben werden oder Veröffentlichungen über das Museum, bleibt unklar. Der in den 60er Jahren geschriebene Museumsführer ist inzwischen völlig überholt und müsste dringend aktualisiert werden. Der Domschatz wurde von Matthias Kloft in seiner jüngsten Arbeit über den „Dom und Domschatz in Limburg an der Lahn“ bearbeitet. Ein Organigramm, eventuell mit einer Kurzvita des Direktors, könnte zur Transparenz der Mitarbeiterstruktur des Museums beitragen. Außerdem fehlt ein Hinweis auf die beiden Magazine des Museums und die Bibliothek des bischöflichen Ordinariats. Den Museumsflyer unter dem Punkt Pressezentrum aufzuführen, ist unnötig, da er bereits in der Info zur Verfügung steht. Da Limburg von vielen Touristen besucht wird, ist das vorhandene Informationsblatt in zwei Fremdsprachen ein wichtiger Beitrag für die internationale Wirkung des Hauses. Einen Routenplaner einzubauen und mögliche Parkgelegenheiten als Orientierung zu nennen, ist angesichts der zahlreichen fremden Besucher eine gute Idee, denn nur die Kenntnis der Schleichwege und erstaunliche Fähigkeiten im Rückwärtsfahren garantieren einen Parkplatz direkt beim Museum. Die willkürlich ausgewählte Reihe der Links ist beliebig erweiterbar, wie man auf der Homepage des Instituts für Kunstgeschichte der Johannes Gutenberg-Universität Mainz sehen kann. Es ist festzuhalten, dass einerseits mehr Hintergrundinformationen wünschenswert wären, andererseits Wiederholungen den Internetauftritt unnötig aufblähen.
IV. Design und Navigation
Prächtig und geschmackvoll wirkt der rote Hintergrund mit dem Logo des Museums auf der Startseite. Dieser Hintergrund wird ebenfalls für die Präsentation der Räume und Exponate während des Rundgangs gewählt. Um die Sonderausstellung von der Dauerausstellung abzuheben, wechselt man ins Blaue, was eine gelungene optische Abgrenzung ergibt. Die restlichen Seiten werden von einer Zeichnung hinterfangen, auf welcher Dom und das „Leyensche Haus“ erkennbar sind. Die beiden interaktiven Comicfiguren laden den Besucher in spielerischer Manier zu einem Besuch der Website ein. Es ist auch von Vorteil, dass jede Seite gedruckt werden kann und ein Button am Seitenende wieder zum Seitenanfang führt. Positiv ist auch der für die PDF-Dateien zur Verfügung gestellte Adobe Acrobat Reader zu bewerten.
Die Qualität der Fotografien ist dagegen verbesserungswürdig. Besonders die aufgrund der Spiegelung schwer zu fotografierenden Goldschmiedearbeiten zeichnen sich durch Unschärfe aus. Keines der Bilder kann vergrößert werden, und leider gibt es auch von den Highlights nur eine einzige Aufnahme, manchmal sogar nur eine Detailwiedergabe. Während des virtuellen Rundgangs kann man in der Regel zum vorigen Objekt zurückkehren, manchmal gelangt man aber wieder an den Anfang und zwar dann, wenn ein neues Stockwerk betreten wird. Das System - falls es sich um eines handelt - versagt allerdings bei Raum II des Domschatzes. Von dort gelangt man nicht in Raum I, sondern wieder zum Ausgangspunkt. Bei jeder zweiten oder dritten Abbildung führt ein Button mit der Bezeichnung Lageplan wieder an den Anfang zurück. Ein einzelner seitlicher Link wäre effizienter. Im Großen und Ganzen ist die Website jedoch benutzerfreundlich gestaltet.
Diese Homepage steht noch am Anfang. Sie kämpft noch mit den Kinderkrankheiten, und ich bin sicher, sie wird im Laufe der Zeit überarbeitet, ausgebaut und perfektioniert werden. Vielleicht wird es sogar einmal eine Datenbank geben. Trotz der kleinen Defizite ist es den Verantwortlichen gelungen, einen Einblick in das Museum zu ermöglichen und das Interesse für einen realen Besuch zu wecken. Die Situation des Bistums Limburg ist angespannt und die des Museums klein. Neben den umfangreichen Aufgaben der Museumsführung, musste die Mitarbeiterzahl Direktion nun möglichst schnell ein Konzept für diese Präsentation erstellen, denn die Domain wurde bereits im Jahr 2003 angemeldet und verursacht dem Bistum Kosten.
Es ist auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung, um den Rang dieses – gemessen an Köln - kleinen, aber sehr qualitätsvollen Museums zu betonen.